Was schon seit Wochen zu erwarten war, steht nun fest: Auch im zweiten Jahr seit Beginn der Pandemie wird es in der 2. Basketball-Bundesliga keine Play-offs geben. Zumindest keine, wie man sie kennt. Nach dem vorzeitigen Saisonabbruch im vergangenen Frühjahr sollen Meister und Aufstiegsplätze nach Ende der Hauptrunde am 10. April in Turnierform ausgespielt werden. In einer Videoschalte am Dienstag haben sich Liga und Klubvertreter darauf geeinigt, dem Beispiel in der Pro B zu folgen, wo ein vergleichbarer Modus schon vor zwei Wochen beschlossen wurde.
Dass es in dieser außergewöhnlichen Saison erneut keine Absteiger geben soll, hat die Liga bereits verkündet. Wie man die Frage nach Aufstieg und Meisterschaft möglichst coronakonform klären kann, war noch offen. Statt des bisherigen Modus „Best-of-Five“, bei dem derjenige eine Runde weiterkommt, der als erster im direkten Vergleich drei Siege auf dem Konto hat, treten die acht bestplatzierten Teams jetzt in zwei Gruppen in einem Hin- und Rückspiel gegeneinander an. Die beiden Gruppensieger genießen Aufstiegsrecht und ermitteln im Finale wie seither den Meister. Das bringt zum einen weniger Spiele und damit ein geringeres Infektionsrisiko samt Terminvorteil, andererseits entsteht weniger Leerlauf, sollte eine Mannschaft während der Finalrunde in Quarantäne geschickt werden. Damit sei man bestmöglich auf alle Eventualitäten vorbereitet, begründet Liga-Geschäftsführer Christian Krings die Entscheidung.
Auch bei den Knights hält man die Lösung für angemessen. Für Geschäftsführer Chris Schmidt vielleicht sogar mehr: Für ihn ließe sich generell über einen Gruppenmodus für die Play-offs nachdenken. „Auch nach Corona könnte das durchaus interessant sein“, findet er. Immerhin steigen dadurch die Außenseiterchancen. Einen favorisierten Gegner an einem Tag auf dem falschen Fuß zu erwischen hat bei zwei Duellen möglicherweise weitreichendere Wirkung als bei maximal fünf.
Heute ab 20 Uhr spielt das alles keine Rolle. Wenn die Raubkatzen aus Tübingen sich zum Auftakt des Doppelspieltages in die Sporthalle Stadtmitte schleichen, zählt nur der Tagessieg. Von einer Außenseiterrolle der Knights kann dabei ebenfalls nicht die Rede sein. Im Gegenteil: Acht Kirchheimer Siege aus den vergangenen zehn Spielen. Der Gegner aus Tübingen dagegen hat nur eine seiner letzten fünf Begegnungen für sich entscheiden können. Wenn dem heute wenig Bedeutung zufällt, dann deshalb, weil auf beiden Seiten dicke Fragezeichen hinter entscheidenden Positionen stehen. Gut möglich, dass beide Teams ohne ihre besten Schützen auskommen müssen. Was Tübingen betrifft, ganz sicher: Topscorer Isaiah Crawley, der schon beim Kirchheimer 97:80-Sieg im Hinspiel fehlte, wurde vergangene Woche am Knie operiert. Ersatz Ryan Mikesell bot am Samstag bei der Heimniederlage gegen Jena mit elf Punkten und drei Rebounds immerhin ein vielversprechendes Debüt.
Fragezeichen hinter Leufroy
Auf Kirchheimer Seite könnte das Tübinger Schreckgespenst schlechthin fehlen: Kyle Leufroy, der den Tigers im Hinspiel 33 Punkte einschenkte, laboriert noch immer an einer Rückenverletzung. Selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass er dabei sein sollte, fehlt ihm nach dreiwöchiger Pause die Spielpraxis. Auf der Kippe steht nach wie vor auch der Einsatz von Nico Brauner nach seiner Daumenverletzung an der Wurfhand. Karlo Miksic und Max Mahoney kämpfen ebenfalls seit Wochen mit Blessuren. Bei Miksic ist es nach wie vor der Fuß, bei Mahoney das Knie. Beide werden im Training, so weit möglich, geschont. Im Spiel müssen sie dafür umso mehr liefern: Vor allem Miksic stand in Ehingen und Nürnberg zuletzt mit deutlich mehr als einer halben Stunde Spielzeit am längsten von allen auf dem Parkett.
Für Kirchheims Headcoach Igor Perovic heißt das: Disziplin geht heute Abend über alles. „Wir müssen das Tempo ihrer schnellen Guards kontrollieren und sie bei Distanzwürfen in Schach halten“, sagt er. Die zwei Punkte wären ein großer Schritt in Richtung Play-offs. Am Sonntag geht es nach Schwenningen, und dort wirds ganz bestimmt nicht einfacher.