Stadtverwaltung stellt Wirtschaftlichkeitsuntersuchung für ein Kirchheimer Hallenbad vor
„Auf dem Weg zum neuen Bad“

Am Ende waren sich alle einig: Irgendwie wollte jeder, der in der Kirchheimer Stadthalle zu Wort gekommen war, dass es in absehbarer Zeit wieder ein Hallenbad gibt. Trotzdem ist der Weg zum neuen Bad noch weit und beschwerlich. Ob Kirchheim jemals ein neues Bad bauen wird, ist nach wie vor nicht klar. Noch weniger ist klar, zu welchem Zeitpunkt ein solches Hallenbad in Betrieb gehen könnte.

Kirchheim. Die Befürworter eines neuen Bads – die in der Stadthalle erwartungsgemäß den Ton angaben – müssen sich auf jeden Fall noch sehr lange gedulden. Denn eines unterstrich Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker gleich am Anfang der Bürgerinformation zum Thema „Wirtschaftlichkeitsberechnung Hallenbad“: „Selbst wenn wir jetzt sofort beschließen, dass wir ein neues Bad bauen wollen, dauert es immer noch mehr als vier Jahre, bevor wir das Hallenbad dann auch einweihen können.“

Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Dettingen im Dettinger Hallenbad wird also noch für etliche Jahre die Lösung sein für alle, die auf ein Hallenbad angewiesen sind – sei es für Vereinszwecke, für die Gesundheit oder für Freizeit, Spiel und Spaß. Dass sich die Stadt Kirchheim in Dettingen mit einer bestimmten Menge von Jahresschwimmstunden einkauft, sei zunächst einmal auf fünf Jahre vertraglich festgeschrieben, betonte die Oberbürgermeisterin. Nach Ablauf dieser Zeit bestehe die Möglichkeit, diese Vereinbarung jedes Jahr wieder zu verlängern.

Überlegungen zur Hallenbadsanierung beziehungsweise zum Neubau gebe es schon seit Ende der 90er-Jahre, sagte Angelika Matt-Heidecker. Zu den Ideen eines Neubaus gehörte frühzeitig schon „ein großes Bad mit Freizeitcharakter“, das über eine öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP) hätte finanziert werden sollen. Vom großen Spaßbad nahmen Rat und Verwaltung dann etwas schneller Abstand als vom ÖPP-Modell: Dieses Modell war noch bis 2009 angedacht für ein Bad, das dem „Kirchheimer Bedarf“ entsprechen sollte.

Der „Kirchheimer Bedarf“ wurde durch die Sportentwicklungsplanung gemeinsam mit allen wassersporttreibenden Vereinen definiert. Er sieht ein Schwimmbecken mit fünf bis sechs Bahnen vor sowie ein Lehrschwimmbecken. Wenn das Bad nicht als reines Schul- und Vereinsbad Verwendung finden, sondern auch der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen soll, kommt noch ein Kleinkindbereich hinzu. Die Taucher dagegen haben bereits erklärt, zur Kostenreduzierung auf eine Gumpe zu verzichten. Diese Vertiefung wäre zum Tauchen wichtig, würde aber die benötigte Wassermenge des Schwimm­be­ckens überproportional erhöhen.

Christoph Loew von der Gesellschaft für Entwicklung und Management von Freizeitsystemen (GMF) stellte ausführlich und mit vielen detaillierten Zahlen die Wirtschaftlichkeitsberechnung zum Hallenbad vor, die im Mittelpunkt der Informationsveranstaltung stehen sollte. Verglichen wurden insgesamt drei Varianten: ein Schul- und Vereinsbad ohne öffentlichen Badebetrieb sowie ein Bad für Schulen, Vereine und Öffentlichkeit. Letzteres teilt sich in zwei Untervarianten auf, die sich allein durch die Öffnungszeiten unterscheiden: acht oder zwölf Monate.

Bei einem Bad, das auch öffentlich genutzt wird, und zwar das ganze Jahr über, geht die Prognose im günstigsten Fall von etwa 100 000 Besuchern aus. Aber auch dann bleibt das Hallenbad ein Draufzahlgeschäft für die Stadt Kirchheim. Der jährliche Zuschussbedarf der Varianten unterscheidet sich erst hinter dem Komma: Er würde zwischen 1,1 und 1,4 Millionen Euro liegen. Deshalb gelte es im Gemeinderat abzuwägen, ob sich die Stadt einen solchen Zuschussbetrieb dauerhaft leisten kann und will. „Es ist ein Abwägen im Rat, und kein Negieren eines neuen Hallenbads“, sagte Angelika Matt-Heidecker zur Beruhigung der Gemüter in der Stadthalle und fügte hinzu: „Wir waren immer auf dem Weg zu einem neuen Hallenbad. Die Akte war nie geschlossen.“

Nachfragen aus dem Publikum bezogen sich auf zusätzliche Attraktionen wie eine Rutsche oder einen Wellness-Bereich. Grundsätzlich ist das zwar alles möglich, aber es kostet entsprechend mehr Geld, sagte Christoph Loew. Um Sauna und Wellness erfolgreich betreiben zu können, brauche es ungefähr 250 000 Besucher pro Jahr im Kirchheimer Hallenbad. Und auch dem „Kirchheimer Bedarf“ entsprächen solche zusätzlichen Angebote nicht, ergänzte die Oberbürgermeisterin.

Den Vorwurf, das alte Hallenbad nicht rechtzeitig saniert zu haben, konterte sie mit dem Hinweis: „Das alte Bad war eine Energieschleuder. Da hätten wir auch gleich das Dach wegmachen können, das hätte keinen Unterschied gemacht.“ Christoph Loew wiederum sprach von „großen Schwierigkeiten bei der Sanierung alter Bäder“, auch weil es früher ganz andere Vorstellungen und technische Standards gegeben habe.

Eine Kostenreduzierung durch den Einsatz von mehr ehrenamtlichem Personal, die aus dem Publikum angeregt wurde, sei kaum bis gar nicht zu erreichen. Zum einen gebe es im öffentlichen Bäderbetrieb keine rechtliche Möglichkeit, die Aufsicht nur durch Ehrenamtliche übernehmen zu lassen. Zum anderen handelt es sich bei den Personalkosten um Reinigungskräfte und technische Arbeiten, für die ehrenamtliche Kräfte ebenfalls nicht infrage kommen.

Das Freibad einfach zu überdachen, sei technisch nicht machbar. Dafür seien die Becken zu groß. Es brauche eine luftdichte Umhüllung, die wahrscheinlich teurer wäre als ein neues Hallenbad.

Abschließend stellte Oberbürgermeisterin Matt-Heidecker fest, dass man beim Defizit eines Hallenbads auch das des Freibads nicht vergessen dürfe, was zusammen jährlich etwa zwei Millionen Euro ergebe. Zudem riet sie den Hallenbadlobbyisten dringend davon ab, im Vorfeld der Kommunalwahl die Kandidaten zu bedrängen, nach dem Motto: „Wenn du gegen das Hallenbad bist, wähle ich dich nicht.“ Alle Stadträte seien dem Allgemeinwohl verpflichtet und träfen ihre Entscheidungen nach bestem Wissen und Gewissen. Und an einer Stelle erhielt auch sie einmal großen Beifall in der Stadthalle – bei ihrem klaren Bekenntnis zur weitestgehenden Variante: „Wenn man ein Hallenbad baut, muss es für alle zugänglich sein und das ganze Jahr über geöffnet haben.“