Für die Apotheker im Land ist das Maß voll: Die Vergütung stagniert auf dem Niveau von 2004, die Betriebs- und Personalkosten steigen. In einer vom Landesverband organisierten Diskussionsrunde mit den CDU-Bundestagsabgeordneten Michael Hennrich und Markus Grübel in der Köngener Schlosskapelle machten die Apotheker ihrem Ärger Luft.
Katja eisenhardt
Köngen. Rund 80 Prozent der Apotheken im Land haben sich am Warnstreik vom 12. September beteiligt, der zudem in Rheinland-Pfalz und im Saarland ausgetragen wurde. „Das ist ein phänomenales Ergebnis, aber nur der Tropfen auf den heißen Stein. Es wird Zeit, dass die Apotheker für ihre Leistung ein angemessenes Honorar bekommen“, betonte Ina Hofferberth, Geschäftsführerin des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg (LAV).
Rund 40 Apotheker sowie Vertreter des Landesverbands hatten sich am Mittwochabend in der Köngener Schlosskapelle eingefunden, um mit den CDU-Bundestagsabgeordneten Michael Hennrich, Mitglied im Gesundheitsausschuss des Parlaments, und Markus Grübel über die Missstände ihrer Branche zu diskutieren.
Seit 2004 erhalten die Apotheken für ein verschreibungspflichtiges Medikament einen Fixbetrag von 8,10 Euro netto pro Packung plus drei Prozent des Einkaufswerts. Davon müssen aktuell 2,05 Euro brutto an die Krankenkassen abgeführt werden. Darüber hinaus muss die Zuzahlung für viele Medikamente in voller Höhe an die Kassen weitergeleitet werden.
Anstelle der geforderten 1,04 Euro mehr pro Packung hat die Politik den Apotheken nun 25 Cent mehr angeboten. Darüber hinaus sollen Nacht- und Notdienste künftig mit pauschal 200 Euro pro geleistetem Dienst vergütet werden, die aktuellen 2,50 Euro pro abgegebener Packung bleiben zusätzlich. Insgesamt könnte mit den angebotenen Mitteln so ein Paket von rund 310 Millionen Euro geschnürt werden.
Auch hier war etwa das Doppelte gefordert worden, denn in den vergangenen zwei Jahren verloren die Apotheken zwischen 600 und 800 Millionen Euro durch das sogenannte „Sonderopfer“, eine Erhöhung des Apothekenabschlags von 1,75 Euro in den Jahren 2009/2010 auf 2,05 Euro inklusive des gestiegenen Abschlags des Großhandels an die Gesetzlichen Krankenversicherungen.
LAV-Geschäftsführerin Ina Hofferberth forderte neben einer angepassten Honorarvergütung zudem eine Beteiligung der Apotheken an den durch die seit 2007 bestehenden Rabattverträge zustande gekommenen Einsparungen der Krankenkassen. „Ich glaube nicht, dass da noch mehr drin ist, man kann schon froh sein, wenn wir das so als Paket einigermaßen auf den Weg bekommen“, entgegnete MdB Michael Hennrich. Dennoch sei er optimistisch, dass als aktuelle Verhandlungsbasis für die künftigen Apothekenabgaben wieder die 1,75 Euro angesetzt werden. Was letztendlich dabei rauskomme, bleibe abzuwarten.
Gerade das Thema Rabattverträge sorgt bei den Apotheken für Mehrarbeit: Aufgrund der Vereinbarungen zwischen Pharmaherstellern und Krankenkassen dürfen sie ihren Kunden nämlich nur noch bestimmte Präparate aushändigen. „Für uns bedeutet das einen deutlich höheren Beratungsaufwand und damit steigende Personalkosten. Viele Kunden sind auch verunsichert, wenn sie plötzlich nicht mehr das gewohnte Medikament beziehungsweise die bekannte Packung erhalten. Das führt oft zu Unverständnis“, so die Apotheker. Sie sehen ihren Berufsstand extrem gefährdet.
So könnten sich aufgrund der gestiegenen Kosten viele Kollegen bereits nicht mehr oder nur noch mit erheblichem Aufwand über Wasser halten: 70-Stunden-Wochen, im Schnitt eine Woche Urlaub pro Jahr, die vergebliche Suche nach Vertretungen oder jungen Kollegen, die die Apotheke einmal übernehmen wollen – nach Schilderung der Anwesenden ist das Alltag.
Er habe großen Respekt vor der Leistung der Apotheker, vor der Doppelfunktion, die diese mit dem Beruf als Händler und gleichzeitig als kompetente Berater erfüllen müssten, führte Michael Hennrich aus. Markus Grübel fügte hinzu, dass man konsequent darauf achten müsse, dass die Apotheken als wichtiges Glied in der flächendeckenden Gesundheitsversorgung nicht herausbrechen. Dennoch müsse man das System leistungsfähig halten und so auch immer auf die Kostenbremse treten. „Wir werden daher wohl nie ganz einer Meinung sein“, fügte Hennrich hinzu.