Ob Trapezkünstler, Raubtiernummer oder Taschendieb – Zirkus „Charles Knie“ überzeugt bei Premiere
Atemlose Stille und tosender Applaus

Der Großzirkus „Charles Knie“ gastiert mit seinem Programm „Eine Reise um den Globus“ auf dem Kirchheimer Ziegelwasen. Die Premiere begeisterte die Zuschauer. Heute Abend ist die letzte Chance, die Trapezkünstler, Seilläufer und Feuerschlucker zu bewundern.

Zirkus Charles Knie auf dem ZIegelwasen in Kirchheim
Zirkus Charles Knie auf dem ZIegelwasen in Kirchheim
Kirchheim. Schon vor Showbeginn wird dem Publikum so einiges geboten:

Am Eingang steht ein riesiger Plastikclown und begrüßt die Besucher in der Zirkuswelt. Vor dem großen Zelt kann man sich kaum entscheiden zwischen Popcorn, Zuckerwatte und Souvenirs. Im Zirkuszelt riecht es nach Sägespänen und die bunten Scheinwerferlichter stimmen auf das Spektakel ein.

Auf das Kommando „Manege frei, das Spiel beginnt!“ öffnet sich der rote Vorhang und ein Tanzensemble und eine Seilläuferin begeistern das Publikum mit ihren geschmeidigen Bewegungen. Als der Feuerschlucker eine Flamme „spuckt“, wird es im Zirkuszelt nicht nur hell, sondern auch überraschend heiß.

Jetzt haben die Tiere ihren großen Auftritt. Zwei schwarze Friesenpferde mit wallenden Mähnen und Schweifen betreten behäbig die Manege. Die stämmigen Riesen zeigen aber kurz darauf bei einigen Dressurkunststücken, dass sie auch elegant und leichtfüßig tänzeln können. Grüner Nebel leitet die Exotendarbietung ein. Kamele, Zebras und afrikanische Rinder entführen die Zuschauer nach Afrika.

Beim nächsten Programmpunkt ist Geschicklichkeit gefragt. Die 21 Jahre alte Monika Sperlich lässt acht Hula-Hoop-Reifen um Arme, Beine, Hüfte und Hals kreisen. Wie sie es schafft, so viele Reifen unter Kontrolle zu haben und dabei auch noch ins Publikum zu lächeln, ist schleierhaft.

Der Taschendieb Kenny Quinn holt so manchen Zuschauer mit einem großen Schrecken zurück auf den Boden der Tatsachen. „Können Sie mir sagen, wie viel Uhr es ist?“, fragt er einen Herrn, der nichtsahnend auf den Zuschauerrängen sitzt. Der schaut vergeblich auf seinen Unterarm: „Das können Sie nicht, die habe nämlich ich.“ Mit einem spitzbübischen Grinsen fördert er die Armbanduhr des Herrn aus einer Jackentasche zutage.

Ob Zigaretten, Uhren oder Geldbeutel, Kenny Quinn hat schon viele arglose Zuschauer bestohlen. Das Publikum wird nun Zeuge einer Kette von Diebstählen, die es in sich haben, und kommt kaum noch aus dem Lachen und Staunen heraus. Obwohl die drei Männer, die von dem Profidieb in die Manege gebeten werden, eigentlich wissen, dass er sie bestehlen wird, schafft Kenny Quinn es, ihnen Geld, Zigaretten, Brillen, Uhren und sogar Krawatten zu klauen. Die Bestohlenen bemerken erst, dass ihnen etwas fehlt, wenn es ihnen von dem Taschendieb wieder überreicht wird.

Als René Sperlich seine Handstandakrobatik aufführt, wird es schnell wieder still auf den Sitzplätzen: Der 16 Jahre alte Balancekünstler stapelt einen Tisch, Flaschen und Stühle besorgniserregend hoch übereinander. Das Gebilde schwankt bedrohlich hin und her, als René Sperlich bis ganz nach oben klettert, um dort einen Handstand zu machen. Ungesichert schafft er sogar einen einhändigen Handstand, und das nur allzu passende „Who wants to live forever“ von Queen, gespielt vom Liveorchester des Zirkus‘, bringt viele Herzen zum Rasen.

