Kirchheim. Marietta Reiß, Vorsitzende des Fanclubs, war überglücklich, eine der „schönsten Stimmen Südtirols“ zum sechsten Mal in Jesingen begrüßen zu dürfen. Sogleich legte der „Caruso der Berge“ – auch eine Anspielung auf Giovanninis Gesangsausbildung – mit dem Ohrwurm „Bella Italia“ los. Der Sänger erzählte über sich und erwähnte, dass der Auftritt eine vierwöchige Europatournee beende und er nun zur Erholung heim nach Leifers in Südtirol fahre.
Mit „La Pastorella“ und „Dir will ich alles geben“ traf der Tenor den Geschmack des Publikums, das sich überwiegend aus Stammgästen rekrutierte und teils von weither angereist war. Bei der Eigenkomposition „Que bella festa“ stieg der Maestro von der Bühne herab und spazierte singend bei seinen Fans in den Tischreihen umher. Giovanninis einnehmende Natürlichkeit und sein professioneller Umgang mit dem Publikum wurden ergänzt durch einen besonderen Witz. Auf die Frage, weshalb er die seit 19 Jahren an seiner Seite stehende Lebensgefährtin nicht heiraten wolle, antwortete er: „Wir gönnen uns noch ein paar glückliche Jahre“.
Während das Lied „Buona notte bambino“ in Anlehnung an ein populäres Lied von Rocco Granata arrangiert wurde, lag der von Giovannini eigens fürs Fernsehen geschaffenen Weise „Ave Maria“ ein brasilianisches Volkslied zugrunde. Selbstredend ist letzteres Stück auf der neuen CD des Künstlers zu finden.
Skeptiker bezweifeln zuweilen, dass bei Live-Konzerten tatsächlich „echt“ gesungen wird. Diesen Verdacht ließ der Sänger nicht auf sich sitzen und gab eine Kostprobe „a cappella“ bei abgeschaltetem Mikrofon zu Gehör. Sein glänzend intoniertes „Santa Lucia“ durchdrang den ganzen Saal und riss das Publikum zu Beifallsstürmen hin.
Giovannini verstand es bestens, die Zuhörer in seine Liedvorträge einzubeziehen. Während beim Lied „Im schönen Südtirol“ alle zum Schunkeln eingeladen waren, boten das Robert-Stolz-Medley mit Weisen wie „Adieu, mein kleiner Gardeoffizier“ und „Zwei Herzen im Dreivierteltakt“ genug Möglichkeiten, nach Herzenslust mitzusingen.
In der Pause waren CD-Verkauf und Autogrammstunde angesagt. Bereitwillig gab der Tenor auch Auskünfte und stellte sich für Fotoaufnahmen zur Verfügung. Der Fanclub informierte derweil über anstehende Konzerte und verkaufte Rudy-Fähnchen, die im Saal gern geschwenkt wurden.
Schwungvoll ging’s im zweiten Konzertteil mit der Radetzky-Marsch-Melodie „Wir feiern heute Nacht“ weiter. Dem ans Herz gehenden Lied „Du bist wie die Sterne so schön“ folgte ein Klassiker, der nach Bekunden des Sängers zum „Pflichtteil“ jedes Konzerts gehöre: La Montanara. Schon beim Vorspann des von Toni Ortelli komponierten Lieds machte sich im Saal bedächtige und erwartungsvolle Stille breit.
Nicht nur zum Schunkeln lud die Walzermelodie „Eine Rose für dich“ ein. Vor allem die Damen im Saal sahen dies als Einladung an, ihrem Musikantenkönig eine Rose zu schenken. Zum Dank gab es Küsschen vom Favoriten an seine Verehrerinnen. Selbst an das leibliche Wohl wurde bei den Liedvorträgen gedacht: „Tarantella Kulinaria“ war eine musikalische Aufzählung italienischer Spezialitäten. Weitere Schlager huldigten italienischen Urlaubsgebieten.
Seit mehreren Jahren schon besucht ein treuer Fan und Rollstuhlfahrer – Sebastian aus Leipzig – die Konzerte Giovanninis. Dieser räumte dem ihm zum Freund Gewordenen nun auch in Jesingen die Möglichkeit ein, im Duett „Steig in das Traumboot der Liebe“ zu singen. Den Zuhörern gefiel’s, und sie spendeten reichlich Applaus.
Nach Dean Martins „That’s amore“ lud Giovannini zum alljährlichen Köfelesfest nach Leifers im Juni ein. Die Zuhörer rangen dem Sänger noch drei Zugaben ab, ehe der Auftritt mit „Sierre Madre“ einen würdigen Abschluss fand. Vorsitzende Marietta Reiß dankte dem Stargast mit einem besonderen Tropfen und sprach schon fürs nächste Konzert im März 2015 eine Einladung aus.