Geschäfte in Notzingen, Erkenbrechtsweiler und Schlierbach müssen schließen
Aus für drei weitere Schlecker-Filialen

Schlecker ist Geschichte. Die Drogeriemärkte im Kirchheimer Umland werden binnen kurzer Zeit aus dem Straßenbild verschwinden. Gerade in kleineren Gemeinden hinterlassen sie eine Lücke, die nicht so leicht zu schließen ist.

Kirchheim. „Wir sind für Sie da“, steht in großen Lettern im Schaufenster der Notzinger Schlecker-Filiale. Seit vergangener Woche ist klar: Dieses Versprechen, das über den Öffnungszeiten der Drogerie steht, hat ein Verfallsdatum. Die Notzinger Filiale wird geschlossen, und mit ihr die Geschäfte in Schlierbach und Erkenbrechtsweiler, die die erste Schließungswelle ebenfalls überstanden hatten.

Wann der Laden für immer schließt, weiß Olga Weber, die seit 2007 im Notzinger Schlecker arbeitet, selbst noch nicht. „Wir haben per Fax mitgeteilt bekommen, dass es keinen Investor gibt. Mehr Informationen haben wir aber noch nicht.“ Eine Kündigung haben Olga Weber und ihre zwei Kolleginnen bisher nicht erhalten. Die Mitarbeiterin, die seit insgesamt neun Jahren beim Drogeristen beschäftigt ist, ist traurig über den Verlust ihres Arbeitsplatzes. Besonders leid tut es ihr aber für ihre Notzinger Kunden, besonders für die Älteren, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. „In Notzingen gibt es zwar einen kleinen Supermarkt, aber dort bekommt man nicht alles“, sagt sie.

Auch Notzingens Bürgermeister Sven Haumacher bedauert den Weggang von Schlecker, weil es im Ort nun keine Drogerie mehr gibt. Auf der anderen Seite habe man in Notzingen einen kleinen Supermarkt, drei Bäcker, einen Metzger, einen Gemüseladen und eine Apotheke. „Die Versorgungslage in Notzingen ist nicht unendlich gut, aber auch nicht kritisch“, sagt Sven Haumacher. Es gebe immer wieder Anfragen von Supermärkten, die sich in Notzingen ansiedeln wollen, denen man aber nicht die gewünschten Flächen anbieten könne. „Die meisten wollen an die Landesstraße. Die Flächen, die infrage kommen, liegen aber im Vogelschutzgebiet.“ Außerdem könne man wegen der Nähe zum Mittelzent­rum Kirchheim keine riesigen Flächen ausweisen. Penny und Aldi seien schließlich nicht weit.

Für Roman Weiß, Bürgermeister in Erkenbrechtsweiler, ist die Schließung der Schlecker-Filiale ein Verlust, aber kein Weltuntergang. „Schlecker war die einzige Drogerie. Aber bei uns entsteht im Moment ein „Treff 3000“-Markt, das ist der Discounter von Edeka. Dann haben wir die Drogerie-Sparte wieder abgedeckt“, sagt der Bürgermeister. Die Entfernung zu Lenningen sei auch nicht so groß. „In Hochwang gebe es noch einen kleinen Supermarkt, in dem auch viele Menschen aus Erkenbrechtsweiler einkauften.

Wie viele Menschen im Arbeitsmarktbezirk Göppingen, der auch den Landkreis Esslingen umfasst, von der jüngsten Schließungswelle betroffen sind, kann Kerstin Fickus, Sprecherin der Agentur für Arbeit, noch nicht sagen. In ganz Baden-Württemberg seien es 2 000 Personen. In der ersten Schließungswelle Anfang April verloren im Bezirk Göppingen 90 Schlecker-Beschäftigte ihren Job. 27 Personen sind in der Zwischenzeit nicht mehr arbeitslos gemeldet, rund zwei Drittel haben aber noch keine Arbeit gefunden. „Schwierigkeiten mit der Vermittlung gibt es immer dann, wenn die Betroffenen keine abgeschlossene Ausbildung haben“, sagt Kerstin Fickus. Das gelte für jede Branche. Der Arbeitsmarkt für Helfer sei einfach nicht mehr so groß früher. „Die gut Qualifizierten und Flexiblen werden es relativ leicht haben, wieder Arbeit zu finden“, sagt die Sprecherin. „Bei denen, die nicht qualifiziert sind, müssen wir nacharbeiten.“ Die Agentur sei dafür gut gerüstet.

Wichtig ist für Kerstin Fickus aber auch, dass sich die Betroffenen so schnell wie möglich bei der Agentur melden, um Arbeitslosengeld zu beantragen. Das wird zwar erst gezahlt, sobald das Arbeitsverhältnis offiziell beendet ist. Beschäftigte, die ihre Kündigung noch nicht erhalten haben, können sich dennoch bei der Agentur für Arbeit arbeitssuchend melden.