Apotheken verkaufen trotz Rezeptfreiheit nicht mehr „Pillen danach“ als gewöhnlich
Ansturm bleibt aus

Die Befürchtungen haben sich nicht bestätigt: Obwohl die Pille danach seit einem Monat rezeptfrei in Apotheken erhältlich ist, bleibt der Ansturm aus. Die Nachfrage in Kirchheimer Apotheken hat sich kaum ­verändert.

Kirchheim. Seit genau einem Monat ist die „Pille danach“ rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Was Kritiker zuvor befürchtet haben, scheint sich seitdem in Kirchheimer Apotheken nicht zu bestätigen: Obwohl der Weg zu dem Nachverhütungsmittel nun nicht mehr über den Frauenarzt sondern nur noch in die Apotheke führt, können diese keine erhöhte Nachfrage verzeichnen. Die Pinguin Apotheke im Kirchheimer Teck-Center verkaufte die „Pille danach“ seit Mitte März gerade zweimal. Ähnliche Erfahrungen machten die Schneider und Adler Apotheke in der Stadtmitte.

In der Pinguin Apotheke ist man für den Fall der Fälle bestens ausgerüstet. „Wir haben extra einen Fragebogen ausgearbeitet, den wir mit den Frauen durchgehen“, erzählt Filialleiterin Anke Steinacher. In der Checkliste stehen Fragen nach Alter, der letzten Periode, dem ungeschützten Sex und anderen Medikamenten, die möglicherweise Wechselwirkungen mit der „Pille danach“ haben. Wichtig sei die Diskretion in der Beratung, sagt Anke Steinacher: „Solche Themen möchte man nicht einfach am Schalter besprechen.“ Die meisten modernen Apotheken würden aber über ein separates Zimmer verfügen, in dem es sich ungestört reden und beraten lässt.

Die Apotheken haben auch das Recht, die „Pille danach“ zu verweigern oder die Frauen vorerst an einen Frauenarzt zu verweisen. Grund dafür kann zum Beispiel das Alter sein: „Wenn jemand jünger als 14 Jahre ist, macht es Sinn vorher einen Arzt hinzuzuziehen. Man muss sich in den meisten Fällen ja nicht panisch entscheiden“, erklärt die Apothekerin. Auch wenn der Verdacht besteht, dass es keinen akuten Notfall gibt, sondern das Medikament nur auf Vorrat gesammelt wird, können die Apotheken Nein sagen. Anke Steinacher betont, dass es sich bei der „Pille danach“ um ein Mittel für den Notfall handle. „Grundsätzlich wird die ,Pille danach‘ aber eher einmal zu viel als zu wenig ausgegeben“, beschwichtigt Anke Steinacher. Sie findet es gut, dass der Zugang zu diesem Arzneimittel erleichtert wurde und sieht die Apotheken auch in der Lage, die Entscheidung zu treffen und die Frauen angemessen zu beraten. Ihren Erfahrungen zufolge wird das Nachverhütungsmittel trotz erleichterten Bedingungen immer noch als Notfalloption und nicht als Standardverhütungsmittel gesehen.