Die Stadt Kirchheim hofft auf einen neuen Titel – Radverkehrsförderung ist nicht unumstritten
Auf dem Weg zur „Fahrradfreundlichen Kommune“

Kirchheim arbeitet seit Jahren mit sichtbarem Erfolg daran, immer mehr Bürger zum Fahrradfahren zu bringen. Nun will die Stadt die offizielle Landesauszeichnung „Fahrradfreundliche Kommune“ erringen.

Auf dem Weg zur „Fahrradfreundlichen Kommune“
Auf dem Weg zur „Fahrradfreundlichen Kommune“

Kirchheim. Seit Jahren macht sich die Agenda-Gruppe FahrRad für Verbesserungen im kommunalen Radnetz stark. Seit Kurzem gibt es im Rathaus sogar eine Radverkehrsbeauftragte, die sich neben anderen Aufgaben der Sache der Radler annimmt: Bernadette Schwenker stellte im Ratsrund den aktuellen Radverkehrsbericht vor.

Auffälligste Maßnahmen der jüngsten Vergangenheit dürften aus Radlerperspektive die Umgestaltung der unteren Max-Eyth-Straße und die Anbringung von Schutzstreifen in der Steingaustraße und der Schlierbacher Straße gewesen sein. Außerdem wurden neue Radwegstücke vom Möbel-König in Richtung Ötlingen sowie am Südbahnhof entlang der Lauter in Betrieb genommen.

In den kommenden zwei Jahren sollen schwerpunktmäßig die Radverbindungen zum Alleenring, besonders vom Bahnhof aus, verbessert werden. In der Plochinger Straße ist ein einseitiger Schutzstreifen in Richtung Innenstadt geplant. Außerdem sollen die Radfahrwegweiser sukzessive auf Vordermann gebracht werden. Die Schilder werden künftig einheitlich ein übergeordnetes Ziel und ein Nahziel aufweisen. Auch die geplante Fahrradstation am Bahnhof nannte die Radfachfrau unter den Bausteinen, die das Radeln in Kirchheim noch attraktiver machen könnten.

Bürgermeister Günter Riemer lobte die „kreative Partnerschaft“ mit der Agenda-Gruppe „FahrRad“, die viele Verbesserungen möglich gemacht hat. Als wichtig habe sich auch die Aufklärung der Bevölkerung erwiesen, denn: „Mobilitätsverhalten beginnt im Kopf.“ Über viele Jahre hinweg sei in Kirchheim – wie andernorts auch – in der Verkehrsplanung das Vorankommen der Autos gefördert worden. Inzwischen gebe es jedoch viele Argumente dafür, auch andere Verkehrsteilnehmer besser zu platzieren.

Ein Beispiel ist die aktuelle Politik der Innenentwicklung: Bewohner gehen heutzutage zunehmend zu Fuß, teilweise mit dem Rollator, zum Einkauf in die Fußgängerzone. Auch der Radverkehr hat im Alltag stark zugenommen. „Es ist für mich überhaupt keine Frage, dass wir in Kirchheim den Titel ‚Fahrradfreundliche Kommune‘ bekommen“, meint Günter Riemer. Der radelnde Bürgermeister ist für Kirchheim als Gründungsmitglied in der gleichnamigen Arbeitsgemeinschaft vertreten. Momentan erarbeitet die AG die offiziellen Kriterien, die für das Label „Fahrradfreundliche Kommune“ erfüllt sein müssen.

Im Ratsrund gab es viel Lob für den detaillierten Radverkehrsplan, den zahlreiche Redner noch um eigene Ratschläge und Erfahrungen ergänzten. Kritik hagelte es aber auch. So stießen sich sowohl Albert Kahle von der FDP/KIBÜ als auch Hagen Zweifel, Chef der Freien Wähler, an der neuen Rad- und Fußgängerampel am Postplatz. Sie stellt eine zusätzliche Überquerung über die Paradiesstraße dar, sodass sich der Radfahrer von der Osianderstraße kommend nicht erst am Gemüseladen vorbei bis zur bestehenden Fußgängerampel durcharbeiten muss. Wer dort ab und zu vorbeikommt, weiß: Auf dem Postplatz entzünden sich immer wieder heiße Diskussionen über Sinn und Zweck dieser zusätzlichen Ampel. Autofahrer in der Paradiesstraße fühlen sich mitunter irritiert durch die dichte Ampelfolge. Auch die Verkehrskommission hat sich zwischenzeitlich mit der Situation befasst und sich auf eine exaktere Synchronisierung geeinigt. Im Gemeinderat wurden schon mehrfach Stimmen laut, die eine Benachteiligung der Autos und der Brummis gegenüber den Fahrradfahrern in Kirchheim beklagten.