Gärtnereien klagen über schleppendes Frühlingsgeschäft – Wetter trübt Kauflaune
„Da blutet einem das Herz“

Das kalte und dunkle Frühjahr schlägt vielen Menschen aufs Gemüt. Ihre Lust, den Vorgarten oder die Terrasse mit Frühlingspflanzen zu bestücken, ist heuer so gering wie lange nicht mehr. Die Gärtnereien in der Region können ein Lied davon singen.

Kreis Esslingen. Alle fünf Gärtnereien, die der Teckbote stellvertretend befragt hat, klagen über ein „mäßiges“ oder „schleppendes“ Frühjahrsgeschäft. „Frühlingsgefühle sind bisher gar nicht aufgekommen“, sagt beispielsweise Ulrike Gerber, Inhaberin der gleichnamigen Kirchhei­mer Gärtnerei. Das wirke sich auf die Kauflust der Menschen aus. Etwa 1 000 Primeln, die vergeblich auf Käufer gewartet hatten und schließlich verblühten, musste Ulrike Gerber vor Ostern entsorgen. „Da blutet einem das Herz, denn man hatte die Ausgaben und die Arbeit.“

Aufgrund der lang anhaltenden Kälte muss die Gärtnerin in den nächsten Tagen Heizöl nachbestellen. „Ich brauche mindestens 15 bis 18 Grad im Gewächshaus“, sagt sie. Die hohen Energiekosten will Ulrike Gerber aber nicht an die Kunden weitergeben: „Das machen wir nicht. Sonst könnten wir im Wettbewerb nicht mehr mithalten.“

Unterkriegen lassen will sich Ulrike Gerber aber auf keinen Fall – sie hofft auf einen sonnigen April, in dem sich die Menschen noch an Stiefmütterchen und Hornveilchen erfreuen. Diese sind übrigens recht robust, versichert die Expertin: „Schnee und bis zu minus zehn Grad sind für diese Pflanzen kein Problem.“

Auch Bernd Czauderna von der gleichnamigen Gärtnerei in Ötlingen berichtet von einem „sehr schwierigen“ Frühlingsgeschäft. „Viele Leute haben mit der Dunkelheit der vergangenen Wochen zu kämpfen. Sie gönnen sich nichts.“ Das bekämen nicht nur die Gärtnereien zu spüren, ist Czauderna überzeugt. „Die Konsumenten sind allgemein zurückhaltend. Bei schlechtem Wetter schlendert man nicht durch die Stadt und schaut in die Schaufenster.“

Beklagen will sich Czauderna, der neben Pflanzen vor allem Salat und Gemüse anbaut, dennoch nicht. Er verweist auf den Nordosten Deutschlands, in dem „die Situation noch verschärfter ist“. Dort erlebten die Menschen laut Deutschem Wetterdienst den kältesten März seit 130 Jahren. Solche Wetterkapriolen, die Czauderna auf den Klimawandel zurückführt, würden vielen Gärtnern die Existenzgrundlage entziehen. Hinzu komme der Konkurrenzkampf mit Baumärkten und Discountern, der ihnen das (Über-)Leben schwer mache.

„Wir könnten jetzt viel Sonne gebrauchen, damit die Menschen wieder Lust bekommen, Pflanzen zu kaufen“, sagt auch Dieter Liebrich von der Gärtnerei Liebrich in Holzmaden. Das Wetter wirke sich stark auf die Kauflaune der Menschen aus. Aber auch der Druck durch die Baumärkte und Discounter spiele eine große Rolle. „Sie werben schon jetzt mit Balkonpflanzen und verschieben dadurch die Sommersaison nach vorne.“

Dieter Liebrich, der sich an der Werbeoffensive „Ich bin von hier“ beteiligt, verweist auf die Vorzüge von Blumen und Pflanzen aus der Region. Diese seien robuster als solche, die lange Transportwege hinter sich hätten. Außerdem werde dadurch auch das Klima geschont, ergänzt er.

„Die Menschen sind bei dem Wetter einfach nicht in der Stimmung, Frühlingspflanzen zu kaufen. Das hört man zurzeit von allen Kollegen“, bestätigt Kornelia Oettle, Inhaberin der Gärtnerei Oettle in Bissingen. Bei den Stiefmütterchen habe sie heuer im Vergleich zum Vorjahr etwa die Hälfte verkauft. Dass sie dieses fehlende Geschäft im April wieder reinholen kann, bezweifelt sie. Viele Menschen würden jetzt womöglich ganz auf Frühjahrspflanzen verzichten und auf die Sommerware warten, bedauert Kornelia Oettle.

Normalerweise würden sich die Menschen zu den Osterfeiertagen Farbe in Form von Blumen und Pflanzen in den Garten und ins Haus holen. Diese „Wellnesspflanzen“, wie Kornelia Oettle sie bezeichnet, seien heuer praktisch weggefallen. Das hänge vor allem mit dem Wetter, aber auch mit dem recht frühen Osterfest zusammen.

Andrea Böhm von der gleichnamigen Gärtnerei in Neidlingen, die Stiefmütterchen, Bellis, Vergissmeinnicht und Topfnarzissen selbst anbaut, hat ein solch kaltes und sonnenarmes Frühjahr noch nicht erlebt. „Die Stiefmütterchen verkaufen wir noch am besten, weil sie am robustesten sind.“ Ansonsten seien die Kunden aber bei Pflanzen fürs Freie zurückhaltend.

Die Sommerbepflanzung empfiehlt Andrea Böhm ab Mai. Bis dahin bleibe noch genügend Zeit, sich den wettertechnisch hoffentlich bald nahenden Frühling mit herrlich blühenden Stiefmütterchen, Vergissmeinnicht, Bellis, Tulpen und Narzissen zu versüßen . . .