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Bissingen bekommt eine gesunde Mitte

Apotheke Wo früher der Tante-Emma-Laden stand, ist in der Seegemeinde ein modernes Gebäude mit Apotheke, Ärztin und Wohnungen entstanden. Von Thomas Zapp

Es ist ein echter Hingucker geworden an Bissingens „Tor zur Ortsmitte“. Wo früher das „Gölza-Lädle“ stand, ist ein modernes, dreieinhalbgeschossiges Gebäude mit Wohnungen und der Arztpraxis von Internistin Dr. Andrea Schieber entstanden. Seit Montag hat im Erdgeschoss auch die neue Marien-Apotheke geöffnet. Die Stele mit dem Apotheken-Logo weist darauf hin, dass neben dem ehemaligen Gasthaus „Ochsen“ künftig die Bissingerinnen und Bissinger ihre Medikamente und andere Gesundheitsprodukte kaufen.

Was das Haus von außen verspricht, wird nach dem Betreten der Apotheke durch die automatische Glas-Schiebetür auch gehalten: „Das ist sehr hell und modern“, lobt eine Kundin. Tatsächlich vermittelt die Kombination aus dem Holzboden in warmen Brauntönen und strahlend weißen Einbauregalen auf den ers­ten Blick nicht den Eindruck einer klassischen Apotheke, sondern eines gemütlichen Wohnzimmers. Maren Taus, die neue Orts-Apothekerin von Bissingen, konnte das Design der Inneneinrichtung selbst bestimmen und hat diesen Stil in Bayern entdeckt. Eine spezialisierte Schreinerei vom Chiemsee hat das neue Interieur in zehn Tagen vor Ort nach Maß gefertigt.

Für die gebürtige Kirchheimerin Maren Taus ist es die erste eigene Apotheke. Vorher war sie Filialleiterin in Schwäbisch Gmünd. Nachdem sich die Gelegenheit in Bissingen ergab, freut sie sich nun auf den neuen Abschnitt und die Menschen in der Seegemeinde. Die Idee für den Namen ihrer Apotheke hatte ihr Vorgänger Carl Küper von der Alb-Apotheke. Der schlug ihr vor, aufgrund der Nachbarschaft zur rund 700 Jahre alten Marienkirche die Apotheke Marienapotheke zu nennen. Nach Anfragen bei Bürgermeister Marcel Musolf und Gemeindepfarrer Ulrich Müller wurde ihr Anliegen positiv beschieden. Ein Stockwerk darüber hat Dr. Andrea Schieber ihre Praxis eröffnet. Die Internis­tin aus Kirchheim hatte schon vorher die Nachfolge des langjährigen Bissinger Hausarztes Günter Brodbeck angetreten, übergangsweise in der Silcherstraße.

Knapp drei Jahre ist es her, seit die Bagger das alte Gebäude abgerissen und ein großes Loch an der Zufahrt zum Ortskern schufen. Die Lücke ist mittlerweile gefüllt und der Investor, „Wohnbau Birkenmaier“, hat es, trotz Corona-Krise, fast ­punktgenau wie geplant fertiggestellt. Bürgermeister Marcel Musolf freut sich über die neue „gesunde Mitte“ seines Ortes. „Die Bedeutung für die Infrastruktur ist enorm, für einen Ort unserer Größe ist das keine Selbstverständlichkeit“, spielt er auf die „Landflucht“ vieler Ärzte an. Ende 2014 hatte Bissingen eine „Flächenperspektive“ gebraucht und daher an der Vorderen Straße zwei Grundstücke erworben, auf denen das ehemalige „Gölza-Lädle“ und ein Elektrogeschäft standen. Die Eigentümer wohnten dort noch, fanden mithilfe der Gemeinde aber im Ortskern eine andere Wohnung. So konnte dann der Neubau geplant werden.

Für den Schultes hat es einen besonderen Charme, dass im ehemaligen „Tante-Emma-Laden“ wieder ein wichtiger Treffpunkt entstanden ist. „In einer Luftlinie von 250 Metern haben sie hier eine Versorgungsstruktur mit Bank, Bäcker, Post, Rathaus, Metzger, zwei Bushaltestellen, Arzt und Apotheke.“ Der einzige Wermutstropfen lässt sich da verschmerzen: „Der sehr schöne Anlass tritt wegen Corona in den Hintergrund“, sagt Marcel Musolf. Eine feierliche Eröffnung ist deswegen ausgefallen.