Lokales
Bombe in Ötlingen gefunden

Für große Aufregung hat am Montagvormittag in Ötlingen eine 120 Kilogramm schwere Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg gesorgt. Die Bombe war bei Baggerarbeiten gefunden und vom Kampfmittelbeseitigungsdienst entschärft worden. Rund 60 Anwohner wurden vorsorglich evakuiert

Foto: Friebe PR/Bettina Wölfi

Kirchheim. „Des war g‘schwend viel Aufregung“, gestand Ötlingens Ortsvorsteher Hermann Kik, denn noch nie zuvor musste in dem Kirchheimer Ortsteil eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft werden. Die 120 Kilogramm schwere Splitterbombe war bei Wasserleitungsaushubarbeiten von Jürgen Staudenmaier, dem Chef der gleichnamigen Drackensteiner Baufirma, im Wendlinger Weg entdeckt worden. „Ich hab‘ g‘merkt, dass da Eisa kommt“. Es sei ein rundliches Ding gewesen, das nach unten weggegangen sei. Staudenmaier dachte deshalb gleich an eine Bombe – bereits die dritte in seiner Laufbahn. Deshalb stellte er sofort die Aushubarbeiten ein und rief die Polizei.
„Der Mann hat sehr umsichtig reagiert“, lobte der stellvertretende Leiter des Kirchheimer Polizeireviers, Polizeihauptkommissar Daniel Straub, das vorsichtige Verhalten des Bauunternehmers, der in Ötlingen selbst den Bagger fuhr.
Die Ordnungshüter alarmierten den Kampfmittelbeseitigungsdienst Baden-Württemberg in Stuttgart und sperrten das Gebiet weiträumig ab. Anschließend riefen die 15 Beamten vor Ort die rund 60 Bewohner des Wendlinger Wegs, der Stuttgarter Straße und der Reutlinger Straße dazu auf, ihre Häuser zu verlassen. Sie wurden von der Bereitschaft des Roten Kreuzes versorgt und betreut. „Die Evakuierung verlief völlig problemlos“, berichtete Daniel Straub.

Foto: Friebe PR/Bettina Wölfi

Auf der angrenzenden Bahnlinie wurde ab 10.40 Uhr der S-Bahnverkehr eingestellt. Ab 11.10 Uhr sperrte die Polizei die Stuttgarter Straße. Beamten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes gelang es binnen weniger Minuten die Bombe zu entschärfen. Ab 11.45 Uhr wurden alle getroffenen Sicherheitsmaßnahmen aufgehoben. Die Anwohner konnten unversehrt in ihre Häuser zurückkehren.
Auch die Kirchheimer Feuerwehr, die vorsorglich mit sechs Fahrzeugen und 34 Einsatzkräften vor Ort war, konnte ebenso wie Notarzt und Rettungswagen wieder abrücken.
Wie Ortsvorsteher Kik wusste, wurde Ötlingen während des Zweiten Weltkriegs, bis auf eine Ausnahme, von Bombenangriffen verschont. Im April 1945 allerdings griffen amerikanische Jagdbomber einen Zug zwischen Wendlingen und Ötlingen an. Daran konnte sich der 80-jährige Landwirt Wilhelm Raichle noch gut erinnern. „Die Einschüsse sieht man heute noch an der Eisenbahnunterführung. Dort soll nach Raichles Erzählung ein polnischer Landarbeiter mit einem Pferdefuhrwerk Schutz vor dem Fliegerangriff gesucht haben, wobei das Pferd erschossen wurde. Dann zerstörten Bomben die damalige Färberei Leckebusch. Offensichtlich befand sich darunter auch der jetzt gefundene Blindgänger.
Von der Kirchheimer Polizei, die die Bombe anhand eines Katalogs identifizieren konnte, wurde die Beschreibung der Splitterbombe an den Kampfmittelbeseitigungsdienst (KMBD) in Stuttgart durchgegeben. „Damit haben wir in der Kirchheimer Gegend nicht gerechnet“, sagte KMBD-Feuerwerker Bernd Gäkeler. „Die sind hier sehr selten“.
Eine 120-Kilo-Fliegerfreifallbombe mit einem normalen Aufschlagzünder zu entschärfen sei nicht ganz so gefährlich, wie eine Bombe, die mit einem Langzeitzünder ausgerüstet ist, meinte Gäkeler.
Nach der Entschärfung wurde die Eisenhülle von Bernd Gäkeler und den anderen drei Spezialisten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes nach Stuttgart abtransportiert, wo der Schrott in Scheiben zersägt und der Sprengstoff in einer Wanne abgebrannt wurde.