Göppingen. Die stellvertretende Vorsitzende der Geschäftsführung in der Agentur für Arbeit Göppingen, hatte bei der routinemäßigen Jahrespressekonferenz viel Positives zu berichten: Die wirtschaftliche Stabilität hat auch im Agenturbezirk Göppingen zur weiteren Reduzierung der Arbeitslosigkeit beigetragen, im landesweiten Vergleich sogar überdurchschnittlich. Die Hauptaufgaben für die Zukunft sind dieselben wie bisher: Es gilt, Menschen weiter zu qualifizieren und den Fachkräfteengpass zu beseitigen.
Im Jahr 2011 lag die durchschnittliche Arbeitslosenquote bei der Agentur für Arbeit Göppingen, zuständig für die Landkreise Göppingen und Esslingen, bei 4,1 Prozent. Sie ist also nochmals deutlich gesunken, auf jetzt 3,8 Prozent. „Musterschüler“ ist die Geschäftsstelle Leinfelden-Echterdingen mit der niedrigsten Quote von 2,6 Prozent, gefolgt von Kirchheim mit 3,6 Prozent. die Hauptagentur in Göppingen weist mit 4,1 Prozent die höchste durchschnittliche Arbeitslosenquote auf.
Fast alle Personengruppen haben von der stabilen Lage am Arbeitsmarkt profitiert, Frauen etwas stärker als Männer. Lediglich die Jugendarbeitslosigkeit hat gegenüber dem Vorjahr um 0,8 Prozent zugenommen. Die Arbeitslosenquote der unter 25-Jährigen beträgt insgesamt allerdings ebenfalls moderate 3,2 Prozent. Bettina Münz gab zu bedenken, dass sich hier rechnerisch auch die Monate der Arbeitslosigkeit im Sommer zwischen Lehrabschluss und erstem festem Anstellungsvertrag auswirken könnten.
Erfreulich ist der Anstieg der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. „Zuletzt lag die Beschäftigung im Jahr 1993 höher“, fasste Bettina Münz zusammen. Im Zeitarbeitssektor waren dagegen lediglich 2 Prozent der Erwerbstätigen beschäftigt. Die Zunahme ist vor allem in Branchen zu verzeichnen, die dem Dienstleistungssektor angehören. Über 55 Prozent aller Beschäftigten arbeiten im Bezirk Göppingen mittlerweile in der Dienstleistungsbranche. Das klingt mehr als es im Vergleich ist: Im Land umfasst die Anzahl der Dienstleistungs-Arbeitsplätze 61,9 Prozent, im Bund 69 Prozent. Gestiegen ist auch die Beschäftigung von älteren Arbeitnehmern zwischen 50 und 64 Jahren: Während im Jahr 2001 nur 41,1 Prozent dieser Bevölkerungsgruppe sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren, stieg diese Quote auf 51,4 Prozent im Jahr 2011.
Auf dem Ausbildungsmarkt werden die Bewerber zum knappen Gut, wie die Arbeitsmarktrepräsentantin mitteilte. Rein rechnerisch kamen 1,17 Ausbildungsstellen auf einen Bewerber. Im Vorjahr waren es 1,08. Ein deutliches Minus bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen verzeichnet das Handwerk. Hier sind geeignete Bewerber Mangelware.
Die Arbeit geht der Agentur für Arbeit übrigens auch bei geringer Arbeitslosigkeit nicht aus, wie Bettina Münz betonte. Schließlich war der Markt ordentlich in Bewegung, wie die Vielzahl von An- und Abmeldungen belegt.
Dass Arbeitslosigkeit beendet oder verhindert werden kann, liegt nicht zuletzt am Einsatz arbeitsmarktpolitischer Instrumente. So hat die Agentur für Arbeit Göppingen im Jahr 2012 rund 14,2 Millionen Euro aufgewendet für Maßnahmen zur Unterstützung und Integration von Menschen in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt. Das sind vier Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Den Löwenanteil nimmt die Förderung der Berufsausbildung benachteiligter Jugendlicher ein mit 3,7 Millionen Euro. Drastisch reduziert wurde der Gründungszuschuss, mit dem die Selbstständigkeit gefördert wird. Er umfasst jetzt noch 7,2 Millionen Euro, im Vorjahr waren es zehn Millionen mehr. Wie Bettina Münz erläuterte, liegt dies vor allem daran, dass dieser Zuschuss keine Leistungspflicht mehr darstellt und generell die Vermittlung in ein Arbeitsverhältnis vorrangig angestrebt wird, gegenüber der Förderung der Selbstständigkeit.
Aufgrund der demografischen Entwicklung wird das Angebot an qualifizierten Fachkräften weiter sinken. Dem will die regionale Fachkräfteallianz entgegenwirken, die sich auf Impuls der Landesregierung gegründet hat und Kammern, Wirtschaftsförderer, Städte und mehr umfasst. Darüber hinaus hat die Agentur für Arbeit Göppingen diverse Maßnahmen zur Fachkräftesicherung ergriffen. Ein Beispiel sind die intensiven Maßnahmen der Akteure am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, die im Raum Kirchheim laufen. Sie sollen im Jahr 2013 fortgeführt werden. Außerdem wird weiterhin der Schwerpunkt auf Qualifizierung der Menschen gelegt, damit sie auf dem Arbeitsmarkt gut bestehen können. Zwar wird in Göppingen nicht mit dem Einbruch des deutschen Arbeitsmarktes gerechnet, dennoch hängt die Zukunft bekanntlich von vielen Faktoren ab.
Sicherer als die gesamtwirtschaftliche Entwicklung ist die Zukunft der Agentur für Arbeit. Spezialisierte Teams sollen künftig agenturübergreifend arbeiten, allerdings ohne dass diese organisatorischen Änderungen die Kunden tangieren. Die Göppinger Agentur schrumpft personell und soll sich auf die Kernkompetenzen Beratung und Vermittlung konzentrieren.