Zahngesundheit
Besondere Lebensphasen auch für Zähne und Zahnfleisch

Schwangerschaft und Wechseljahre

Das Zahnfleisch in der Schwangerschaft stärker durchblutet und das Gewebe lockerer. Bakterien haben es leichter, sich anzusiedeln. Sie können Entzündungen auszulösen. Foto: proDente e.V./Johann Peter Kierzkowski

ProDente. Im Zahnfleisch befinden sich Rezeptoren für die weiblichen Sexualhormone. Über diese Rezeptoren besteht eine Wechselbeziehung zwischen dem Hormonspiegel und dem Zahnfleisch. Hormonelle Veränderungen in besonderen Lebensphasen von Frauen wie Schwangerschaft oder Wechseljahre können das Risiko für Erkrankungen von Zähnen und Zahnfleisch erhöhen.

„Zahlreiche Studien zeigen, dass Östrogen ein Schlüsselfaktor beim Schutz vor Entzündungen ist. In Phasen der hormonellen Umstellung wie Pubertät, Schwangerschaft und Menopause herrscht ein Ungleichgewicht der weiblichen Sexualhormone“, erläutert Prof. Dr. Margrit-Ann Geibel, Leiterin der Abteilung Genderspecific Dentistry der Danube Private University in Österreich sowie Oberärztin und Leiterin Dento-maxillofaciale Radiologie der Klinik für Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie, Universitätsklinikum Ulm. „Sowohl ein Überschuss an Östrogen wie in der Pubertät und Schwangerschaft als auch ein Defizit wie in der Menopause schränken die Fähigkeit des Körpers ein, sich gegen Entzündungen zu wehren.“

Schwangere sollten Zahnfleischentzündungen ernst nehmen

So ist das Zahnfleisch in der Schwangerschaft stärker durchblutet und das Gewebe lockerer. Bakterien haben es leichter, sich anzusiedeln. Sie können Entzündungen auszulösen. Damit keine Folgeschäden durch Zahnfleischentzündungen entstehen, sollten Schwangere besonders gut auf ihre Mundhygiene achten. Auch Vorsorgetermine in der Zahnarztpraxis und die regelmäßige Professionelle Zahnreinigung (PZR) gehören in der Schwangerschaft dazu. Zahnfleischbluten, gerötetes Zahnfleisch oder Mundgeruch sind erste Anzeichen einer Zahnfleischentzündung. Eine intensivierte Mundhygiene lässt die Zahnfleischentzündung meist ausheilen. Die Entzündung sollten Schwangere ernst nehmen und ihre Zahnarztpraxis aufsuchen. Denn breitet sich die Entzündung des Zahnfleischs bis hin zum zahntragenden Gewebe (Zahnhalteapparat) aus, entsteht eine Parodontitis mit sogenannten Zahnfleischtaschen. Diese sind ein Reservoir für krankmachende Bakterien. Über die Blutbahn können die Bakterien in den gesamten Körper gelangen. Das Risiko für andere Erkrankungen steigt. So kann eine unbehandelte Parodontitis bei Schwangeren in Zusammenhang mit Schwangerschaftsdiabetes oder Bluthochdruck mit zusätzlichen Organschäden (Präeklampsie) stehen. Es gibt wissenschaftliche Hinweise, dass das Risiko für eine Frühgeburt sowie für die Geburt von Kindern mit niedrigem Geburtsgewicht erhöht ist. Auch kann eine unbehandelte Parodontitis letztendlich zum Verlust von Zähnen bei den betroffenen Frauen führen.

Zähne in der Schwangerschaft anfälliger für Karies

Spezielle Gelüste, Sodbrennen oder Reflux in der Schwangerschaft können die Ernährung ganz schön durcheinanderbringen. Aber Achtung: Häufige Zwischenmahlzeiten, vor allem Süßes oder Saures, greifen die Zähne an! Denn jede Zwischenmahlzeit lässt den eigentlich neutralen pH-Wert im Mund absinken. Die Säuren lösen Mineralien aus dem Zahnschmelz und entkalken ihn. Zusätzlich ist die Menge des Speichels und somit seine Spülfunktion in der Schwangerschaft vermindert. Der Speichel ist zudem anders zusammengesetzt. So hat er nun einen niedrigeren Gehalt der Mineralstoffe Kalzium und Phosphat. Das setzt die natürliche Reparatur, Remineralisierung, des Schmelzes über den Speichel herab. All dies führt dazu, dass die Zähne deutlich anfälliger für Karies sind.

Wechseljahre haben auch Einfluss auf die Mundgesundheit

Hitzewallungen oder Schlafstörungen sind typische Symptome bei Frauen in den Wechseljahren. Die hormonellen Schwankungen können aber - wie in der Schwangerschaft auch - zu Zahnfleischentzündungen führen. Nach der Menopause wirkt sich der niedrige Östrogenspiegel ebenso ungünstig auf die Mundgesundheit aus. Zahnfleischentzündungen mit nachfolgender Parodontitis können die Folgen sein. Ein hormonbedingter Knochenabbau einer Osteoporose kann auch im Kiefer auftreten und die Gefahr für einen Zahnverlust zusätzlich erhöhen. In der Menopause sind Frauen zudem verstärkt von Mundtrockenheit und Zungenbrennen betroffen. Dabei kribbelt und brennt die Zunge unangenehm. Expertinnen und Experten schätzen, dass etwa jede sechste Frau in den Wechseljahren oder danach an einem sogenannten Burning Mouth Syndrom leidet.