Kirchheim. Die Stimmung hätte eigentlich kaum besser sein können und das, obwohl fast alle Kinder und natürlich auch die sie begleitenden Erwachsenen eigentlich schon alles
genau kannten, was ihnen Wolfgang Messner vom Blinklichtertheater aus Sankt Leon-Rot nach Kirchheim mitgebracht hatte.
Im Rahmen der inzwischen schon „11. Kirchheimer Kinder- und Jugendtheatertage Szenenwechsel“ gastierte er mit seinem Programm „Immer dieser Michel“ im Evangelischen Gemeindehaus in Ötlingen und hatte von Anfang an offensichtlich alles im Griff . Dank der Spontanität seines begeistert mitgehenden Publikums hatte Wolfgang Messner wohl auch selbst viel Spaß an diesem aktuellen Gastspiel, bei dem er längst schon wie ein guter alter Bekannter empfangen und völlig zurecht immer wieder gerne gesehen wird.
Für allzu große Überraschungen konnte der studierte Germanist, Politologe und Theaterpädagoge mit seiner gelungen präsentierten Melange aus Tischmarionetten- und Schattenfigurenspiel und spontaner Schauspielerei eigentlich nicht sorgen, aber von Anfang an einmal mehr absolut begeistern und souverän mit seinem gut mitgehenden Publikum spielen.
Die im Anfangsteil von Kindermund aufgeworfene Frage, wann es denn endlich losgeht, beantwortete sich dann aber schnell von selbst, denn Kinder und Erziehungsberechtigte fanden sich gleichermaßen von Anfang an in einer Welt zurecht, die sie sich mit gewissenhafter Lektüre zwischen Buchdeckeln längst angeeignet und im bequemen Fernseh- oder Kinosessel inzwischen weiter vertieft oder auch nur wieder aktuell aufgefrischt hatten.
Die von Astrid Lindgren erfundenen handelnden Personen waren zweifellos allen bekannt, die für das Kirchheimer Gastspiel ausgewählten Geschichten größtenteils auch. Dennoch gelang es dem Alleinunterhalter Wolfgang Messner von Anfang an, das Kunststück mit seiner liebevollen Inszenierung uneingeschränkt zu punkten und mit Improvisationskunst und schlagfertigen Repliken doch immer wieder auch völlig Neues und Erstaunliches zu präsentieren.
Ob nun ein Kopf aus der Suppenschüssel zu befreien oder auch nur ein Zahn zu ziehen war, ob eine Kuh kalbte oder ein Mädchen gut gelaunt an einem Fahnenmast baumelte, Michels aufreibende Alltagsabenteuer sorgten dafür, dass im ausgebuchten Evangelischen Gemeindehaus in Ötlingen nie Langeweile aufkommen konnte.
Von Anfang bis Schluss waren nicht nur die begeisterten Kinder aufgefordert, aktiv mitzuwirken, und manche Eltern werden wohl froh gewesen sein, dass sich der einfühlsame Geschichtenerzähler nie zu weit in die von den Kindern gerne und frohgemut preisgegebenen pädagogischen Ansätze ihrer Erziehungsberechtigten vertiefte.
Sympathisch, souverän und vor allem auch solide und süffisant konnte Wolfgang Messner vom Blinklichter Theater mit einer nur scheinbar gar nicht mehr allzu zeitgemäßen Bühnen-Theatralik Kinder direkt ansprechen, uneingeschränkt begeistern. Auch ohne spektakuläre Computeranimationen und millionenfach verpixelte digitalen Effekte konnte der seine Herkunft aus Analogistan nicht verleugnende Animateur absolut überzeugen und zugleich auch bestens unterhalten.