Benjamin, Jonathan und Sebastian Müller aus Bissingen sind erste Bundessieger in „Jugend musiziert“
Blechbläsertradition im Pfarrhaus

Bissingen. Es waren für Benjamin Müller, 17, und seine drei Mitspieler spannende 16 Minuten. Dann hatte das Trompeten-Quartett die achtköpfige Jury des Bundeswettbewerbs „Jugend musiziert“ in Neustrelitz/Neubrandenburg überzeugt. 


Das Blechbläser-Ensemble erspielte sich mit „Intrata“ von Johannes Schulz, einer Suite von Jeandi Artot und dem Stück „Moderne Musik“ von Karl-Heinz Köber aus den Epochen Barock, Romantik und Neuzeit den ersten Bundessieg.

Damit trat der 17-jährige Bissinger in die Fußstapfen seiner beiden älteren Brüder Jonathan, 21, und Sebas­tian Müller, 22, die beide mehrfache erste und zweite Bundespreisträger bei „Jugend musiziert“ auf ihren Instrumenten Trompete beziehungsweise Tenorhorn wurden.

Ihre Musikalität bekamen sie mit in die Wiege gelegt. Sowohl Pfarrer Ulrich Müller als auch seine Frau spielen ein Blechblasinstrument. Wie viele Kinder bliesen auch Sebastian, Jonathan und Benjamin zunächst einmal in Blockflöten. Im Alter von acht Jahren entschieden sich die Brüder dann für die Trompete beziehungsweise die Posaune. Wie Jonathan zuvor, so wird Benjamin in der Musikschule Fellbach von Markus Klein in Trompete unterrichtet. Klein war es auch, der das Trompeten-Quartett vom Regional- zum Landes- und schließlich zum Bundessieg im Wettbewerb „Jugend musiziert“ führte. Voraussetzungen zu solch einer musikalischen Leistung sind regelmäßige Proben solo und im Ensemble. Vor dem Wettbewerb mehrmals in der Woche in Fellbach, was für den Bissinger Gymnasiasten einen sehr engen Stundenplan bedeutete. Benjamin probt täglich anderthalb Stunden auf der Trompete. Ein eingeübtes Ritual, das die Disziplin unterstützt. Hinzu kommt die Posaunenchorprobe einmal wöchentlich. Außerdem spielt der talentierte junge Mann noch nebenher Klavier.

Was seine Söhne nach der Blechbläserausbildung machen, „das bleibt jedem selbst überlassen“, sagt Ulrich Müller. „Sebastian hat von klein auf gewusst, er will Posaune spielen“. So lernte er zunächst bei Eduard Funk in Bissingen, dann bei Johannes Storz in Kirchheim, bei Martin Pschorr in Heubach, bei dem Stuttgarter Matthias Heinz und Bas­tian Greschek in Fellbach. Seinen Lebensunterhalt aber will der 22-Jährige nicht mit Musik bestreiten. Er absolviert zurzeit eine Ausbildung zum Versicherungs- und Finanzkaufmann. Dennoch bleibt er seiner Posaune treu und spielt in verschiedenen Orchestern wie dem Verbandsjugendorchester Hochrhein und dem Landesjugendorchester mit.

Sebastians ein Jahr jüngerer Bruder Jonathan studiert seit dem Sommersemester 2010 an der Hochschule für Musik Karlsruhe bei Professor Reinhold Friedrich. Jonathan Müller ist mehrfacher erster Bundespreisträger beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ und gewann darüber hinaus 2006 den ersten Preis und Sonderpreis beim bundesweiten Carl-Schröder-Wettbewerb in Sondershausen/Thüringen. Er erreichte 2010 als einziger Trompeter die dritte Runde beim Deutschen Musikwettbewerb, erhielt ein Stipendium und wurde in die „Bundesauswahl Konzerte Junger Künstler“ aufgenommen. Seit diesem Jahr ist Jonathan Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes. Er spielt in verschiedenen Orchestern, wobei der bisherige Höhepunkt seiner musikalischen Karriere die Mitgliedschaft im Orchestra Mozart unter der Leitung des berühmten Dirigenten Claudio Abbado sein dürfte.

Während der Weg des talentierten Bissingers vorgezeichnet ist, kann sich der jüngste der Brüder, Benjamin, noch etwas Zeit lassen. Im kommenden Jahr liegt zunächst eine andere Partitur auf dem Notenständer, überschrieben mit dem Titel „Abitur“. Was danach ansteht, lässt der 17-Jährige offen. Berufstrompeter wie sein Bruder Jonathan oder Musiklehrer? „Auf jeden Fall irgendwas mit Musik“, darin ist er sich sicher. Dafür übt er – und für den Wettbewerb „Jugend musiziert“ 2012. Diesmal als Solotrompeter.