Zirkus Charles Knie auf dem ZIegelwasen in Kirchheim
Zirkus Charles Knie auf dem ZIegelwasen in Kirchheim
Die Herzen können sich kaum beruhigen, denn die brasilianische Truppe „Flying Mendonca“ schwingt sich direkt unter der Zeltkuppel mit komplizierten Sprüngen und gewagten Salti von Trapez zu Trapez. Die sogenannten „Fliegenden Menschen“ tragen ihren Namen zu Recht, auch wenn ein Sprung schiefgeht. Der Artist fällt in das große Netz, das für solche Fälle unter den Trapezen gespannt ist, und klettert gleich wieder nach oben. Ein Trommelwirbel kündigt den legendären dreifachen Salto Mortale an. Während das Publikum applaudiert, lassen sich die Brasilianer rücklings ins Netz fallen.

Nach der Pause leitet das Tanzensemble mit Raubtierkostümen, Perlen, Glitzer und beeindruckenden Hüten Alexander Lacey mit seiner Raubtiernummer ein. Löwen und Tiger verbreiten den „Duft“ von Raubtieren in der Manege, während sie springen, auf Hinterbeinen gehen und sich über den Boden rollen.

Nun folgt das Duo Jungle mit einer etwas anderen Darbietung von Tarzan und Jane. An zwei langen Tüchern erzählen sie die romantische Geschichte nur mittels Körpersprache. Es sieht aus, als würden sie fliegen, wenn sie sich umeinander drehen und durch die Lüfte gleiten.

Zirkus Charles Knie auf dem ZIegelwasen in Kirchheim
Zirkus Charles Knie auf dem ZIegelwasen in Kirchheim
Die nächste Darbietung findet auf der Rola-Rola, einem Balancierbrett, statt. Paolo Kaiser vollführt abenteuerliche Sprünge und Salti, während er immer neue balancefordernde Gebilde stapelt.

Die Hula-Hoop-Artistin Monika Sperlich betritt noch einmal die Bühne, diesmal jedoch in Begleitung zweier Seelöwen. Mit viel Fisch und Lob als Belohnung haben sie sichtlich Spaß daran, Bälle zu balancieren, Fußball zu spielen und auf ihren Vorderflossen Treppchen hoch- und wieder hinunterzuhüpfen.

Als die drei die Manege geräumt haben, steigt der Clown André in eine Badewanne. Die unheilvolle Filmmusik von „Der weiße Hai“ erklingt, und unter lautem Lachen der Zuschauer lässt er sich zuerst fast von dem großen Hai auffressen, bevor er ihn zum Schluss besiegt und stolz grinsend wieder aus der Wanne steigt, den Plastikfisch hochhaltend.

Auch der Bauchredner Kenneth Huesca bringt das Publikum mit seinen drei Handpuppen zum Lachen. Selbst wenn man noch so genau hinschaut, ist keine Mundbewegung zu sehen. Trotzdem sprechen die Handpuppen und unterhalten alle mit ihren lustigen Diskussionen. Seine musikalische Seite stellt der Bauchredner am Saxofon und am Xylofon unter Beweis.

Zum Abschluss geht es noch einmal so richtig zur Sache: Mit einer rasanten Rollschuhdarbietung, bei der auch ein Zuschauer von den Artisten im Kreis herumgewirbelt wird, bis ihm schwindelig ist, beendet nach knapp drei Stunden, in denen sich eine Attraktion an die andere reihte, die Premiere.

Am heutigen Donnerstag um 16 Uhr beginnt die letzte Vorstellung. Karten gibt es unter anderem am Schalter des Teckboten, unter der Telefonnummer 01 71/9 46 24 56 sowie ab 10 Uhr an der Zirkuskasse.