Basketball
Das Aufbäumen kommt zu spät

Basketball Die Knights liegen beim 82:92 in Rostock im zweiten Durchgang fast aussichtslos zurück und machen das Spiel in den Schlusssekunden noch einmal spannend. Von Bernd Köble

Die Knights bleiben in der Pro A in jeder Hinsicht unberechenbar. Nicht nur, was Spielergebnisse betrifft, auch innerhalb der 40 Minuten, die ein Basketballspiel dauert, gleicht die Kirchheimer Leistungskurve einer Achterbahnfahrt. Ein starker Beginn mit einer Elf-Punkte-Führung im ersten Viertel, eine Offensivflaute, die zu einem 25-Zähler-Rückstand nach der Pause führte, und zu guter Letzt eine packende Schlussphase, in der der Gegner plötzlich bedrohlich wackelte - doch er fiel nicht. Das Zweitliga-Topspiel des Tabellenzweiten gegen den Dritten am gestrigen Nachmittag in Rostock hatte nach dem Kirchheimer Triumph am Mittwoch gegen Heidelberg eigentlich alles zu bieten - bis auf ein Erfolgserlebnis aus Sicht der Ritter.

Mit dem 92:82-Heimerfolg haben die Rostocker ihre über Nacht an Jena verlorene Tabellenführung erfolgreich zurückerobert. Die Gastgeber mussten wie schon bei der Niederlage in Kirchheim auf ihren Headcoach Dirk Bauermann verzichten, der nach seinem Hallenverweis am Mittwoch in Leverkusen gesperrt war. Auf Kirchheimer Seite fehlte Center Andreas Kronhardt, mit einem Magen-Darm-Infekt.

Die Knights begannen da, wo sie in eigener Halle gegen die Seewölfe aufgehört hatten. Mit einer konsequenten Verteidigung und blitzschnellen Offensivaktionen. Coach Igor Perovic setzte mit Mahoney und Pape gegen die körperlich überlegenen Rostocker unterm Korb auf Beweglichkeit und Athletik. Mit Erfolg: In der Zone war für die Gastgeber im Anfangsviertel kaum ein Durchkommen. Rostock bewegte zwar den Ball gut, doch bei Distanzwürfen fehlte anfangs das nötige Glück, während auf der Gegenseite vor allem Mahoney offensiv das Brett beherrschte. Mit 13 Punkten und sechs Rebounds in der ersten Hälfte war er bis zur Pause der erfolgreichste Kirchheimer.

Doch der starke Beginn mit einem 28:20 nach dem ersten Viertel und einer zeitweiligen Elf-Punkte-Führung trog. Rostock war beeindruckt, fing sich aber schnell. Begünstigt durch eine Reihe ungenauer Pässe und schlecht vorbereiteter Würfe auf Seiten der Knights, die das erarbeitete Selbstvertrauen zusehends verspielten. Rostock drehte plötzlich das Spiel und ging nach einem Buzzerbeater von Filip Skobalj mit einer 50:42-Führung in die Kabine.Es sollte noch schlimmer kommen: Rostocks Spielmacher Chris Carter, der nach seiner Verletzungspause zu alter Stärke zurückfindet, und Sid-Marlon Theis trafen nun plötzlich nach Belieben. Neun von insgesamt 13 erfolgreichen Dreiern der Gastgeber gingen allein auf das Konto der beiden. Auf der Gegenseite herrschte stattdessen völlige Flaute: Magere neun Punkte im gesamten dritten Viertel, das mit 24:9 an Rostock ging, sorgten für einen 24-Punkte-Rückstand vor Beginn des Schlussabschnitts.

Böse Erinnerungen wurden wach an die krachende Niederlage eine Woche zuvor in Quakenbrück. Doch so weit kam es nicht. Obwohl die Knights erneut mit Foulproblemen zu kämpfen hatten, nachdem mit Mahoney, Brauner und Keita gleich drei Spieler mit vier Fouls in die entscheidende Phase mussten, gewannen die Gäste plötzlich ihre Sicherheit zurück. Und Rostock zeigte Nerven. Der Favorit, der seine komfortable Führung so lange clever verwaltet hatte, brachte in der Spieleröffnung nur noch mit Mühe den Ball in die gegnerische Hälfte. 22 Sekunden vor Ende verkürzte Kirchheim auf fünf Punkte und war nach dem Hinspielerfolg mit sechs Punkten Differenz plötzlich drauf und dran zumindest den direkten Vergleich zu retten. Mehr noch: Als Richie Williams elf Sekunden vor Schluss von der Dreier-Linie abzog, lag sogar die Sensation in der Luft. Doch der Ball traf nur den Ring und die Gastgeber retteten den Sieg nach erreichter Teamfoul-Grenze an der Freiwurflinie ins Ziel.

„Glückwunsch an Rostock. Wir waren im zweiten und dritten Viertel nicht auf der Höhe. Da hat uns die Ruhe und Abgeklärtheit gefehlt“, zog Knights-Geschäftsführer Chris Schmidt nach dem Spiel Bilanz. „Wenn wir hier, trotz des hohen Rückstandes, bei drei, vier Aktionen kontrollierter agieren, ist am Schluss vielleicht noch etwas für uns drin.“ Die Knights fallen damit hinter den Panthers aus Schwenningen auf Platz vier zurück. Rostock kämpft sich zurück an die Spitze. Die Knights sind am kommenden Wochenende spielfrei. Der nächste Gegner heißt am 19. Februar Nürnberg.