Bissingen. „Der Bau in Allmendingen läuft und ist im Zeitplan“, sagt Matthias Einselen, Geschäftsführer der Bissinger Firma ELM Recycling. Sie stellt Ersatzbrennstoffe aus Abfällen her. In Allmendingen im Alb-Donau-Kreis baut das Unternehmen derzeit eine neue Anlage auf dem Gelände eines Zementwerks.
Für die Nachbarn der Niederlassung in Bissingen ist das eine gute Nachricht. Seit vier Jahren klagen Anwohner der Fabrikstraße immer wieder über die süßlichen Müll-Gerüche, die das Unternehmen ausstößt. Es gab Beschwerden bei der Firma und im Rathaus, zwei Unterschriftenlisten und eine Informationsveranstaltung. Bauliche Veränderungen und Verbesserungen bei der Ablufttechnik konnten den Konflikt nicht lösen. Im vergangenen Jahr startete die Gemeinde schließlich eine Fragebogenaktion, die bis heute läuft. „Im Frühjahr haben wir eine erste Auswertung vorgenommen“, berichtet Bissingens Bürgermeister Marcel Musolf. Ganz klar zeichnet sich darin ab, wann die kritischen Phasen sind: „An heißen Tagen und während längerer Warmperioden ist die Beschwerdelage massiver“, sagt Musolf. Insgesamt werde die Sache nicht mehr ganz so heiß gekocht wie in den Jahren 2011 und 2012. „Aber die Beschwerden sind grundsätzlich da, das darf man nicht unterschätzen“, weiß der Bürgermeister, dass der Geruch immer noch ein großes Thema ist. „Es gibt auch eine Dunkelziffer“, gibt er zu bedenken. Nicht jeder, der etwas rieche, fülle auch einen Fragebogen aus. Insgesamt sei die Aktion jedoch gut angenommen und genutzt worden.
Dass es zurzeit nicht mehr so viele Beschwerden hagelt, liegt aus Sicht des Rathauschefs auch an den Umständen und den Perspektiven. „Es ist angekommen, dass die Firma angekündigte Maßnahmen umsetzt.“ Das sei mit immer neuen Optimierungsversuchen bei der Lüftung so, aber auch mit der Teilverlagerung der Produktion in den Alb-Donau-Kreis.
Dort baut ELM zurzeit eine große Anlage, die auf dem neuesten Stand der Technik ist. „Das Werk in Allmendingen ist zwei- bis dreimal so groß wie das in Bissingen“, erzählt Matthias Einselen. „Wir versorgen direkt das dortige Zementwerk. das heißt, die Ersatzbrennstoffe werden zu Kohlesubstitut aufbereitet und über ein Förderband ins Zementwerk gebracht.“ So laufe die Versorgung komplett ohne Logistik ab. „Das spart Kosten und Transporte“, nennt der ELM-Geschäftsführer die Vorteile. Geplant sei, dass sich die Anlage im Oktober zum ersten Mal drehe. „Wir brauchen dann noch ein paar Optimierungswochen, aber sie soll noch dieses Jahr an den Start gehen“, nennt Einsele den Zeitrahmen.
Dann bleibt abzuwarten, wie sich die Teilverlagerung der Produktion in Bissingen auswirkt. „Wir arbeiten darauf hin, in Bissingen geruchsärmere Stoffe zu verarbeiten“, verspricht der Geschäftsführer. Ihren Fokus wolle die Firma dort stärker auf das klassische Stoffrecycling legen. „Dabei stellen wir Granulate aus Kunststoffen her, die wieder zu gleichwertigen Produkten verarbeitet werden können und nicht nur zu Parkbänken“, erläutert Matthias Einsele.
Allerdings warnt er die Anwohner der Fabrikstraße vor allzu großen Hoffnungen: „Ein Abfall verarbeitender Betrieb kann nicht ohne Emissionen arbeiten.“ Auch weiterhin werde es Gerüche geben, sei es von Abfallstoffen oder Kunststoffgranulaten. „Bei einem Recyclingbetrieb kann und darf es eben auch mal riechen.“ Das sei im Übrigen auch die Meinung der seit vergangenem Jahr zuständigen Kontrollbehörde, dem Regierungspräsidium Stuttgart. Dennoch ist es Ziel, die Belastungen in der direkten Umgebung der Firma zu senken: „Es soll besser werden mit dem Geruch“, so Einselen.
Parallel zur Teilverlagerung der Produktion bemühe sich das Unternehmen ständig, die Emissionen vor Ort in Schach zu halten. „Wir haben die Absauganlage weiter und weiter optimiert“, erzählt der Geschäftsführer. Nach wie vor gebe es aber bei Nordwind oder Inversionswetterlagen Geruchsbelästigungen für die Nachbarschaft. „Meine eigene Wahrnehmung ist aber, dass es schon viel besser geworden ist“, sagt Einselen.
Bis sich abschätzen lässt, ob sich die Situation für die Anwohner merklich verbessert, wird es noch eine Weile dauern. „Ich denke, im Sommer 2015 wird eine Einschätzung möglich sein“, sagt Bürgermeister Marcel Musolf. Er selbst sei schon sehr gespannt, betrachte die Sache aber nüchtern: „Null Geruch“ werde es auch in Zukunft sicherlich nicht geben.