Einstimmig verlängert der Finanz- und Verwaltungsausschuss die Probezeit für neue Buslinien um weitere zwei Jahre
Busfahren wird dank der S-Bahn immer beliebter

Die neuen Buslinien, die vor drei Jahren mit Beginn der Kirchheimer S-Bahn-Anbindung eingeführt worden waren, haben sich überwiegend bewährt. Trotzdem könnten einzelne Fahrten gestrichen werden – allerdings erst nach Ablauf einer weiteren zweijährigen Probezeit.

Andreas Volz

Kirchheim. Der Nahverkehrsplaner Hartmut Jaißle stellte im Finanz- und Verwaltungsausschuss des Kirch­heimer Gemeinderats die Ergebnisse einer Fahrgastzählung auf den neuen Buslinien vor. Die Busfahrer hatten die Aufgabe gehabt, eine Woche lang ihre Passagiere zu zählen. Das Ergebnis kann sich aus seiner Sicht sehen lassen. Er sprach deshalb die Empfehlung aus, „das Konzept weiterzuführen, auch wenn einige Fahrten mäßig besetzt sind“.

In den Bussen, die vor 2009 noch gar nicht unterwegs gewesen waren, habe es bei der Zählung Spitzenwerte von 60 und 80 Fahrgästen gegeben. Aber selbst wenn das nicht der Normalfall ist, so gibt es doch ganz klare Tendenzen, beispielsweise diese: „Die ganz hohen Zahlen für Kirchheim beziehen sich auf Regionalbusse, die Kirchheim mit Nabern, Jesingen und dem Würstlesberg betreffen.“ Eine weitere Tendenz: „Die zusätzlichen Spätfahrten in Richtung Lenningen, Bissingen, Weilheim sind an Wochenenden ganz stark frequentiert.“ Letzteres gilt auch schon für Fahrten am Samstagnachmittag.

Die einzige Zeit mit größtenteils mäßigen Fahrgastzahlen ist der Sonntagvormittag. Deshalb waren es auch vor allem die Fahrten am Sonntagmorgen, die – wenn überhaupt – für eine Streichung zur Debatte standen.

Grundsätzlich nämlich stellte Hartmut Jaißle fest, dass nur Fahrten am „Rand“ zur Streichung taugen, also entweder die ganz frühen oder die ganz späten Fahrten. So habe sich beispielsweise bei einer der Zählungen ergeben, dass eine bestimmte Busfahrt mitten am Nachmittag kaum genutzt wurde. Trotzdem lasse sich diese Fahrt nicht einfach streichen, weil sonst der ganze Sinn des Stundentakts verloren gehe. Dieser Sinn besteht für die Nutzer des öffentlichen Personennahverkehrs gerade darin, dass sie sich darauf verlassen können, dass der Bus zu jeder Stunde um 06, 27, 35 oder auch 48 fahrplanmäßig zu erwarten ist.

Was einzelne Linien betrifft, zeigte sich Hartmut Jaißle besonders beeindruckt von der Auslastung der Linie 163, die unter anderem den Schafhof an den Bahnhof anbindet. Die Auslastung sei „eigentlich immer klasse“. Einzig der Sonntag, und insbesondere der Sonntagvormittag seien auch in diesem Fall die schwierigen Zeiten. Dasselbe gilt für die Weiterfahrt der Linie 163 vom Bahnhof nach Lindorf und Ötlingen.

Insgesamt hätten also im Kirchheimer Stadtverkehr sechs sonntägliche Fahrten wegfallen können, wegen geringer Auslastung. Trotzdem sprachen sich die Ausschussmitglieder dafür aus, diese Fahrten weitere zwei Jahre beizubehalten. Danach seien die aktuellen Zahlen durch weitere, möglicherweise auch repräsentativere Zählungen – im Sommer wie im Winter – zu überprüfen.

Stichworte in der Diskussion waren die Verlässlichkeit bei den Abfahrtszeiten, aber auch der Gewöhnungseffekt bei den Nutzern, der einfach eine gewisse Zeit in Anspruch nehme. Und selbst die Fahrten sonntags ab 9 Uhr seien notwendig, damit ein Umdenken in Gang kommen könne. Wer einen Familienausflug in der Region gänzlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln planen soll, der könne nicht warten, bis um 11 oder 12 Uhr der erste Bus an der nächstgelegenen Haltestelle auftaucht.

Anstatt also Busfahrten zu streichen, hat sich der Finanz- und Verwaltungsausschuss einstimmig sogar noch für eine zusätzliche Erweiterung des Angebots ausgesprochen – etwa für eine weitere Fahrt samstags gegen 19.30 Uhr von Lindorf in die Stadt, was der Lindorfer Ortschaftsrat angeregt hatte, oder auch für eine weitere Runde der Linie 163 am späten Samstagabend. Nachtschwärmer können mit dieser Linie also länger unterwegs sein, ohne dass sie deswegen aufs Auto umsteigen müssen.