Lokales
Ausverkauf bei Graupner

Showdown im Showroom: Dort findet im Juni der Ausverkauf der Graupner-Modelle statt. Was dagegen mit der historischen Sammlung von Hans Graupner geschieht, ist noch ungewiss. Der Grund: Insolvenzverwalter und Familie sind sich uneins, wem die Modelle aus den Anfangszeiten der Firma bis in die Neuzeit gehören.

Kirchheim. Modellbaufreunde aus nah und fern orientierten sich immer mal wieder gerne, wenn sie in der Fliegerstadt Kirchheim weilten, im Showroom der Firma Graupner über Glanzstücke der schwäbischen Modellbaukunst. Seit den Turbulenzen und dem anschließenden Absturz des 83-jährigen Kirchheimer Modellbauunternehmens im März hängt in der Henriettenstraße 95 ein Schild an der Tür „Showroom geschlossen“. Wie der für die Abwicklung der Graupner-Insolvenz zuständige Verwalter, Dr. Wolfgang Bilgery, sagte, konnte noch kein Interessent gefunden werden, der dort für die Modellflugenthusiasten weiterhin deren Lieblinge ausstellen will. Doch es gibt Dr. Bilgery zufolge Interessenten dafür. „Ich habe Anfragen von Modellbaubegeisterten.“ Namen nannte er keine. Auch sei die Eigentümerin des Gebäudes, Martina Graupner, nicht daran interessiert, den Showroom zu übernehmen.
Derweil bereitet sich die von dem südkoreanischen Investor SJ Incorporated übernommene Firma Graup­ner/SJ darauf vor, die restlichen Modelle und Modellteile aus der Produktion an interessierte Modellbauer und -flieger zu verkaufen. Dies bestätigte Matthias Mewes, Projektleiter der Hamburger Firma Angermann und Lüders. Das Unternehmen verkaufte in einer Onlineauktion im Auftrag des Insolvenzverwalters die nicht mehr benötigten Produktionsmaschinen. Nun gibt das Hamburger Auktionshaus in Internetforen der Modellbauclubs bekannt, dass im ehemaligen Showroom Reste der Graupner-Produktion ausgestellt werden, bevor sie zum Verkauf anstehen. „In zwei bis drei Samstagen sollten wir das Ganze über die Bühne gebracht haben“, so Matthias Mewes, der unter anderem von rund 30 bis 40 Paletten Rumpfmodellen sprach.
Bislang unangetastet bleibt allerdings, was unter dem Showroom in den Kellerregalen lagert. Denn um die Schätze im Graupner-Archiv herrscht Uneinigkeit. Während Dr. Wolfgang Bilgery davon ausgeht, dass die historischen Modelle seit Beginn der Graupner-Produktion zur Insolvenzmasse gehören, ist die Familie Graupner ganz anderer Meinung. „Das sind Privatmodelle meines Vaters Hans Graupner, die ihm von der Firma geschenkt wurden“, sagte Stefan Graupner. Sein Problem. Er kann es nicht beweisen, weil es keinerlei Urkunden oder andere Schriftstücke dazu gibt. Stefan Graupner käme es darauf an, dass diese Sammlung nicht zerschlagen, sondern für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Das Archiv im Showroomkeller kann mit allen je von der Firma Graup­ner gebauten Modellen von den Anfängen in den 1930er-Jahren bis heute sowie einer Sammlung von Modellbau-Verbrennungsmotoren aufwarten.
Für Sieger Maier vom Fliegenden Museum Hahnweide sind das „Wahnsinnsschätze“, für die sich der Verein der fliegenden Oldtimer brennend interessiert. Allein das Museumsgebäude selbst ist noch Vision und die finanziellen Mittel sind knapp. „Wir wären nicht in der Lage, die Graup­ner-Sammlung, die weit im fünfstelligen Bereich geschätzt wird, zu bezahlen.“

Einst Modellbau-Aushängeschild, jetzt geschlossen: Der Graupner-Showroom.Foto: Jean-Luc Jacques