Lenningen. Normalerweise, sagte Schulleiter Erich Merkle, frage er Schüler nicht über Lehrer aus. Eine Ausnahme machte er beim neuen Pfarrer, der seit Schuljahresbeginn in Lenningen unterrichtet. Er mache einen guten Unterricht, sei cool und höflich und auch zu Nachsitzern nett, befanden Schüler der Klasse 8 a. Die Schüler der Klasse 8 b finden den neuen Pfarrer cool, lässig und nett, freundlich und humorvoll. Nur mit den Namen habe er manchmal Probleme. Er könne gut Geschichten erzählen und wisse viel über Martin Luther, sagten die Viertklässler. Sie waren vom Motorrad und der Lederkleidung beeindruckt, mit denen Schmidt von Ohmden hergefahren kommt. Das wird er noch eine Weile tun, denn die Renovierung des historischen Pfarrhauses neben der Martinskirche hat sich verzögert. Kommt dann im nächsten Jahr der Umzug, werden die Schüler helfen: Sie schenkten dem Pfarrer und seiner Familie einen Gutschein über vier Arbeitsstunden der Schülerfirma „Helfende Hände“.
Pfarrer Karlheinz Graf hat nun einen Nachfolger, Unterlenningen wird seit September von Pfarrer Andreas Honegger versorgt. In Erkenbrechtsweiler und Hochwang, so Dekanin Renate Kath, gebe es noch eine Lücke. Sie ermunterte die Kirchengemeinden zum Zusammenrücken: „Manches geht nur noch gemeinsam.“
Mit einem „ganz herzlichen Grüß Gott“ begann der 47-jährige Schmidt seine Vorstellung. Mit 18 Jahren fand er durch die kirchliche Jugendarbeit zum Glauben. Schließlich entschied er sich für „Bibel statt Tischlerschürze“: Aus dem Tischler aus Bad Salzuflen wurde ein Diakon. 14 Jahre lang war er kirchlicher Jugendreferent, dann bildete er sich für den Pfarrdienst weiter.
„Es wird ein vertrauter Anblick sein, wenn im Pfarrhaus wieder Licht brennt“, sagte Klaus Kazmaier, zweiter Vorsitzender des Kirchengemeinderats. Er werde keine lange Liste übergeben, „was wir uns von Pfarrer Schmidt alles wünschen“, sagte er unter viel Gelächter. Schmidt, betonte er, komme „in eine aufgeschlossene Gemeinde“. Über seine Erwartungen nachzudenken, befand Schmidt in seiner Antrittspredigt als sehr wichtig. Er ermunterte die Zuhörer, ihre Erwartungen und Belastungen zu Gott zu bringen: „Nicht in der Schönheit der Gedanken und Worte liegt die Kraft des Gebets, sondern in der Zusage Gottes, uns Recht zu schaffen.“
Auch Bürgermeister Michael Schlecht freute sich darüber, dass Oberlenningen nun „endlich“ wieder einen evangelischen Pfarrer hat. Dass er sich mit Graf gut verstand, ist bekannt. Beim Neuen ließ die Begegnung bei der Investitur Gutes vermuten. Schlecht überreichte Wolle und Stricknadeln, widersprach aber der Behauptung der Ohmdener, im Lenninger Tal sei es „einen Kittel kälter“. Falls doch, machten dies die Menschen im Tal durch ihre Herzlichkeit wett. Sobald er es selbst gelernt habe, versprach Schmidt, lade er den Bürgermeister zum Strickkurs ein. Schlecht forderte den Pfarrer auf, nicht nur nach den Fußspuren seiner großen Vorgänger zu suchen. „Wer das tut, hinterlässt selbst keine und beschreitet keine neuen Wege.“
Mit noch einem könnte Schmidt schnell eine gemeinsame Basis finden: Der katholische Pfarrvikar Jean-Renaud Lubiangenu kommt aus dem Kongo – dem zentralafrikanischen Land, in dem Schmidt eine Ausbildungswerkstatt geleitet hat. Die Katholiken überreichten Schmidt einen Ersatzkanister und die Neuausgabe des Gebets- und Gesangbuchs Gotteslobs, die am ersten Advent eingeführt wird. Pfarrkollegin Frida Rothe überbrachte einen Granatapfel, als Bild der Fülle und des Segens, sowie zwei Bücher. Sie fand heraus, dass der Vorname Dirk von seiner niederdeutschen Wurzel her „Herrscher des Volkes“ bedeutet. Aber beim Herrschen gehe es ja eigentlich ums Dienen.
Gedient hat auch Klaus Kazmaier. Während des pfarrerlosen Jahres hatte er erhebliche Mehrarbeit zu leisten. Als sich der Kirchengemeinderat bei ihm und seiner Frau Lore für den „enormen Einsatz“ bedankte, erhoben sich die Zuhörer Beifall klatschend von ihren Plätzen.