Kirchheim. Kurz vor Beginn des Umzugs begann es kräftig zu regnen, doch das konnte die nach Veranstalterangaben etwa 600 Tamilen aus Kirchheim und Umgebung nicht aufhalten. In einem langen Zug ging es langsam voran, dicht gedrängt an den Seilen zogen Männer und Frauen ohne Schuhe den Wagen.
Andere Teilnehmer mit einem besonderen Wunsch oder Anliegen trugen Opfergaben vor sich, teils waren es brennende Schalen. Manche Teilnehmer des Umzugs gingen rückwärts, auch dies gilt als Opfer. Immer wieder hielt der Zug an, es wurden Kichererbsen und süßer Reis oder von einem großen Bottich in einem mitfahrenden Auto aus heilige Milch zum Trinken verteilt. Ein Priester war für den Umzug extra aus dem Muttertempel in Hamm angereist.
Der Zug wurde von Musikern mit Trommeln und Trompeten begleitet, sie wurden zeitweise mit einem tragbaren Zeltdach beschützt. Wurde das Geschehen dramatischer, wurde es auch die Musik, etwa zu Beginn des Umzugs, beim Verladen der Gottheit auf den Wagen. Dabei sollte nichts schief gehen, zum Beispiel nichts zu Boden fallen.
Während die Götterfigur fertig gerichtet wurde, wurde vor dem Wagen ein großes Tuch gespannt, denn dies war nicht für die Augen der Zuschauer bestimmt.
Nach Ende des Umzugs wurden Opfergaben für den Tempel verkauft, auf den Tellern befanden sich unter anderem Kokosnüsse, Bananen und Räucherstäbchen. Dann wurde an alle Teilnehmer des Festes Essen ausgegeben. Außerdem fand auf dem Hof ein Markt statt, der neben farbenfroher Kleidung und Lebensmitteln auch Filme und Bücher zu bieten hatte.
Gestern ging das zehntägige Fest zu Ende. Allerdings noch nicht ganz: Am heutigen elften Tag steht noch der Dank an die Götter an, dass beim Fest alles gut geklappt hat. Der Umzug war der zweite Umzug des vor drei Jahren eingeweihten Sri Kanaka Thurkai Amman Tempels. Der jährliche Termin des Festes hängt, ähnlich wie beim christlichen Osterfest, von den Mondphasen ab.