Die Corona-Pandemie hat auch dem Tourismus der Schwäbischen Alb Schaden zugefügt, etwa in Form geschlossener Gastronomie- und Übernachtungsbetriebe. Sie hat aber auch für einen Beliebtheitsschub gesorgt. Ansteckungsfreie Bewegungsmöglichkeit in herrlicher Natur sind mehr denn je angesagt, und da passt die Schwäbische Alb perfekt ins Konzept vieler Tagesausflügler. Gerade zu Ostern dürften sich wieder viele Menschen aus dem Landkreis auf den Weg machen. Aber bei allen Aktivitäten, auch im Freien, gilt: Abstand wahren. Das sollte bei zwei Aktivitäten, die gerade einen Boom erleben, problemlos möglich sein: Wandern und Radfahren. „Das sind Dimensionen, die wir nicht geahnt haben“, sagt Louis Schumann, Geschäftsführer der Schwäbische Alb Tourismus.
Weltcup der Mountainbiker
Der Albtäler Radweg gehöre zu den Highlights, man wolle sich in diesem Jahr aber noch besser aufstellen, fügt er hinzu. Dazu gehört unter anderem ein neues Leitsystem mit Schildern für Mountainbike-Touren, wie die verschiedenen Löwentrails im Landkreis Göppingen mit der Reußenstein-Runde oder der Teufelsloch-Runde. Auch dem Trend zum Radsport oder Tourenfahren mit elektronischer Unterstützung trägt man auf der Alb Rechnung: Sechs neue „Powerstationen“ für die Fernwege mit insgesamt 370 Kilometern und 7000 Höhenmetern sind geplant.
Als Zentrum für sportliche Mountainbiker hat sich die schwäbische Alb bereits einen Ruf erworben. Die verwinkelten Täler am Albtrauf bieten unzählige Möglichkeiten und können es mit der Vielfalt mit einigen Zielen aufnehmen. Nicht umsonst soll nach derzeitigem Stand der Mountainbike-Weltcup in Albstadt vom 7. bis 9. Mai stattfinden - allerdings wahrscheinlich ohne Zuschauer.Neben den Trendthemen Zweirad und Wandern setzt der Tourismusverband der Schwäbischen Alb im zweiten Pandemiejahr noch stärker auf Kultur und Geschichte. So sind die Spuren der Kelten auf der Alb mehr als 2500 Jahre alt und stammen aus der späten Eisenzeit. Den „Heidegraben“ bezeichnen Historiker als größte befestigte spätkeltische Siedlung auf dem europäischen Festland. Das Gebiet verteilt sich auf die drei Gemeinden Erkenbrechtsweiler im Landkreis Esslingen sowie Hülben und Grabenstetten im Landkreis Reutlingen. Durch Fördermittel des Landes Baden-Württemberg und des Bundesprogramms „Investitionen für nationale Kultureinrichtungen in Deutschland“ fließen in diesem Jahr 3,8 Millionen Euro in das Projekt Heidegraben. Damit soll ein interaktives Besucher- und Informationszentrum gebaut werden, in dem das keltische Erbe mit Hilfe modernster Technik erlebbar gemacht wird, zum Beispiel „Augmented Reality“. Die Beschränkungen der Corona-Krise spielen dann womöglich keine Rolle mehr: Die Fertigstellung des Vorzeige-Projekts ist nach derzeitigem Stand für Mitte 2023 geplant.
Bis zu 40 000 Besucher
Bereits fertig ist der fünf Kilometer lange Kelten-Erlebnispfad. Morgen sollte er eigentlich offiziell eingeweiht werden, aber Corona hat den Verantwortlichen auch hier einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mit einer App kann man die „Kelten-Strecke“ abwandern und dabei digitale 360-Grad-Rekonstruktionen, Luftbildaufnahmen sowie anhand von Hörspielen und Videoanimationen mit virtuellen 3D-Darstellungen die Vergangenheit des Heidengrabens auf seinem Mobiltelefon erleben. Dabei lassen sich die Kelten, Asterix-Freunden auch als Gallier bekannt, bei der Jagd oder im Galopp im Streitwagen erleben.
Das Projekt soll ein wichtiger Teil des Keltenprojektes mit landesweit fünf „Kelten-Hotspots“ sein. Bis zu 40 000 Besucher will man damit jährlich anlocken. Auch ein Aussichtsturm ist geplant.
Wer sich Ostern auf den Weg macht, wird sicher nicht alleine sein, daher wird von der Gemeinde Hülben empfohlen, die App vorher herunterzuladen, damit sich vor Ort keine Menschen mit Blick auf ihre Handys drängeln, sondern auf den richtigen Abstand achten können.
Damit diese und noch viele Angebote mehr unter die Leute kommen, hat das Land Baden-Würt-temberg dieser Region viel Geld zur Verfügung gestellt: Es stehen Fördergelder in Höhe von 400 000 Euro für Marketing zum „Restart“ zur Vefügung, 100 000 Euro für gemeinschaftliche Aktionen aller Tourismusregionen im Land und 300 000 Euro für die Alb allein.
Die meisten Sehenswürdigkeiten kann man kostenlos mit der Alb-Card nutzen. Die gibt es allerdings nur bei einer Übernachtung, betont Louis Schumann. Er rechnet aber mit einem höheren Tourismusaufkommen für den Sommer als im vergangenen Jahr. „Wir empfehlen schon jetzt zu buchen“, und fügt hinzu: „Beim Storno haben die Anbieter sehr kulante Bedingungen.“
Info Weitere Informationen gibt es auf www.schwaebischealb.de/rad sowie www.schwaebischealb.de/kultur. Die App zum multimedialen Erlebnispfad gibt‘s auf https://kelten-erlebnis-pfad.de zum Runterladen.