Sonnenblumen und Co. begleiten Wanderer und Radfahrer entlang eines großen Maisfelds
Blühstreifen für die Artenvielfalt

Ein Herz für Insekten zeigt Hans Ederle aus Bissingen und erfreut damit nicht nur fleißige Bienen, sondern mit der bunten Blumenpracht auch Wanderer und Radfahrer. Neben dem Radweg am Fuße des Dachsbühls, zwischen Bissingen und Weilheim, hat der Landwirt einen etwa drei Meter breiten Blühstreifen entlang seines Maisfelds angelegt.

Bissingen. Recht groß ist das Maisfeld unterhalb des Dachsbühls bei Bissingen für hiesige Verhältnisse, bewirtschaftet wird es von Hans Ederle. Der Landwirt aus Bissingen kennt die Diskussionen um intensive Flächennutzung und das schlechtes Image seines Berufsstands. „Die Felder hier in der Region sind im Vergleich zu anderen Landesteilen in Deutschland recht klein. Eine Monokultur ist für mich etwas anderes“, sagt er. Ein Blick über die Felder führt dem Betrachter die Folgen der Realteilung – kleine Parzellen – vor Augen, was die Arbeit der Landwirte nicht einfacher macht. Hans Ederle spricht deshalb augenzwinkernd von Schnittlauchbauern.

Umso deutlicher zieht deshalb ein Acker die Aufmerksamkeit auf sich, der rund fünf Hektar groß ist – erst recht, wenn, wie jetzt, der Mais seine volle Größe entwickelt hat. Was außerdem auffällt: Entlang des Ackers, auf einer Länge von rund 300  Metern, geht es bunt zu entlang des Radwegs zwischen Kirchheim und Neidlingen, es summt und brummt auf dem etwa drei Meter breiten Blühstreifen. „Das ist das Visselhöveder Insektenparadies“, erklärt Hans Ederle. Dabei handelt es sich um eine speziell entwickelte Saatmischung. Wer genau hinschaut, entdeckt 14 verschiedene „Zutaten“ in unterschiedlichen Maßeinheiten. Dazu zählen beispielsweise Futtermalve, Buchweizen, Borretsch, Öllein, Phacelia, Sommerwicke oder Alexandrinerklee sowie die „Insektenmagneten“ Dill und Koriander. Zurzeit prägen Sonnenblumen das Bild. Doch das war nicht immer so. „Die ersten zwei bis drei Wochen hat es auch gelblich geblüht, damals aber vor allem dank des Gelbsenfs“, erinnert sich der Landwirt. Dass nun wieder gelb vorherrscht, ist Hans Ederle zu verdanken. „Mir sind zu wenig Sonnenblumen aufgegangen. Deshalb habe ich etwas nachgeholfen, bin ich den Radweg entlanggeschlendert und habe Sonnenblumenkerne verteilt“, verrät er, denn die Vielfalt des Insektenparadieses hat seiner Ansicht nach etwas unter der Trockenheit im Frühjahr gelitten.

Diese bunte Freiwilligkeitsleistung – er verzichtet auf einer Fläche von etwa zehn Ar auf einen Ertrag – hat für ihn mit Artenvielfalt zu tun, sowohl in Bezug auf die Tier- und Pflanzenwelt als auch auf das Landschaftsbild. Zudem will er auch „a bissle Imagepflege“ für die Landwirtschaft betreiben. „Wir fuhrwerken nicht nur über unsere Flächen drüber“, sagt Hans Ederle und ärgert sich über einen großen Müllsack neben dem Blühstreifen. Er ist sich bewusst, dass durch die intensive Bewirtschaftung der Wiesen und Felder die Blumenvielfalt stark abgenommen hat. Fehlen blühende Pflanzen auf großer Fläche und über einen langen Zeitraum, finden Biene und Co. keinen Nektar und sind damit ihrer Nahrungsquelle beraubt. Darunter leiden viele Arten, denn Insekten sind wiederum Nahrungsgrundlage für viele Tiere.

Von kaum jemand bemerkt, denkt der Bissinger Landwirt auch an Lerchenfenster. Bewusst unterbricht er kurz die Aussaat, sodass im Getreidefeld ein Loch und somit eine „Landebahn“ für die gefährdete Vogelart entsteht. Von dort gelangen die Tiere zu ihren Brutstätten.