Kirchheim. Die Corona-Pandemie wirft ihre Schatten bereits auf die Landtagswahl voraus, die am 14. März ansteht. Anders als bei der US-Wahl Anfang November, dürften bis dahin die Impfungen in vollem Gange sein, schon seit mindestens zwei Monaten. Eine Parallele zur Präsidentschaftswahl in den Staaten dagegen dürfte die Bedeutung der Briefwahl sein.
In Deutschland hat sich die Briefwahl schon lange eingebürgert. Es gibt sicher auch niemanden, der hier den Donald Trump machen und die Ergebnisse der Briefwahl anzweifeln würde. Außerdem geht es bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg um mehr als nur um zwei Parteien. Deswegen gäbe es auch nicht nur eine einzige Partei, die von der Briefwahl stärker profitieren würde. Es gäbe folglich auch nicht die andere Partei, deren Anhänger die Briefwahl von ihrem Spitzenkandidaten verteufelt bekämen.
Briefwahlanteil von 70 Prozent
Im Gegenteil, es ist davon auszugehen, dass Regierungskoalition wie Oppositionsparteien die Briefwahl einhellig begrüßen. Schließlich ermöglicht es die Stimmabgabe per Kuvert, dass sich möglichst viele Wähler beteiligen. Nicht nur diejenigen, die zu einer Risikogruppe gehören, könnten Mitte März noch den Gang ins gewohnte Wahllokal scheuen. Die Wahlbeteiligung würde dadurch vermutlich auf einen neuen Rekordwert sinken. Einen solchen Rekord kann aber niemand ernsthaft anstreben. Die Briefwahl garantiert in diesem Fall also, dass sich die Wahl als solche im Corona-Winter möglichst repräsentativ darstellt. Experten prophezeien bereits um die 70 Prozent Briefwahlanteil an der gesamten Wahlbeteiligung.
Aber nicht nur Politiker und Politikwissenschaftler machen sich Gedanken um die Landtagswahl 2021. Auch die einzelnen Wahlämter vor Ort müssen sich damit auseinandersetzen. 70 Prozent Briefwahl würde so einiges an Umstrukturierung gegenüber den bisherigen Wahlen bedeuten, betonte Bürgermeister Stefan Wörner im Kirchheimer Gemeinderatsausschuss für Bildung, Soziales und Bürgerdienste. Das habe Auswirkungen auf die Einteilung der Wahlbezirke in der Kernstadt wie auch in den Teilorten. Die 32 Urnenwahlbezirke werden auf 19 reduziert. Umgekehrt wird die Zahl der Briefwahlbezirke mehr als verdoppelt: Sie steigt von bislang sieben auf ganze 15.
Nicht alle Wähler, die es - ihrer Gewohnheit gemäß - am 14. März ins Wahllokal zieht, können sich folglich auf ihre Routine verlassen. Mitunter müssen sie einen neuen Raum, vielleicht sogar ein anderes Gebäude aufsuchen. In Jesingen beispielsweise dürfte das Rathaus pandemiebedingt nicht fürs Wählen geeignet sein. Stattdessen könnten beide Wahlbezirke in der Gemeindehalle unterkommen. Stefan Wörner versprach vorab schon einmal: „Jeder Wähler, der an die Urne geht, wird sein Wahllokal finden.“ Den anderen genügt ja bereits ein Briefkasten. Andreas Volz