Kirchheim. Die vom „Zukunftszentrum Tirol“ entwickelte Methode „Zukunftswerkstatt“ wird vom Kreisjugendring Esslingen (KJR) schon seit dem Schuljahr 2006/07 mit viel Erfolg mit Förder-, Werkreal- und Realschülern der Klassenstufen 6, 7 und 8 durchgeführt. An der aktuellen Auflage des Projekts beteiligten sich wieder rund 200 Jugendliche im gesamten Landkreis. Mindestens 16 jeweils eineinhalbstündige Sitzungen hatten die Teilnehmer aus Kirchheim, Weilheim, Wendlingen und Nürtingen in den letzten sechs Monaten hinter sich gebracht, die sich am Mittwoch im Mehrgenerationenhaus Linde zum Abschlussabend trafen.
Das Team des Jugendhauses „Tatü“ in Neckartenzlingen musste den Besuch im Kirchheimer „Zentrum für Begegnung, Jugend & Kultur“ ganz absagen, wird sich aber genauso über die Teilnahme-Zertifikate freuen, wie schon die Mitglieder der Gruppen, die im Saal der Linde auftreten konnten.
Aus der Hand des Berufsberaters der Agentur für Arbeit, Ralf Florek, durften sie ihre hart erarbeiteten Zertifikate entgegennehmen. Zuvor galt es aber erst, das Publikum umfassend über die jeweiligen Projekte zu informieren und aufzuzeigen, was an den einzelnen Standorten unter der Begleitung speziell für dieses Projekt ausgebildeter KJR-Coaches in Kleingruppen auf die Beine gestellt wurde.
Dabei zeigte sich, dass das, was in einem eingeschworenen Team erarbeitet und erfolgreich erprobt wurde, viel schwerer fallen kann, wenn man sich plötzlich einem großen erwartungsvollen Publikum gegenübersieht. Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, dass die Akteure, die sehr viel Energie und Freizeit in dieses Projekt investiert hatten, trotz verständlicher Nervosität bei der Präsentation doch ungemein viel Spaß daran hatten, unter zurückhaltender Anleitung selbst etwas für ihre eigene berufliche Zukunft tun zu können und aktiv daran beteiligt zu sein, sich auch persönlich weiterzuentwickeln.
Genauso wichtig wie die Zertifikate, die schließlich beim Start ins Berufsleben zumindest in der „Papierform“ schon gewisse Vorteile gegenüber Mitbewerben bringen können, war aber, dass die Teilnehmer viel für und über sich gelernt haben.
Aline Häfner, pädagogische Mitarbeiterin des Kreisjugendrings Esslingen und Mitarbeiterin des Kirchheimer Mehrgenerationenhauses Linde beschränkte sich auf eine kurze Begrüßung und Einführung und gab dann die Bühne frei für die einzelnen Gruppen. Die ganze Abschlussveranstaltung war schließlich von den Jugendlichen selbstständig vorbereitet worden, die im Beisein ihrer Coaches Einblicke in die Arbeit der unterschiedlichen Gruppen gewährten.
Eingeläutet wurde die Präsentationsrunde durch die von Sandra Schmid gecoachte Gruppe aus der siebten Klasse des bewährten Linde-Kooperationspartners Werkrealschule Jesingen. Mit einem Rollenspiel wurde augenfällig demonstriert, wie leicht es ist, selbstbewusst und mit klaren Zielvorstellungen eine Besetzungskommission zu überzeugen und in die nächste Runde zu kommen. Dass keine Chance hat, wer selbst nicht weiß, was er will und kann, wurde genauso augenfällig bewusst gemacht.
Im ebenfalls mit der dortigen Werkrealschule kooperierenden Jugendtreff Weilheim wurde in der Gruppe von Thomas Güthle ein literarischer Zugang zur richtigen Einstellung zu Leben und Arbeit gesucht. Diskutiert wurde die Ausgangsfrage, ob tatsächlich voller Ehrgeiz das angeblich optimale Ergebnis angestrebt werden muss oder ob es nicht auch genügen kann, weniger zu tun und der Lebensqualität mehr Platz einzuräumen.
Der Blick auf den malerischen See war für den müden Angler des ausgewählten Prosatextes jedenfalls derselbe wie für den vom Stress der hektischen Arbeit ausruhenden Urlauber. Die Parallel-Gruppe von Evelyn Schmidt näherte sich derweil über Traumreisen dem Thema Stärken und Schwächen und der Frage, wie das künftige eigene (Berufs-)Leben denn aussehen soll.
Sich den künftigen Traumberuf über konkrete Bilder auszuwählen und ihn dann im praktischen Einsatz zu erproben, war der Ansatz von Jens Coers mit der Gruppe des Jugendhauses „JaB“ in Kooperation mit der Mörikeschule Nürtingen. Nadine Katzmaier und ihre Parallel-Gruppe zeigten mit einer professionellen Foto-Show mit viel Musik, wie sie ihre Projektarbeit im Kindergarten absolviert hatten.
Das Spektrum der Ideen für die Umsetzung eigenverantwortlich organisierter Veranstaltungen reichte dann von Fußball- und Tisch-Kicker-Turnieren bis hin zum „Muffinbacken“ oder einer „Talent-Show“ für die Mitschülerinnen und Mitschüler.
Die Gruppe von Petra Daberkow vom Jugendhaus Wendlingen zeigte exemplarisch für alle auf, wie schwer es ist, als Team zusammenzuarbeiten. Jeder ist schließlich vom anderen abhängig und ein Erfolg nur dann möglich, wenn die Gruppe harmoniert und gut miteinander kommuniziert.
Als gute Gastgeber hatten die Absolventen der von der Agentur für Arbeit unterstützten KJR-Kompetenzwerkstatt für den Abschlussabend gemeinsam auch ein Buffet vorbereitet. Die vielen Besucher hatten daher im Anschluss an den offiziellen Teil der Zertifikat-Vergabe noch ausreichend Gelegenheit, mit den Akteuren ins Gespräch zu kommen und sich an den aufgebauten Stellwänden weiter über die einzelnen Projekte zu informieren.