Basketball
Berufsbegleitender Unterricht

Basketball Die Knights haben eine erfolgreiche Vorbereitung hinter sich. Wie man mit schwierigen Spielsituationen umgeht, war bis vergangenen Samstag nicht im Programm. Von Bernd Köble

Nein, an der Zeit, Grundsätzliches zu hinterfragen, ist es sicher nicht. Dass Liga-Alltag und Saisonvorbereitung zwei völlig unterschiedliche Dinge sind, gilt im Sport zwar als Binsenweisheit. Was man nicht am eigenen Leib erfahren hat, bahnt sich mitunter allerdings nur schleppend den Weg ins Bewusstsein. Insofern war die Auftaktpleite der Knights am Samstag in Schwenningen zwar ärgerlich, aber irgendwie auch bitter nötig. Kirchheims Sportchef Christoph Schmidt hat sich eine eigene Formel zurechtgelegt: „Das war das Spiel, das uns in der Vorbereitung gefehlt hat.“ Wie man sich aus brenzligen Lagen befreit, wie man Läufe des Gegners kontert, das alles war bisher tatsächlich kaum gefragt. Wer das Rennen von vorne fährt, bekommt von mühsamen Positionskämpfen im Feld wenig mit, und nicht nur Headcoach Mauricio Parra musste sich nach dem Auftaktspiel fragen, ob man die Abschlussprüfung in der Pre-Season nicht besser eine Spur kniffliger gewählt hätte. Das gilt vor allem fürs Trainingscamp in Österreich, wo man gleich drei Erstligisten aus der Alpenrepublik im Vorbeigehen abwatschte. Vorbei und vergessen - dafür gab es jetzt am Samstag berufsbegleitenden Unterricht.

Wie gesagt: An der Zeit, Grundsätzliches zu hinterfragen, ist es wahrlich nicht. Die Niederlage gegen einen keinesfalls überragenden Aufsteiger war das Ergebnis einer ganzen Reihe „banaler Fehler“, wie Parra es nennt. Übermotivation, fehlende Lockerheit - die Mannschaft habe gleich im ersten Spiel „ein Statement“ abgeben wollen, sagt der Trainer. „Das ging gründlich schief.“ Trotz statistisch belegter Übermacht unterm Korb gingen die spielentscheidenden Defensiv-Rebounds an den Gegner.

Dass sich Schlüsselspieler wie Rendleman, McCloud oder Butler künftig kollektive Blackouts wie am Samstag in Serie leisten werden, ist indes kaum zu erwarten, auch wenn aus Butler so schnell kein sicherer Freiwurfschütze werden dürfte und Rendleman auch in der neuen Saison gleichermaßen foulanfällig wie schwer ersetzbar bleibt. Zumal an einem Abend wie in Schwenningen, an dem mit Kronhardt die erfahrene Alternative fehlte.

„Wir haben ein starkes Team.“ Ein Satz, der fast schon trotzig klingt. Für Christoph Schmidt hat sich an dieser Einschätzung auch nach dem Samstag nichts geändert. Wie viel individuelle Klasse in der Mannschaft steckt - das konnte, wer wollte, tatsächlich auch in Schwenningen erkennen: die Qualität eines Till Pape, der mit zunehmender Spieldauer zur Leitfigur wurde und mit 14 Punkten und zehn Rebounds gleich zum Start ein Double-Double auflegte, Eric Durham, Mitch Hahn und Tim Koch, die eindrucksvoll bewiesen, dass Kirchheim endlich wieder starke Werfer hat. Eine Dreier-Quote von 48 Prozent bei 27 Versuchen - wann hatte es das zuletzt gegeben?

Zeit also, dass die Mannschaft ihr wahres Gesicht zeigt. Trainer und Sportchef jedenfalls erwarten am Samstag gegen Trier einen ganz anderen Spielverlauf, trotz Negativ-Bilanz gegen den letztjährigen Play-off-Teilnehmer. Die Auftaktpartie der Gladiators zu Hause gegen Karlsruhe ähnelte dem der Knights über weite Strecken. Stützen wie Dranginis oder Smit weit unter Normalform - am Ende fehlten trotzdem nur drei mickrige Punkte zum erhofften ers­ten Heimsieg. „Beide haben den gleichen Druck“, sagt Schmidt mit Blick auf den Samstag. „Wenn wir das Schwenningen-Spiel richtig analysieren, dann mache ich mir keine Sorgen.“ Auch der Trainer gab sich gestern locker wie selten nach einer Niederlage: „Wir haben eine Menge junger Spieler dabei“, meint Parra. „Das ist ein Lernprozess.“ Was er sich für die Heimpremiere am Samstag am meisten wünscht? „Dass unsere Halle mindestens so laut sein wird wie zuletzt in Schwenningen.“