Kirchheim. Das Thema im Gemeinderat war besonders vielschichtig. Einerseits sollte es um das Nutzungskonzept für die Eduard-Mörike-Schule „nach Schließung der Hauptschule“ gehen, andererseits um die Brandschutz- und PCB-Sanierung. Das Nutzungskonzept ist allerdings auch nach der Ratssitzung noch nicht endgültig geklärt. Fest steht indessen, dass das bisherige Hauptschulgebäude nach der Sanierung auf lange Sicht die Grundschule beherbergen soll. Für das bisherige Grundschulgebäude wiederum gibt es verschiedene Überlegungen, wie es weiterhin für schulische oder gar vorschulische Bildung genutzt werden kann. Zur Debatte stehen die U-3-Betreuung, eine Mensa, ein Familienzentrum oder auch verschiedene Kombinationen aus diesen Nutzungen.
Möglicherweise könnte es in Ötlingen auch einmal eine Gemeinschaftsschule geben. Das wiederum hängt davon ab, wie die Vorstellungen, die die neuen Regierungsparteien des Landes Baden-Württemberg in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben haben, tatsächlich ins Schulrecht Eingang finden werden. Unabhängig von allen diesen Überlegungen stellte Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker im Kirchheimer Ratsrund fest: „Wir werden das Gebäude der Hauptschule in Ötlingen auch weiterhin benötigen. Eine Nachnutzung ist auf jeden Fall gegeben.“
Der Zukunft einer Hauptschule in Ötlingen erteilte sie aber eine klare Absage: „Im nächsten Schuljahr sollen elf Kinder aus Ötlingen in die 5. Hauptschulklasse wechseln. Wir sollten diese elf Kinder an die Alleenschule schicken, sonst gäbe es dort keine Zweizügigkeit.“ Gerade zu diesem Punkt berichteten die Ortsvorsteher Hermann Kik aus Ötlingen und Stefan Würtele aus Lindorf aus den jeweiligen Ortschaftsräten, die sich dafür ausgesprochen hatten, den Hauptschulbetrieb an der Eduard-Mörike-Schule weiterzuführen.
Hier herrschte allerdings große Einigkeit im Ratsrund. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Walter Aeugle verwies auf die möglichen Probleme an der Alleenschule, wenn es dort rund 30 Schüler in einer 5. Klasse gäbe statt 20 Schülern in zwei Klassen. Und die Vorsitzende der Frauenlisten-Fraktion, Dr. Silvia Oberhauser, stellte kategorisch fest: „Wir müssen nicht um jeden Preis etwas Altes fortsetzen.“ Oberbürgermeisterin Matt-Heidecker zweifelte gleichfalls daran, dass die weiterführende Schule in Ötlingen durch den Regierungswechsel in Baden-Württemberg einen ungeahnten Aufschwung nehmen könnte: „Ich glaube nicht, dass Eltern, die ihr Kind auf ein Gymnasium schicken wollen, jetzt auf einmal die Gemeinschaftsschule für sich entdecken.“
Als eine Art einsamer Rufer in der Wüste stellte Hans Gregor (SPD) den Antrag, im Sinne der beiden Ortschaftsräte darüber abzustimmen, ob die Eduard-Mörike-Schule nicht doch eine Hauptschule bleiben könnte. Dieser Antrag fand aber keinen einzigen Befürworter – außer dem Antragsteller selbst.
Kontroverser ging es bei der Frage nach der Sanierung des bisherigen Hauptschulgebäudes zu. Dass es saniert werden muss, war noch einigermaßen offensichtlich, weswegen Walter Aeugle betonte: „Wir schließen die Eduard-Mörike-Schule ja nicht, sondern sanieren sie für 1,8 Millionen Euro.“ Silvia Oberhauser legte ebenfalls Wert auf die Feststellung: „Die Eduard-Mörike-Schule wird ein Schulstandort bleiben, wenn auch kein Hauptschulstandort mehr.“ Die CDU-Fraktion machte sich ebenfalls für die vorgeschlagene Sanierung stark, wobei Dr. Thilo Rose meinte, dass es nicht um einzelne Schulen als solche gehen kann: „Es darf keinen Kampf um die einzelnen Schulstandorte geben.“ Trotzdem brauche es aber auch Perspektiven für die Teilorte.
Bernhard Most, Vorsitzender der FDP/KiBü-Fraktion, wollte mit der Sanierung abwarten, bis es ein klares Nutzungskonzept für die Eduard-Mörike-Schule gebe. Bei einer anderen Nutzung sei vielleicht der vorhandene Grundriss nicht mehr geeignet, und bei einer späteren Sanierung lasse sich der Grundriss mit abändern. Die Oberbürgermeisterin erwiderte darauf, dass das Nutzungskonzept für das Hauptschulgebäude mehr als klar sei, weil dort die Grundschule untergebracht werden soll. Bürgermeister Günter Riemer ergänzte: „Wir verändern keinen Grundriss. Wir bleiben dort so flexibel oder auch so starr, wie wir es immer schon waren.“
Für die Fraktion der Freien Wähler fragte Andreas Banzhaf nach, ob denn der geplante neue Vollwärmeschutz wirklich nötig sei und ob künftige Energieeinsparungen die Mehrausgaben langfristig rechtfertigen würden. Angelika Matt-Heidecker sprach daraufhin von einer „Verpflichtung, auch Energie einzusparen, wenn es nicht unbedingt wirtschaftlich ist“. Letztlich hat der Gemeinderat aber doch beschlossen, vorerst nur die notwendigen Brandschutz- und PCB-Sanierungen samt Fenster- und Dachsanierung vornehmen zu lassen und erst in der nächsten Sitzungsrunde über den Vollwärmeschutz zu entscheiden.