Erfreuliche Lage auf dem Ausbildungsmarkt – Fachkräftebedarf: Verstärkt ältere Azubis im Blick
Beruflich flexibel und mobil

Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz sind in den Landkreisen Esslingen und Göppingen nach wie vor sehr gut. Allerdings decken sich die Fähigkeiten und das Interesse der Jugendlichen nicht immer mit den Anforderungen der Betriebe.

Heike Allmendinger

Göppingen. „Der Ausbildungsmarkt stellt sich rechnerisch gesehen ausgeglichen dar“, sagte Wilfried Hüntelmann, Leiter der Agentur für Arbeit in Göppingen, gestern bei der Pressekonferenz zum Ausbildungsjahr 2012/13. Auf einen Bewerber kam in den Landkreisen Esslingen und Göppingen etwas mehr als eine Ausbildungsstelle, ergänzte Hüntelmann. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es 1,17 Stellen. Mit dieser Entwicklung habe man den Trend der beiden vergangenen Ausbildungsjahre fortsetzen können, freute sich der Agenturleiter.

Für beruflich flexible und mobile Jugendliche seien die Chancen sehr gut gewesen. Allerdings habe es dennoch auch gewisse Ungleichgewichte gegeben, räumte er ein. „Berufswünsche passten nicht immer zum Angebot und Fähigkeiten nicht immer zu den Anforderungen“, sagte Hüntelmann. Allgemein seien die Anforderungen der Unternehmen, aber auch der Berufe an sich gestiegen. Dennoch seien viele Firmen im Hinblick auf den zukünftigen Fachkräftebedarf dazu bereit, Bewerbern eine Chance zu geben, „die sie vielleicht vor fünf Jahren noch nicht eingestellt hätten“, sagte Bettina Münz, stellvertretende Leiterin der Göppinger Arbeitsagentur. „Wer ausbildet, sichert den Nachwuchs und damit auch den Fachkräftebedarf für die Zukunft“, betonte Hüntelmann. Viele vermeintlich schwächere Jugendliche würden sich während der Ausbildung erstaunlich gut entwickeln – aber freilich nicht alle, räumte Bettina Münz ein. „Es gibt natürlich auch Fälle, bei denen es nicht klappt.“ Dennoch gelte grundsätzlich: Auch schwächeren Bewerbern sollte man eine Chance geben.

Den jungen Leuten, die sich bei der Ausbildungsplatzsuche an die Arbeitsagentur gewandt hatten, konnte man ein breites Angebot an Stellen vorlegen, betonte Hüntelmann. „Rund 150 konkrete Berufe waren im Angebot.“

5 299 Ausbildungsstellen standen 5 129 Bewerbern gegenüber, informierten Hüntelmann und Münz weiter. Zum Stichtag 30. September 2013 seien 311 Stellen unbesetzt geblieben. Dabei sei aufgefallen, dass sich darunter etliche Berufe aus dem Hotel- und Gaststättengewerbe befanden. Unbeliebt seien außerdem nach wie vor Berufe wie Metzger und Bäcker.

319 junge Leute seien zwar bei der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz nicht erfolgreich gewesen, hätten aber auf eine Qualifizierungsmaßnahme zurückgreifen können. Dadurch könnten diese Jugendlichen ihre Marktchancen bis zum nächsten Ausbildungsbeginn verbessern. 53 Jugendliche hätten keine Ausbildung oder eine Alternative beginnen können. „Diese Bewerber gehen aber nicht unter. Wir arbeiten mit ihnen weiter und versuchen, eine gute Lösung für sie zu finden“, verdeutlichte Bettina Münz.

Verstärkt in den Blick genommen habe die Agentur für Arbeit im Ausbildungsjahr 2012/13 ältere potenzielle Azubis zwischen 25 und 35 Jahren, die bislang noch keine Ausbildung absolviert hatten, sagte Hüntelmann. „Zum einen sind sie als Fachkräfte für die Betriebe wichtig, und zum anderen sind das Menschen, die noch viele Arbeitsjahre vor sich haben“, ging der Agenturleiter näher auf die sogenannte Spätstarter-Initiative ein. Der Agentur sei es gelungen, 30 Stellen mit „Spätstartern“ zu besetzen. Diese jungen Erwachsenen lassen sich zum Beispiel zum Altenpfleger, Kfz-Mechatroniker, Maler oder Rollladenbauer ausbilden.

Das gute Ergebnis des Ausbildungsmarkts 2012/13 „wäre ohne die Maßnahmen unsererseits nicht möglich gewesen“, verdeutlichte Bettina Münz. 7,7 Millionen Euro habe man für Unterstützungsleistungen ausgegeben. Volker Seitz, Teamleiter für die Berufsberatung der unter 25-Jährigen, ging auf die einzelnen Maßnahmen ein, die in die Bereiche Prävention, Berufsvorbereitung und Ausbildung für benachteiligte Jugendliche unterteilt werden. Bei der Prävention würden Jugendliche noch während der Schulzeit unterstützt, um ihnen den Übergang von der Schule in die Berufswelt zu erleichtern. Bei der Berufsvorbereitung werde potenziellen Azubis, die bestimmte Defizite aufweisen, durch Praktika, Nachhilfeunterricht oder ein berufspraktisches Jahr der Rücken gestärkt. Und bei der Ausbildung für benachteiligte Jugendliche werde den Betroffenen durch Nachhilfeunterricht während der Lehre geholfen. So könne verhindert werden, dass die jungen Leute ihre Ausbildung abbrechen.