Bejubelte Filmpremiere von „Krimi unter Teck – Spur in die Vergangenheit“ im Kirchheimer Stadtkino
Cool zu wirken, ist gar nicht so einfach

Manchmal passt einfach alles zusammen: Ein 13-Jähriger schreibt ein Drehbuch für einen Krimi. Er trifft im Mehrgenerationenhaus Linde auf Mitarbeiter, die viel von Film- und Tonproduktion verstehen und sogar eine eigene Filmmusik komponieren. Und zur gleichen Zeit stehen auch noch Fördergelder zur Verfügung.

Kirchheim. Rappelvoll war das Kirchheimer Stadtkino, als es mal wieder Kino sein durfte. Zur Premiere des knapp halbstündigen Krimis „Krimi unter Teck – Spur in die Vergangenheit“ gab es alles, was zu einer richtigen Premiere gehört: den roten Teppich, authentische Filmplakate, einen mörderisch dekorierten Kinosaal. Die Laudatio auf den Film hielt der Stuttgarter Filmemacher Winfried Lachauer, der für den SWR, das ZDF und andere öffentlich-rechtliche Sender Dokumentationen produziert.

Im Film haben 22 Jugendliche im Alter von 13 oder 14 Jahren mitgespielt, dazu ein Siebenjähriger und Gastwirt Enzo als er selbst. Den Kern bilden Hauptkommissar David Hiller und seine vier Kollegen Nico Korn, Jakob Staller, Kriminaldirektorin Lara und Computerspezialist „Kirsche“. Letzterer kriegt alles raus, ortet mal kurz das Handy eines Flüchtigen und überschreitet auch rechtliche Grenzen – schließlich geht es um Mord.

Die Leiche findet Hauptkommissar Hiller gleich am Anfang des Films, sofort nach dem rasanten Vorspann. Die Jagd nach dem Täter führt das Polizeiteam quer durch Kirchheim, inklusive Verfolgungsjagd und explodierender Handgranate. Bei der Produktion lernten die Jugendlichen die Wirkung des Filmschnitts kennen: Das Kirchheimer Hochhaus ist zu sehen, in der Handlung wohnt darin ein Zeuge. Das Polizeiteam fährt Aufzug, betritt eine Wohnung. Doch die Innenaufnahmen wurden woanders gedreht. „Wir waren nie im Hochhaus“, verrät Jutta Ziller. Sie leitet das Mehrgenerationenhaus des Kreisjugendrings Esslingen und hat mit Drehbuchautor David Simon die Regie übernommen. Gedreht wurde an zehn Tagen in den Osterferien. Jan Hanicz von der Hotroad Film- und Videoproduktion übernahm Kamera und Schnitt, Alexander Flick von Last Salvation Records den Ton, Jochen Haug Filmmusik und Sounddesign.

„In diesem Krimi ist alles professionell“, lobte Lachauer. Das beginne mit dem Vorspann, „der jeder Serie im ZDF würdig wäre“. Lachauer hat im Film nach Schnitzern gesucht – und hat keine gefunden. Alles sei bis ins Kleinste durchdacht, alle Rollen seien bestens besetzt. Davids Drehbuch beschied Lachauer „Feingefühl“, einen gelungenen Wechsel zwischen rasanten und ruhigen, an komischen und traurigen Szenen. „Ich bin baff gewesen, als ich das gesehen habe.“

Es gebe auch keine wackelnden Kulissen. Klar, denn die Drehorte sind alle authentisch: Gedreht wurde unter anderem im Brückenhaus, beim Dönerimbiss Birman, im Restaurant „Zur Glocke“, auf der Kirchheimer Polizeiwache und im Hotel „Seminaris“ in Bad Boll. Dort diente eine Küche als Pathologie, die Leiche hielt übrigens wunderbar still. Lachauer lobte auch den „rasant gefilmten“ SEK-Einsatz am Ende des Films und amüsierte sich, wie aus einem kleinen Bus „gefühlte 100 Polizisten“ stürmten. „Alle hätten einen Oscar verdient“, fasste er sein Lob zusammen.

„Wo waren Sie gestern zwischen 21 und 22 Uhr?“ – diese Frage kommt im Film mehrfach vor. Natürlich gibt es auch eine falsche Spur. Doch das Polizeiteam kommt schnell darauf, dass einer der Befragten beim Alibi gelogen hat. Am Schluss des Films gibt es dann keine Lügen mehr, der Täter legt beim Verhör ein Geständnis ab. Endlich kann das Team in Ruhe Döner essen.

Was davor alles schief gehen kann, zeigten die sechs Minuten „Outtakes“, also verpatzte Szenen, die bei der Premiere ebenfalls gezeigt wurden. Die jungen Darsteller verplapperten sich oder vergaßen ihren Text mal ganz; da waren plötzlich die Tonangel oder unerwünschte Personen im Bild, hielt einer der Polizisten seinen Ausweis falsch herum. Bis die Attrappe einer Handgranate an der richtigen Stelle vor der Kamera landete, musste sie einige Male durch die Luft fliegen. Die Explosion wurde in der Postproduktion als digitaler Effekt ergänzt.

„Manche Szenen haben wir zehn oder 20 Mal gedreht“, sagte Jutta Ziller. „Es ist gar nicht so einfach, cool zu wirken.“ Nach der Berichterstattung im Teckboten habe es beim Dreh viele Neugierige gegeben. Alle Leute, die im Film zu sehen sind, sind aber Darsteller oder Komparsen, mit Ausnahme der Restaurantgäste. „Das zweite Drehbuch ist fast geschrieben“, sagte Jutta Ziller zu den begeisterten Besuchern der Premiere. „Uns fehlen knapp 7 000 Euro – da steht die Spendenkasse.“ Die erste Produktion wurde zwar vom Programm „Kultur macht stark“ gefördert, dennoch stecken zahlreiche ehrenamtliche Arbeitsstunden drin.

Für die vielen Mitwirkenden des Films gab es eine DVD, die neben dem Film auch die Outtakes und Fotos von den Dreharbeiten enthält. Sie kann für fünf Euro im Mehrgenerationenhaus Linde gekauft werden. Auf der Leinwand ist der Krimi als nächstes intern im Ludwig-Uhland-Gymnasium und Mitte August beim Ehrenamtlichen-Abend des Kirchheimer Sommernachtskinos zu sehen. Im Herbst ist dann eine öffentliche Vorführung in der Linde geplant.