Bernd Gnann warb in Unternehmerkreisen für ein „Kirchheimer Stadttheater“
Bernd Gnann warb in Unternehmerkreisen für ein „Kirchheimer Stadttheater“

Kirchheim. Sein gelungener Auftritt als Premieren-Star beim Auftakt der vom Bund der Selbständigen (BdS) und der Gemeinschaft des Kirchheimer Handels City Ring initiierten Veranstaltungsreihe mit Kulturveranstaltungen ist noch in guter Erinnerung. In der Schussenrieder Gegend mit sieben Geschwistern in der Landwirtschaft mit immerhin 36 Milchkühen aufgewachsen, hat Bernd Gnann eine rasante Karriere hingelegt – allerdings nicht als Landwirt oder gar als eine Frau suchender, telegener Bauer.

Er ist Kabarettist, Sprecher, Schauspieler, den es vor allem immer wieder zum „Tatort“ zurückzieht, gewitzter Marketingexperte und Überflieger, der sich aktuell vor allem mit dem Projekt „Gnann-Airlines“ identifiziert. Das bodenständig gebliebene Multitalent wurde als jüngster Intendant einst skeptisch beobachtet, kann jedoch als Macher mit Sinn für Märkte und Moneten mit den Kammerspielen Karlsruhe auf ein gut bestelltes Haus verweisen – und längst wieder neue ambitionierte Ziele suchen.

Für seine vor allem auch kommerziellen Theatererfolge, die statt auf Subvention zu schielen lieber auf ausverkauften Produktionen basieren, sucht er weitere Spielstätten. Neben Biberach ist er derzeit vor allem an den Plänen eines Kulturzentrums auf dem BlessOF-Gelände, aber auch an der etwas brachliegenden Kirchheimer Stadthalle interessiert.

Sein vor rund acht Monaten stattgefundener Besuch in der Teckstadt und enge freundschaftliche Verbindungen sind nicht ohne Wirkung geblieben. Bei seinen hochfliegenden Theaterträumen hat der Tausendsassa freilich schon einen ersten Makel ausgemacht. Als begeisterter Ultralight-Pilot ärgert er sich, dass er in dem als Fliegerstadt werbenden Mittelzentrum nicht landen kann, was nicht sein dürfe in einer um Touristen und Neubürger werbenden umtriebigen Stadt des Handels und Wandels mit weltbekannten Unternehmen und einer guten Gastronomie.

Beim inzwischen schon dritten Themenabend, zu dem der Bund der Selbständigen in die Stiftsscheuer geladen hatte, informierte der eloquente Intendant aber zunächst über die Höhen und Tiefen des schillernden Lebens der Schauspieler, die für viel Arbeit und Mühe mit viel Applaus und geringem Einkommen darben oder dank glücklicher Umstände und Zufällen zuweilen auch kometenhafte Aufstiege hinlegen können.

Dass er als perfekter Lügner von seinem Lehrer zum Vorsprechen in die Schauspielschule geschickt wurde, war eine entscheidende Weichenstellung. Dass er es im Kreis von 800 Mitkonkurrenten ins Ziel der acht Auserwählten schaffte, erstaunt nicht, wie sich das Ganze abspielte, schon. Für die zweite Runde qualifiziert, sollte er am nächsten Tag wiederkommen, konnte aber nicht, weil er zurück auf dem Hof müsse. Ein Flug nach Thailand schloss sich direkt an.

Schwer gehandicapt wurde er in die Schauspielschule aufgenommen. Er war überfallen und fast zu Tode gemetzelt worden. Sein mit einer Machete abgetrennter Arm konnte gerettet, lange Zeit aber nicht sinnvoll eingesetzt werden. Das ersparte ihm den Zivildienst und brachte ihm als „Traumtänzer“ seine erste Filmrolle ein. Seither wirbt er nicht nur erfolgreich und effizient in eigener Sache für sich und seine vielen Talente, sondern auch für unterschiedlichste Produkte - vom Spargelhof über Tripsdrill bis hin zu Toto-Lotto.

Als versierter Marketingstratege hat er auch eigene Produktionen erfolgreich vermarktet. Die im Internet lancierte Ankündigung „Nur für Frauen – Das beste Stück“ sorgte für enormen Zulauf. Den Überraschungserfolg gezielt noch zu toppen, fiel ihm dann nicht schwer. Mit „Nur für Frauen – Jetzt auch für Männer“ sorgte der geschäftstüchtige Intendant dafür, dass alle wiederkamen und jetzt auch noch ihre Männer mitbrachten.

Auf die Erfolge seiner Intendanz ist er vor allem deshalb stolz, weil er nicht mit hohen Subventionen Dinge auf die Bühne bringt, die niemand sehen will, sondern kalkulierbare und finanzierbare Erfolge, die sich mit gewisser Anschubhilfe leicht auch selber tragen, wenn Wirtschaft und Kultur zusammenfinden.

Wer als weitsichtiger Unternehmer schon frühzeitig garantiert, mit seiner Belegschaft zur Premiere zu kommen, als gerne gesehenes Kundengeschenk Theaterkarten zu verteilen oder als Gastronom im Programm zu werben, kann sich schon früh in die zu erwartende Erfolge werdenden Produktionen einkaufen, da die Premiere dank des guten Zusammenspiels schon im Vorfeld fast ausgebucht ist.

Was Stiftsscheuerwirt Michael Attinger geschafft hat, der dank bankfreier Finanzierung mit der Hilfe von 100 Anteilseignern zur Eröffnung schon eine verlässliche Stammkundschaft hinter sich wusste, könnte auch mit seinem Traum von einem Kirchheimer Stadttheater gelingen, zeigte sich Visionär Bernd Gnann überzeugt. Aus gemachter Erfahrung weiß er, dass Kultur ein wichtiger Standortfaktor ist und Geld in unterschiedliche Kassen fließen lässt, die sich für neue Produktionen wieder anzapfen lassen. Pro Theaterkarte würden in Karlsruhe von jedem Besucher zehn Euro ausgegeben, ob für den öffentlichen Nahverkehr, ein Eis oder ein Essen. Die mit dem Theater verbundene Gastronomie, aber natürlich auch alle anderen Einrichtungen der Stadt profitieren vom Erfolg eines Theaters, rechnete er vor.

Dass Bernd Gnanns Interesse an einer aufblühenden Kirchheimer Theaterszene echt ist und er zudem das Zeug hat, andere für seine Idee eines Stadttheaters zu begeistern, zeigte der dramaturgisch geschickt inszenierte Verlauf des interessanten Abends. Für seine Bühnenbilder, die er in Kirchheim schon einmal unterstellen möchte, wurden dem gewitzten Theatermacher gleich zwei Unterstellmöglichkeiten angeboten. Man darf gespannt sein, welche konkreten Formen Bernd Gnanns Kirchheimer Träume in naher Zukunft noch annehmen werden. Eines ist sicher. Er wird in nächster Zeit noch öfter nach Kirchheim kommen und eines Tages vielleicht hier auch richtig landen können.