Ev Dörsam präsentierte dem Lenninger Gemeinderat die Büchereistatistik 2012
Benjamin Blümchen war der Renner

Dass ein Jahresbericht keine trockene Angelegenheit sein muss, bewies Ev Dörsam, Leiterin der Gemeindebücherei und des Museums für Papier- und Buchkunst im Schlössle, in der jüngsten Sitzung des Lenninger Gemeinderats.

Lenningen. Bereits seit 20 Jahren besteht die Gemeindebücherei in Lenningen – und das nicht in irgendeinem Gebäude, sondern im Schlössle in Oberlenningen. Diese damals nicht unumstrittene Entscheidung entpuppte sich als Erfolgsgeschichte für die Kommune. „Die Benutzerzahlen haben sich in dieser Zeit verelffacht, die Ausleihen gar versiebzehnfacht“, verdeutlichte Ev Dörsam. Exakt 3 515 Lenninger waren vergangenes Jahr als Leser registriert und haben knapp 55 000 Medien ausgeliehen.

Insgesamt 96 Personen haben sich 2012 neu registrieren lassen, was einem Zuwachs von 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Zu den Nutzern zählen alle Altersklassen – von den „Bilderbuchkindern“ über Kindergärten und Schulklassen bis hin zu Senioren. „Vergangenes Jahr haben wir die erste Bücherkiste für das Seniorenheim in Oberlenningen mit ausgewählten Büchern – beispielsweise in Großdruck oder speziell zum Vorlesen und Hörbücher – zusammengestellt“, so Ev Dörsam. Vor allem in diesem Bereich will sie aktiv werden, da der Leseranteil der über 65-Jährigen mit 1,4 Prozent gering ist.

Bei der Aufzählung der Spitzenreiter – Hörbücher für Kinder und Erwachsene – hatte die Büchereileiterin die Lacher auf ihrer Seite, speziell, als sie den Gewinner der Hitliste nannte: die Kassette Benjamin Blümchen Nummer 35. „Für nicht Insider: Benjamin Blümchen hat Zahnweh“, so Ev Dörsam. 40 Mal musste der Zeichentrick-Elefant zahnwehgeplagte Kinder trösten. Auf immerhin 26 Entleihungen kam Hape Kerkeling mit seinem gelesenen „Ich bin dann mal weg“.

Die Hitliste bei den Büchern führt bei den Kindern das Bilderbuch „Pettersson & Findus – Ein Feuerwerk für den Fuchs“ von Sven Nordqvist mit 19 Entleihungen an, bei den Erwachsenen der historische Roman „Die Zuckerbäckerin“ von Petra Durst-­Benning mit 15 Entleihungen.

„Die Ausleihzahlen belegen eindrücklich, dass die Neuen Medien ein wichtiger Bestandteil einer Bücherei sind“, erklärte Ev Dörsam. Deshalb sei es wichtig gewesen, dass der Gemeinderat die Einführung der vielfach gewünschten und nachgefragten DVDs gebilligt habe.

Insgesamt hat die Lenninger Bücherei knapp 7 000 Euro eingenommen: aus Ausleih- und Mahngebühren, Bücherflohmarkt sowie Ausstellungen oder Lesungen.

Aus Anlass 20 Jahre Schlössle gab es eine ganze Reihe von Veranstaltungen – beispielsweise Sommerfest, Büchereifest, die Zauberbühne für Kinder oder der Festakt selbst. Das Kinderferienprogramm ist eine feste Größe im Jahreslauf der Einrichtung, ebenso die „Hausgestrickten Veranstaltungen“. Bei einer Wanderung rund um Lenningen bekam der Nachwuchs etwa Sagen und Legenden der Gegend zu hören und bei der Lesenacht wird zwar viel gelesen, dafür wenig geschlafen, denn das altehrwürdige Gebäude aus dem Jahr 1596 will bei Nacht entdeckt werden.

In diesem Zusammenhang lobte Ev Dörsam die Zusammenarbeit mit Vereinen und Organisationen, etwa den Förderkreis Schlössle und die Engagierten Bürger. „So konnten wir über 30 verschiedene Veranstaltungen anbieten, die mit etwa 1 000 Besuchern aller Altersgruppen wie ich finde hervorragend angenommen wurden“, freute sie sich.

Seit vergangenem Jahr ist Ev Dörsam auch Leiterin des Museums für Papier- und Buchkunst. Dieser weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannten und besonderen Einrichtung möchte die engagierte Bibliothekarin zu einem neuen Aufwind verhelfen. „Die Besucher kommen aus ganz Deutschland, da namhafte Künstler – die kein Geld von uns bekommen – ganz hinten im Lenninger Tal ausstellen“, so Ev Dörsam.

Damit das Schlössle auf möglichst vielfältige Art belebt und genutzt wird, hat sie in Zusammenarbeit mit dem Förderkreis Schlössle ein Ausstellungskonzept entwickelt, in das das ganze Haus – Bücherei und Museum – einbezogen wird. Zweimal im Jahr gibt es eine Wechselausstellung. „Papierkünstler haben die Möglichkeit, Objekte und Installationen den Museumsbesuchern zu zeigen. Zeitgleich, für etwa vier Wochen, kann der jeweilige Künstler ein breiteres Spektrum seiner Arbeiten in einer Ausstellung in den Räumen der Bücherei präsentieren“, erläuterte sie. Mit diesem Konzept fühlt sie sich auf dem richtigen Weg, um die Öffentlichkeit auf die im Schlössle sonst noch gezeigten „Schätze“ aufmerksam zu machen.