„Das deutsche Team ist eine Kampfmannschaft“

 

Kirchheim. Wolfgang Gesswein aus Kirchheim ist schon ein wenig im EM-Fieber – und für das Spiel morgen gegen Portugal drückt er Jogi Löws Jungs freilich alle Daumen. „Ich

schaue das Spiel zuhause an. Public Viewing ist nicht so mein Ding“, winkt der 74-Jährige ab. „Das ist mir zu viel Trubel. Die Zeiten sind vorbei.“ Zuhause könne er sich in aller Ruhe auf die Begegnung konzentrieren. Dafür benötige er auch keine Fanartikel wie Fahnen, Blumenketten oder Schals. „Das ist doch nur Geschäftemacherei.“

Dem Kirchheimer geht es vielmehr um den Sport an sich, und dem Team von Bundestrainer Joachim Löw traut er einiges zu. „Es ist schwer zu sagen, wer Europameister wird“, überlegt er. „Aber zu meinen Favoriten gehören Deutschland, die Niederlande und Spanien.“ Die deutsche Elf bezeichnet der 74-Jährige als eine „Kampfmannschaft“. „Sie steigert sich bei großen Turnieren.“

Karin Keck aus Uhingen hingegen hat mit Fußball so gut wie gar nichts am Hut – ihr Mann Hagen indes umso mehr. „Deshalb werde ich das ein oder andere Spiel wohl oder

übel anschauen müssen“, sagt die 36-Jährige. Verfolgt werden die Spiele dann am heimischen Fernseher – „auch mal zusammen mit den Nachbarn“, aber ohne Fanartikel. Denn für Letzteres hat auch Hagen Keck nichts übrig.

Die Uhingerin jedenfalls glaubt, dass die Deutschen gute Chancen auf den Titel haben. „Die haben doch immer viel Dusel“, meint sie schmunzelnd.

Noch nicht festlegen will sich Karl Hermann aus Dürnau. „Es gibt immer Überraschungen. Es wird sich zeigen, wer Europameister wird.“ Der deutschen Nationalmannschaft würde er

es wünschen, „aber ich zweifle ein bisschen daran“. Denn die Spiele in letzter Zeit hätten vor allem in der Defensive zu wünschen übrig gelassen. „Das Team muss sich enorm steigern.“ Grundsätzlich findet es der 62-Jährige aber gut, dass Bundestrainer Löw eine junge Mannschaft ins Rennen schickt. „Die jungen Spieler haben zwar weniger Erfahrung, aber sie haben den Willen zum Bekanntwerden und zum Siegen.“

Verfolgen wird Karl Hermann die EM-Begegnungen zuhause, bei Freunden oder in einer Gaststätte. Große Menschenansammlungen sind nichts für ihn, und auch von Fanartikeln hält er „überhaupt nichts“.

Schon ganz heiß auf das Turnier ist Mauro Revelant, der möglichst viele Spiele der Europameisterschaft auf dem Fernseher in seinem Eiscafé „Italia“ anschauen möchte.

„Ich schätze, dass es die Deutschen schaffen, denn die Mannschaft ist super“, schwärmt der Kirchheimer. Zwar schlägt das Herz des 54-Jährigen freilich für die Italiener, „aber die Deutschen spielen einfach konzentrierter“. Ganz oben würden neben Jogis Jungs Frankreich und die Niederlande mitspielen, sagt Mauro Revelant, der sich schon mit Fahnen eingedeckt hat: Sein Eiscafé schmücken fortan die Flaggen Italiens und Deutschlands.

Ausnahmezustand herrscht in den nächsten Wochen auch im „3-König“ in Kirchheim. Dort arbeitet Anna Hampel, die sich als großen Fußball-Fan bezeichnet. Die 27-Jährige

will möglichst viele Spiele in dem Restaurant verfolgen, das Public Viewing anbietet. Sie glaubt, dass Portugal oder die Niederlande gewinnt, „aber ich hoffe auf Deutschland“. Ihrem Geburtsland Polen rechnet die junge Frau hingegen keine allzu großen Chancen aus.

Fotos: Jean-Luc Jacques