Seit einem Vierteljahr ist die Gutenberger Steige bereits gesperrt. In dieser Zeit hat sich auf dem drei Kilometer langen Abschnitt einiges getan. Nachdem in den ersten Wochen die Förster die Sperrung genutzt hatten, um Bäume zu fällen und Böschungen auf den Stock zu setzen, gehen seit ein paar Wochen die Arbeiten an der Straße selbst voran. „Wir liegen voll im Zeitplan“, betont Sabawun Khostwal, Projektleiter des Regierungspräsidiums Stuttgart.
2017 waren Bohrkerne entnommen und der Baugrund unter die Lupe genommen worden. Zu den Vorbereitungen gehörten außerdem umfassende Untersuchungen, zum Beispiel zum Natur- und Artenschutz. Geplant ist, die Arbeiten nach zehnmonatiger Bauzeit Ende November abzuschließen. Eine lange Durststrecke für Leute, die von Gutenberg auf die Alb pendeln, für Schopflocher Schüler, deren Bus nun über Grabenstetten nach Oberlenningen fährt, oder für Landwirte aus dem Tal, die oberhalb der Steige Wiesen bewirtschaften. Sabawun Khostwal kennt die Bredouille: „Sperren wir für lange Zeit, beklagen sich die Leute, machen wir gar nichts, ebenfalls.“ Doch die Steige halbseitig für den Verkehr zu öffnen, geht nicht. In fünf Abschnitten ist die Fahrbahn auf der Talseite teils über mehrere hundert Meter abgegraben. Die noch intakte Spur benötigen Bagger, Lastwagen, Radlader, Hubsteiger und andere Baufahrzeuge, um zu rangieren beziehungsweise Material an- oder abzufahren. Hinzu kommt, dass sie für den fließenden Verkehr per Gesetz zu schmal wäre.
Die Bautrupps arbeiten an mehreren Stellen gleichzeitig. An diesem Morgen wird beispielsweise am Fuß der Steige Spritzbeton an der Seitenwand aufgebracht. Immer wieder waren von der maroden Mauer Steine abgebröckelt. „Da drückt einiges an Gewicht drauf“, erklärt der Bauingenieur mit Blick auf den steilen Hang. Deshalb wurde die mehrfach geflickte Mauer abgetragen. Baustahlmatten, Beton und bis zu sechs Meter lange Nägel sorgen nun für Stabilität und dafür, dass kein Geröll mehr auf die Fahrbahn fällt. An anderen Abschnitten wurden Fangzäune ausgeräumt, repariert oder neu angebracht. Mit Platten versehene Anker pressen den feinmaschigen Draht so gegen das Erdreich, dass sich kaum noch Steine lösen können beziehungsweise die Zäune keine „Bäuche“ mehr bekommen.
Abdriften der Straße verhindern
Besonders aufwendig ist jedoch die Sanierung der Steige selbst. „Sie sah oberflächlich gut aus und hatte keine großen Ausbrüche“, sagt Sabawun Khostwal. Weil die Böschung auf der Talseite im Laufe der Jahre aber nachgab, bildeten sich Spurrillen und Risse. Um das Abdriften der Straße zu verhindern, werden jetzt in fünf Bereichen auf einer Länge von insgesamt 650 Metern Gabionen eingebaut. Stück für Stück arbeiten sich die Bauleute nach oben. Im ersten Abschnitt sind die doppelstöckig aufeinandergesetzten Körbe aus verzinktem Stahldraht bereits mit Schotter gefüllt und mit Vlies abgedeckt. „Wir gehen so tief, bis wir auf festen Grund kommen“, erklärt der Projektleiter.
Das ist in einem der oberen Bereiche erst nach 4,50 Metern der Fall. Dort müssen drei Gabionen gestapelt werden. Um die Arbeiter nicht zu gefährden, werden stellenweise mit Streben gesicherte Stahlwände aufgestellt. „Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme, falls der Hang ins Rutschen kommt“, erläutert der Projektleiter der Firma Strabag, Steffen Schnepf. Auf teure Betonpfähle zur Gründung kann in der Gutenberger Steige indessen verzichtet werden, weil man beim Freilegen der Gesteinsschichten immer irgendwann auf Felsen stößt. „Den Ferrari brauchen wir hier nicht“, meint der Bauingenieur lachend.
Veranschlagt ist das Projekt mit vier Millionen Euro. „Ob das reicht, hängt davon ab, was noch an Unvorhergesehenem kommt“, sagt Sabawun Khostwal. Eine „Überraschung“, die beim Abtragen der Fahrbahn bereits zutage trat, ist teerbelastetes Bodenmaterial. „Das dürfen wir in einem Wasserschutzgebiet nicht mehr einbauen“, so Steffen Schnepf.