Ausstellung herausragender Werke in der Evangelischen Akademie Bad Boll
Christliche Grafiken: von Dix bis Beuys

Bad Boll. Noch bis zum 23. Oktober ist die Ausstellung „Christliche Grafik im 20. Jahrhundert“ in der Evangelischen Akademie Bad Boll zu sehen.

Schon einmal waren Werke aus der Sammlung der „Stiftung Christliche Kunst Wittenberg“ in der Akademie zu sehen, als mit ihnen 1998 der erste Boller Bußtag der Künste eröffnet wurde. 2001 gründete das Sammlerehepaar Dr. Gisela Meis­ter-Scheufelen und Dr. Ulrich Scheufelen aus Lenningen dann die Stiftung, deren Bestände nun ständig im Alten Rathaus der Lutherstadt Wittenberg zu sehen sind. Die durch Zustiftungen, Leihgaben und Ankäufe wachsende Sammlung umfasst außergewöhnliche Zeichnungen, Holzschnitte, Radierungen und Lithografien international bekannter Künstler des 20. Jahrhunderts. Ihnen gemeinsam ist der Bezug zu christlichen Themen.

Herausragend sind die Werke von Marc Chagall „Die Bibel“, Otto Dix „Ecco Homo“, Max Pechstein „Das Vater Unser“, Emil Nolde „Prophet“, Max Beckmann „Christus und Pilatus“, George Grosz „Chris­tus am Kreuz, von Soldaten umgeben“, Georges Rouault „Passion“ und Joseph Beuys „Ich träumte, dass das Christentum jetzt eine Chance hat“. Die Ausstellung wird einige Stücke aus der Zeit vor und nach dem Zweiten Weltkrieg aus dieser einzigartigen Sammlung präsentieren.

Aus dem Jahr 1929 stammt der Holzschnitt „Maria und Elisabeth“ von Käthe Kollwitz, von dem es mehrere Fassungen gibt. Angeregt durch Arbeiten von Ernst Barlach kam sie erst spät zum Holzschnitt. Mit dieser Technik fand sie zu neuem Ausdruck nach der Krise, in die sie durch den Tod ihres Sohnes gestürzt war. Angesichts zweier schwangerer Frauen in der Familie erinnerte sie sich an das Motiv der Begegnung von Maria und Elisabeth aus Lukas 1, in der Ikonografie bekannt als Heimsuchung Mariens.

Keith Harings Begeisterung für Comics und Graffiti ist nicht zu übersehen. Anfangs der 1980er-Jahre stellte er sich einer größeren Öffentlichkeit durch Kreidezeichnungen auf den Werbewänden in der New Yorker U-Bahn vor und fiel so auch der Kunstszene auf. Schon 1982 wurde er zur Documenta 7 eingeladen. Im selben Jahr entstand die Kreuzigung, die mit den bellenden Hunden eines seiner häufigen Motive zeigt. Er verband Konsumkritik mit christlichen und anderen Symbolen. Mit den erzielten Erlösen für seine Kunstwerke engagierte er sich für soziale Projekte, besonders den Kampf gegen Aids. Keith Haring wollte ein möglichst großes Publikum erreichen. Das hat er mit seinem unverwechselbaren Stil erreicht. pm