Ur-schwäbischer Nachmittag mit dem Gesangsverein Eintracht
Auf am Büschele Haberstroh

Kirchheim. Unter dem Motto „Schwäbisch g‘songa & g‘schwätzt“ feierte die Mundart am Sonntag­nachmittag im Steingau-Zentrum freudige Urständ. Zur kurzweiligen
 Schwabenoffensive hatte der Kirchheimer Gesangsverein Eintracht eingeladen. Bei der fröhlichen Gesangspartie durchs Ländle konzertierten der Gemischte Chor sowie der Männerchor der Eintracht, ebenso wie die urigen Quasselstrippen aus Bronnweiler, und an die neunzig Kinder des Grundschulchores der Konrad-Widerholt-Schule.

Da der schwäbische Dialekt für alle Nichtschwaben zuweilen ein unverständliches Kauderwelsch darstellt, erfolgte die Begrüßung von Monika Renz, Vorsitzende der Eintracht, vorsorglich zweisprachig. Zunächst auf Hochdeutsch, nach Ansicht der Bronnweiler Weiber „nach dr Tinte g‘schwätzt“, und dann auf Schwäbisch, „so jetzt haltet eure Goscha ond horchad zu.“ Umgeben von so viel schwäbischer Herzenswärme, war es für den Gemischten Chor der Eintracht ein Leichtes, das zahlreich erschienene Publikum für das traditionelle schwäbische Liedgut zu begeistern. Unter der Leitung von Gunther Rall wanderten die Chöre ums „Dörfle“ herum, sanken zwischendurch auf einem „Büschele Haberstroh“ nieder, um sich anschließend der ­„Süßen Liebe im Mai“ ganz hinzugeben. Mit dem „Gi-Ga-Gondele“ wurde gesanglich über das schwäbische Meer geschippert, zuvor mussten die Sängerinnen und Sänger allerdings erst aus dem „Städtele hinaus“.

Zu dieser „Pflichtveranstaltung“ im Steingau-Zentrum waren auch die Bronnweiler Weiber - Märy Lutz und Friedel Kehrer - geladen. Mit knochentrockener „Schwerdgosch“ lästern die beiden „vo dr Alb ra“, seit dreißig Jahren über alles, was das schwäbische Herz begehrt. Dabei machen sie auch vor dem Pub­likum nicht halt, „ihr seit bei dener Pflichtveranstaltung au bloß da, weil ebber mitsingt“.

Während Märy Lutz auf der Bühne wartet, pöbelt sich Friedel Kehrer schwäbisch-rustikal durch die Menge. „Wir kommen vom ländlichen Raum“, sind sie auf ihr Bronn­weiler stolz. „Wenn mir fort send, isch der Flecka leer.“ Unterdessen lobt Märy ihre Viersprachigkeit: „Schwäbisch, Hochdeutsch, durch die Nase und über andere Leit“. Einig sind sich die beiden, was die Stuttgarter „Edelschwaben“ anbelangt. „Im Rudel nauf auf d‘Alb, liaber a Schneck em Salat als an Stuttgarter auf em Hof“. Im Handumdrehen haben die Lästermäuler von der Alb die Lacher auf ihrer Seite. Über Seniorennachmittage wurden die Bronnweiler Weiber bekannt, landeten beim SWR und bei der Fasnacht und heuer bei der Kirchheimer Eintracht.

Im Handstreich eroberte auch der Grundschulchor der Konrad-Widerholt-Schule unter der Leitung von Ulrike Marquardt die Herzen der Zuhörer. Im Wechsel von herzerfrischenden schwäbischen Kinderliedern „D‘Bäure hot d‘Katz verlora“ und fidelen Reimen „Goht a Maale s‘bergle nauf“ begeisterten die Jungspunde die Zuhörerschaft. Bei so viel Sangesfreude unter den Jüngsten braucht man sich über den Nachwuchs freilich keine Sorgen machen, ebenso wenig zum Erhalt des schwäbischen Dialektes.