Kirchheim. Walter Schempp wohnt seit mehr als 60 Jahren im Burgtobelweg. „Von hier aus bildet der Fußweg den kürzesten Weg hinauf zum Waldheim oder hinunter in die Stadt“, erklärt er. Zahlreiche Anwohner und Radfahrer benutzen ihn, auch Kinder auf dem Weg in die Schule. „Ich bin den Weg schon als Kind gegangen, kenne die Bäume dort seit meiner Jugend“, erinnert sich der 73-Jährige. Anfang Mai sind allerdings durch heftige Windböen mehrere Bäume auf die Stromleitungen entlang des Fußweges gestürzt. Deshalb wurde der Weg am 11. Mai für Fußgänger gesperrt. Seitdem hat sich dort jedoch scheinbar nichts mehr getan – für Anwohner wie Schempp ist dies unverständlich.
„Die unmittelbare Gefahr ist eigentlich beseitigt worden“, sagt Schempp. „Die gestürzten Bäume wurden zersägt und zur Seite geräumt. Ich kann nicht verstehen, warum der Weg bis jetzt noch nicht wieder freigegeben wurde.“ Die zahlreichen mit gelber Farbe angezeichneten Bäume entlang des Weges bereiten ihm Sorgen. „Es sieht so aus, als wolle die Stadt dort einige der alten Bäume fällen“, sagt er. „Ich frage mich, ob das wirklich sein muss. Nicht alle der Bäume sehen krank aus.“ Auch Franz Hohner, der in der Nähe des oberen Zugangs zum Burgtobelweg wohnt, wundert sich darüber, dass die Stadt nicht längst aktiv geworden ist. Es gebe viele unerschrockene Anwohner, die trotz der Sperrung den Fußweg benutzen würden. Auch er selbst ist ihn schon gegangen. „Es würde mich ja schon interessieren, was da so lange dauert“, sagt der 83-Jährige.
Solange der Weg gesperrt ist, müssen die Fußgänger den Umweg über einen verschnörkelten Treppenweg in Kauf nehmen, der hinauf zur Beethovenstraße auf dem Würstlesberg führt. „Das ist etwas umständlich, aber im Moment geht es wohl nicht anders“, sagt Walter Schempp. Ärgerlich ist jedoch, dass wegen einer Baustelle im Bereich der Beethovenstraße hier ein zusätzlicher Umweg über die Richard-Wagner-Straße notwendig ist, wenn man hinauf zum Waldheimweg möchte.
Martin Zimmert, Leiter des Amts für Grünflächen und Tiefbau, hat Verständnis für die Anwohner, verweist auf Nachfrage des Teckboten aber auf die Rechtslage, die die Verantwortung für die Verkehrssicherheit klar dem Eigentümer zuweist. „Wir müssen überall tätig werden, wo Menschen gefährdet werden können“, so Zimmert. „Die Sperrung war notwendig.“ Wie bei den Abholzaktionen entlang der Kirchheimer Flüsse vor einigen Wochen musste zunächst die Einschätzung eines Baumgutachters eingeholt werden, ehe über das weitere Vorgehen entschieden werden konnte. Bäume dürfen nur in Ausnahmefällen innerhalb der Vegetationszeit gefällt werden.
Außerdem gebe es auch artenschutzrechtliche Aspekte zu berücksichtigen. „Wenn etwa Spechthöhlen in einem Baum entdeckt werden, muss der Stamm für die Nistzeit stehen bleiben“, so Zimmert. Da hier den Fußgängern ein Alternativweg möglich ist, sei eine längere Sperrung durchaus vertretbar. Im Falle des Burgtobelwegs sei außerdem nicht allein die Stadt in der Pflicht – manche der Bäume stehen auch auf Privatgrundstücken. „Da gilt es, die notwendigen Maßnahmen zusätzlich mit den Grundstücksbesitzern abzuklären.“
Mittlerweile steht fest, dass der Burgtobelweg noch bis zum Herbst gesperrt bleiben wird – erst dann darf die Stadt wieder die Kettensäge ansetzen. So lange müssen auch die Anwohner mit dem Umweg leben.