Das Aufstiegsrennen in Deutschlands zweithöchster Basketballspielklasse steuert auf ein dramatisches Ende zu. Nachdem das für gestern geplante letzte Play-off-Spiel der Kirchheim Knights gegen Schwenningen wegen eines positiven Coronafalls beim Gegner bereits am Donnerstag abgesagt worden war, musste auch das zweite Sonntagsspiel der Play-off-Gruppe 2 kurzfristig abgesetzt werden: Vor dem Duell zwischen den MLP Heidelberg Academics und den Eisbären Bremerhaven waren im Mannschaftsumfeld der Norddeutschen mehrere positive Testbefunde bekannt geworden.
Vom Ausgang dieses Spiels war auch das Schicksal der Knights abhängig: Bei einem Heidelberger Sieg wäre den Kurpfälzern mit vier Siegen aus fünf Spielen der Einzug ins Endspiel gegen den Erstplatzierten der Play-off-Gruppe 1 aus Leverkusen und der damit verbundene Aufstieg in die BBL nicht mehr zu nehmen gewesen. Bei einer Niederlage wäre es vermutlich zu einem Entscheidungsspiel um den Gruppensieg gegen Kirchheim (drei Siege aus fünf Spielen) gekommen - unabhängig davon, ob und wann beide ihre jeweils ausgefallenen Begegnungen gegen Schwenningen austragen.
Bei so vielen Unklarheiten den Überblick zu behalten, fällt auch den Verantwortlichen unter der Teck nicht leicht: „Das ist eine ungute Situation für alle Beteiligten“, weiß Knights-Geschäftsführer Chris Schmidt, der nun der für den heutigen Montag um 17 Uhr anberaumten Sondersitzung der Liga entgegenfiebert, in deren Rahmen alle Pro-A-Vereine nur eine Frage erörtern: Sollen die drei abgesetzten Spiele innerhalb der bis 16. Mai verlängerten Frist ausgetragen werden oder nicht? „Das wird eine Diskussion, die völlig offen ist“, ahnt Chris Schmidt, „es wird unmöglich, eine absolut faire Lösung zu finden.“
In Heidelberg haben zumindest die Fans schon eine klare Meinung: „Das Logische wäre (...) der Aufstieg für Heidelberg, da diese weniger Spiele zum Erreichen der selben Punktzahl wie Kirchheim benötigten, das bessere Korbverhältnis vorweisen können und im direkten Vergleich auch gewonnen haben“, schreibt ein User auf der Facebook-Seite der Academcis. Die von den Vereinen beschlossene Spielordnung sieht allerdings vor, dass bei einem vorzeitigen Abbruch der Play-offs unabhängig von der Zahl der absolvierten Partien der Punktestand entscheidend ist: In dem Fall würde es tatsächlich ein Entscheidungsspiel zwischen Heidelberg und Kirchheim geben. Da die Academics die Hauptrunde besser abgeschlossen hatten, würde der Showdown in der Unistadt steigen.
Williams vor MRT-Untersuchung
Egal, wie es nun weitergeht - für die Knights um Coach Igor Perovic heißt es, den Motor am Laufen zu halten, auch wenn nicht auszuschließen ist, dass die Saison bereits beendet ist. Nach dem zweiten Overtime-Spiel binnen vier Tagen hatten die Spieler am Freitag und Samstag frei, am gestrigen Sonntag wurde trainiert - ohne Richie Williams, der sich beim 100:94-Sieg gegen Bremerhaven im letzten Angriff ohne Beteiligung des Gegners das Knie verdreht hatte und anschließend vom Platz humpelte. Zwar gab Williams selbst noch in der Halle Entwarnung, die tatsächlichen Folgen dürften sich allerdings erst bei ärztlichen Untersuchungen ergeben. Am heutigen Montag soll ein MRT Klarheit bringen. „Es sieht ganz gut aus, gerissen scheint nichts“, sagt Chris Schmidt, der um die Wichtigkeit der Personale Williams weiß: Ein Ausfall des Spielmachers, der sich vor allem in den Play-offs zuletzt zum wesentlichen Erfolgsfaktor entwickelt hatte, wäre eine gravierende Schwächung in einem möglichen Finale um den Gruppensieg.