Lenningen. „Nun geht es an die Realisierung“, erklärte Florian Fischer, Leiter des Lenninger Hochbauamts, dem Gemeinderat. Im Mai hatte er den Bauantrag beim Landratsamt gestellt und bei einem Gespräch erfahren, dass mit einem O.K. seitens der übergeordneten Behörde zu rechnen ist. Ohne die schriftliche Bestätigung abzuwarten, schrieb die Lenninger Verwaltung die Arbeiten aus, um zügig mit dem Bau beginnen zu können, da die alten Gebäude in einem desolaten Zustand sind.
Das Ergebnis der Ausschreibung brachte eine gewisse Ernüchterung. Lag die erste Kostenschätzung bei rund 653 000 Euro, so belaufen sich nun die Kosten auf über 720 000 Euro, wobei noch nicht alle Gewerke unter Dach und Fach sind. Dies entspricht einer Steigerung von über zehn Prozent. „750 000 Euro plus x werden es wohl am Schluss werden statt der im Haushalt eingestellten 600 000 Euro. Das ist der Konjunktur geschuldet“, so Florian Fischer.
Die Rohbauarbeiten haben dabei einen maßgeblichen Anteil. Sie sind mit 252 000 Euro 30 Prozent teurer als geplant. „Das war so nicht vorhersehbar. Die Auftragsbücher der Firmen sind voll, sie können sich derzeit nahezu jeden Preis erlauben“, erklärte Florian Fischer. Weiteres Manko: In den vergangenen Jahren hatte Lenningen keine eigenen Bauprojekte, konnte deshalb auch nicht auf Vergleichszahlen zurückgreifen und musste den ein Jahr alten Index zurate ziehen. „Da habe ich schon etwas draufgeschlagen“, so der Hochbauamtsleiter. Dazu kommt, dass sich die Verwaltung mit Blick auf die Folgekosten entschlossen hat, in drei Punkten einen höheren Standard einzubauen. Statt eines Trockenbaus gibt es nun eine massive und somit widerstandsfähigere und dauerhaftere Bauweise. Der Boden wird gefliest und dafür das Laminat ersatzlos gestrichen. Außerdem gibt es eine Fußbodenheizung. „Normale Heizungen sind schadensanfällig und verursachen Kosten“, begründete Florian Fischer den Schritt. Für dieses Gewerk gibt es noch keine Angebote.
Ebenfalls um über 30 Prozent teurer sind die Zimmerer- und Dachdeckerarbeiten, sie schlagen mit rund 143 000 Euro zu Buche. „Ein positiver Fall sind dagegen die Fensterbauarbeiten. Mit 42 000 Euro liegen wir dabei deutlich unter dem Ansatz“, freute sich der Hochbauamtsleiter. Eine Steigerung um 24 Prozent gab es dagegen wieder bei den Gipserarbeiten. Hier sind knapp 64 000 Euro zu bezahlen.
Eine größere Diskussion ergab sich bei der Elektroinstallation. Die Firma Raichle aus Dettingen wurde mit der Projektierung für dieses Gewerk beauftragt. Das heißt: Diese Firma übernahm sowohl die Fachplanung als auch die Aufstellung des Leistungsverzeichnisses. Mit 50 000 Euro gab sie das günstigste Angebot ab. „Gibt es deshalb einen Interessenkonflikt?“, fragte Falk Kazmaier die Verwaltung. Dies verneinte Florian Fischer: „Jeder Anbieter erhält die gleichen Pläne. Auch die Stundenzahl wurde ausgeschrieben.“ Zudem würden die Firmen mit der Projektierung nicht das große Geld verdienen, so der Hochbauamtsleiter weiter.
Er geht davon aus, dass am 1. September mit dem Bau begonnen werden kann. Die Zeit drängt, denn die Obdachlosenunterkünfte sind nicht nur in einem schlechten Zustand, sondern auch an ihre Grenzen bezüglich der Belegungszahlen gestoßen. Florian Fischer hofft, dass das Wetter mitmacht und noch vor dem Winter das Dach fertig ist, damit die Arbeiten innen nahtlos weitergehen können. Läuft alles glatt, können Mitte nächsten Jahres die ersten Bewohner einziehen und das zweite Gebäude in Angriff genommen werden.