Holzmadener Gemeinderat votiert für Lichthof und behindertengerechten Umbau
Beim Vereinszimmer fallen die Barrieren

Das Vereinszimmer in Holzmaden soll zu neuem Leben erwachen: Der Gemeinderat hat beschlossen, den Raum an der Schule in großem Stil zu sanieren und barrierefrei umzubauen. Künftig wären dann auch ganz neue Nutzungen möglich.

Bianca Lütz-Holoch

Holzmaden. Vorbei sind bald die Zeiten eines dunklen, holzgetäfelten Raums, der nur über eine schmale Kellertreppe zu erreichen ist. Das Holzmadener Vereinszimmer – das mittlerweile nur noch drei Vereine nutzen – wird saniert. Und zwar in großem Stil. In jüngster Sitzung hat sich der Gemeinderat mit knapper Mehrheit dafür ausgesprochen, 150 000 Euro zu investieren. Entstehen soll ein neuer Eingang zur Friedhofstraße hin mit Lichthof, behindertengerechter Rampe und raumhohen Fenstern. Neben der Fassade außen werden in Inneren der Raum selbst und die Toiletten saniert. Darüber hinaus ist eine Teeküche geplant.

Holzmadens Bürgermeister Jürgen Riehle hatte die Diskussion im Gemeinderat mit einem Plädoyer für einen barrierefreien Ausbau eröffnet. „Inklusion ist ein Thema, mit dem sich die Gemeinden künftig vermehrt zu beschäftigen haben“, so Riehle. Es sei Aufgabe der Kommunen, zu prüfen, wo und warum Menschen noch ausgeschlossen seien und dafür zu sorgen, dass auch Menschen mit Behinderungen am öffentlichen Leben teilhaben können. Mit dem Umbau des Vereinszimmers gehe die Gemeinde einen weiteren Schritt hin zur Barrierefreiheit. Jürgen Riehle sprach sich für eine große Lösung mit einer Rampe aus, deren Gefälle rund neun Prozent beträgt und sich damit noch für „kräftige Selbstfahrer“ eignet.

„Wenn schon eine Rampe, dann bitte eine mit sechs Prozent Steigung“, sprach sich Gemeinderat Gert Hauschild (HBL) für eine Lösung aus, die offiziell als „behindertengerecht“ anerkannt wird, allerdings auch mit 15 000 Euro mehr zu Buche schlägt. „Rollstuhlfahrer sind dankbar für jedes Prozent weniger“, betonte er und appellierte an seine Ratskollegen: „Nehmen wir doch das Geld in die Hand, wir können es.“ Er sei überzeugt davon, dass ein entsprechend ausgestatteter Raum schnell auf genügend Interesse stoße.

Auch seine Fraktionskollegen Jörg Molter und Thomas Benz und Manfred Ott wollten von halben Sachen nichts mehr wissen: „Entweder eine ganz kleine oder eine ganz große Lösung“, war ihre Auffassung. Heike Schwarz (FWV) signalisierte, auch eine größere Lösung mittragen zu wollen.

Christian Oberle und Markus Ocker (HBL) dagegen zeigten sich verwirrt vom Raumkonzept. „Soll das jetzt ein Vereinszimmer sein oder für private Nutzung?“ fragte Ocker und Christian Oberle wollte vor einer Entscheidung ein ganzes Dorfentwicklungskonzept ausgearbeitet haben.

„Genutzt werden kann der Raum sowohl von Vereinen als auch privat“, stellte der Schultes klar. Interessierte könnten den Raum dann auch für Konfirmationsfeiern, Geburtstage oder andere private Feste gegen eine Gebühr mieten. Interessierten Vereinen und der Schule steht der Raum nach wie vor kostenlos zur Verfügung. Größere Kollisionen sind nach Ansicht der Verwaltung nicht zu erwarten. Hauptamtsleiterin Roswitha Haselbeck verwies auf die Praxis in der Gemeindehalle: „Unter der Woche werden die Räume von Vereinen genutzt, Privatveranstaltungen finden in der Regel am Wochenende statt.“ Sollte der Raum dann mal außer der Reihe für ein Fest benötigt werden, falle der Übungsbetrieb aus. „Das ist unserer Ansicht nach zumutbar, wenn ein Verein den Raum das ganze Jahr über kostenlos bekommt“, so Haselbeck.

Bei fünf Pro-Stimmen, vier Enthaltungen und einer Gegenstimme votierte der Gemeinderat für die große, behindertengerechte Lösung. Mit 150 000 Euro kostet diese Variante 100 000 Euro mehr als im Etatentwurf vorgesehen. Die Mehrausgaben wurden bei der anschließenden Verabschiedung des Haushaltsplans berücksichtigt.