Kirchheim. Schulpartnerschaft, Ausbildungsinitiative, Azubis lernen von Azubis, Knigge-Schulung, Azubi-Tausch - das sind nur einige Schlagworte aus einem ganzen Pool von Maßnahmen, die Qualität in der Ausbildung versprechen. Die gute Resonanz auf die Einladung der interdisziplinären Projektgruppe „Ausbildung“, bestehend aus der Agentur für Arbeit, BAZ Esslingen, dem Bund der Selbständigen Kirchheim sowie der Kirchheimer Wirtschaftsförderung, zeigt, welchen hohen Stellenwert das Thema Ausbildung schon heute für Unternehmer hat.
Der Grund liegt für viele im drohenden Fachkräftemangel, wie BDS-Vorstand Bettina Schmauder in ihrer Einführung deutlich machte. Sinkende Schülerzahlen sowie mangelnde Ausbildungsreife führen dazu, dass sich Unternehmen verstärkt um Schülerinnen und Schüler kümmern müssen: „Es gibt immer weniger Fische im Teich“, fasste Bettina Schmauder plakativ zusammen und kommt zu dem Schluss, dass die Betriebe es sich nicht leisten können, nur nach den Attraktivsten zu fischen. Vielmehr müssen von Unternehmerseite her Anstrengungen unternommen werden, auch den schwächeren Jugendlichen eine Ausbildung zu ermöglichen.
Petra Heyde stellte im ersten Impulsreferat vor, welche Anstrengungen die Volksbank Kirchheim-Nürtingen unternimmt, um attraktiv für Jugendliche zu sein. Schrittweise werden die angehenden Bankfachleute in die Abläufe der Bank integriert. Ältere Azubis übernehmen dabei die Patenfunktion der „Neulinge“, sodass nicht nur die fachliche, sondern auch die persönliche Ebene angesprochen wird. Neben regelmäßigem innerbetrieblichem Unterricht und Seminaren beim Genossenschaftsverband wird auch die soziale Kompetenz gefördert. Knigge-Schulungen, Azubi-Tausch mit dem Modehaus Fischer oder die Übernahme einer Patenschaft für ein ghanaisches Mädchen gehören ebenso zur Ausbildung und gehen damit weit über das Fachliche hinaus.
Im Anschluss daran verdeutlichte Frank Keller, geschäftsführender Gesellschafter bei Keller Lufttechnik, wie eine enge Kooperation mit einer Schule zum Erfolg führen kann. Nachdem die schon jahrzehntelang praktizierte Zusammenarbeit mit der Grund- und Hauptschule Jesingen durch eine IHK-Bildungspartnerschaft eine neue formale Ebene erreicht hatte, nahm die Anzahl der Aktionen zu: Betriebsbesichtigungen für Lehrer, Vorträge von Azubis in der Schule, Besuche von Elternabenden und die Durchführung von Technikunterricht in der eigenen Lehrwerkstatt sorgen für eine frühzeitige Berufsorientierung. Der Vorteil für beide Seiten liegt auf der Hand: Überdurchschnittlich viele Azubis der Firma haben bereits im Vorfeld ein Praktikum im Jesinger Traditionsunternehmen gemacht.
„Künftig werden die jungen Leute mit dem Lasso eingefangen“ - mit dem Zitat von Ernst Pfister begrüßte Daniel Mayr die Zuhörer. Der ehemalige Azubi und heutige BA-Student von Bühler Baum und Garten in Nürtingen ist selbst einer derjenigen, der vom engagierten und umtriebigen Albrecht Bühler „eingefangen“ wurde. Bereits frühzeitig erkannte der Nürtinger Garten- und Landschaftsbauer die Zeichen der Zeit und machte sich mit seiner „Initiative für Ausbildung“ nicht nur in seiner Branche einen Namen. Sicherheit, Vertrauen und Weiterentwicklung sind die Kernaussagen der Ausbildungspyramide, die das Herz der Ausbildung der Firma Bühler bildet. Mittlerweile haben sich 46 Betriebe deutschlandweit aus dem grünen Bereich dieser vorbildlichen Initiative angeschlossen.
Auf welche zusätzlichen Dienstleistungen und Unterstützungsmöglichkeiten Betriebe noch zurückgreifen können, waren die Schwerpunkte des zweiten Teils des Abends. Daniel Spieler vom BAZ Esslingen und der Vertreter der Agentur für Arbeit, Volker Seitz, informierten zum Beispiel über passgenaue Bewerberauswahl und Fördermöglichkeiten. „Um die Stärkeren werben und die Schwachen nicht vergessen“, war auch für Volker Seitz die Quintessenz aus der Diskussion. Die Aufgaben für die Unternehmer werden nicht kleiner - mit neuen Konzepten, Kreativität und einem guten Schuss Jugendlichkeit sollte aber auch diese Herausforderung gemeistert werden können. Beim anschließenden Umtrunk wurden dann auch intensiv Ideen ausgetauscht und Kontakte geknüpft.bs