Die ersten beiden steigen auf, die letzten beiden steigen ab - Handball könnte so einfach sein. Die Wirklichkeit sieht leider anders aus. Wenn sich die Saison dem Ende neigt, wird in Mannschaften und Vereinen nur noch im Konjunktiv geredet. Keiner weiß wann und wo, geschweige denn gegen wen. Alles hängt von allem ab. Das Aus für die Relegation wäre ein Segen für den Sport und alle, die ihn lieben. Insofern sind die Pläne des HVW, die Vertikale zwischen seinen Ligen geradliniger zu gestalten, nachvollziehbar. Das gilt auch für den Wunsch nach mehr Qualität in der Spitze. Wie sehr die gebraucht wird, dürfte sich spätestens im Januar zeigen, wenn der DHB als WM-Gastgeber das Wintermärchen von 2007 neu auflegen will.
Trotzdem ist kein Schelm, wer Böses dabei denkt. Dass der württembergische Verband mit seinen Reformplänen ein ganz anderes Krisenfeld im Blick hat, ist offensichtlich. Warum auch nicht? Schließlich lauert hinter schwindsüchtigen Schiedsrichterzahlen ein Existenzproblem. Jeder Blutverlust führt irgendwann zum Tod. Ohne Schiedsrichter keine Spiele, ohne Spiele kein Handballsport. Schon heute fänden viele Begegnungen in den Württemberg- und Landesligen ohne Unterstützung aus den Bezirken nicht mehr statt. Schiedsrichter-Einteiler wird zum Fulltime-Job, und was als Nächstes kommt, ist klar: In Jugendklassen und in Kreisligen wird es über kurz oder lang keine unparteiischen Spielleiter mehr geben.
Allein: Die Zahl der Partien zu verringern, entschärft die momentane Lage. Das Problem löst es nicht. Schließlich kämpft der Sport mit aller Macht gegen den demografischen Wandel. Rund tausend Vereine hat alleine der HVW im zurückliegenden Jahrzehnt verloren. Will man diesen Trend stoppen, braucht es wieder mehr Nachwuchs, der begeistert Handball spielt, Menschen, die sich im Verein engagieren und Schiedsrichter, die das bekommen, was sie verdienen: Respekt.