Vor acht Jahren hat sich das Ehepaar aus Uhingen dafür entschieden, die Gaststätte auf der Teck zu übernehmen – und damit in die altehrwürdigen Gemäuer der Burg einzuziehen. „Ein Bekannter von uns war Koch auf der Teck. Eines Tages fragte er uns: Mein Chef hört auf, wollt ihr nicht auf die Teck?“, erinnert sich Ursula Seehofer, die damals zusammen mit ihrem Mann ein Lokal in Uhingen betrieb. „Ich habe zuerst gezögert. Denn wir suchten ja nichts, wir waren zufrieden.“ Dennoch ließ das Ehepaar der reizvolle Gedanke, auf der Teck zu wohnen und zu arbeiten, nicht mehr los. „Deshalb habe ich zu meinem Mann gesagt: Weißt du was, jetzt gucken wir uns das doch einfach mal an“, erzählt die 62-Jährige. An einem schönen Herbsttag waren die Eheleute dann vor Ort. Die Natur auf dem Teckberg sei herrlich gewesen, und zahlreiche Ausflügler nutzten die Gunst der Stunde. Es dauerte nicht lange – und schon war es um die Seehofers geschehen.
Das Leben auf der Teck ist jedoch auch mit Nachteilen verbunden, räumen die Eheleute ein. So ist die Autofahrt ins Tal im Winter, wenn viel Schnee liegt, sehr beschwerlich. Obwohl die Seehofers einen Geländewagen mit Allrad-Antrieb besitzen und Schneeketten aufziehen, sind sie im vergangenen Winter zwei Mal im Schnee stecken geblieben. „Dann hieß es: aussteigen und zu Fuß gehen“, erzählt die 62-Jährige. Im Winter überlege man es sich deshalb zwei Mal, ob man wirklich in den Ort fahren muss oder nicht. Hinzu komme, dass sich umgekehrt natürlich auch zum Beispiel ein Notarztwagen im Winter schwer tut, auf die Teck zu kommen, fügt Werner Seehofer hinzu. Die Vorstellung, dass den Eheleuten etwas zustößt und sie dringend Hilfe benötigen, macht dem Ehepaar deshalb besonders im Winter ein wenig Angst. Doch dieses Szenario ist zum Glück noch nie eingetreten.
Einfach mal so nach Kirchheim zu fahren, um ins Kino oder Eis essen zu gehen, ist für die Seehofers im Übrigen selten drin. „Wir haben immer viel Arbeit. Da bleibt wenig Zeit für Privates“, sagt Ursula Seehofer. Wenn sie an ihren Ruhetagen montags und dienstags neben Bürotätigkeiten doch mal Luft haben sollten, dann erwandern die Seehofers die Gegend rund um die Teck. „Wir gehen lieber raus in die Natur als in die Stadt. Das Schöne ist ja, dass wir mitten im Wandergebiet wohnen“, betont Ursula Seehofer.
Die Wohnung des Ehepaars befindet sich direkt über dem Mörikesaal der Gaststätte. Das kuschelige Wohnzimmer ist im kleinen Turm der Burg untergebracht. „Wir haben uns extra eine halbrunde Couch gekauft, die in den Turm passt“, erzählen die beiden 62-Jährigen. Vorhänge sucht man in der Wohnung der Seehofers vergeblich. „Wir haben keine Nachbarn und sind alleine. Deshalb brauchen wir keine Vorhänge“, erklärt Ursula Seehofer. „Außerdem können wir so den tollen Ausblick besser genießen.“ Manchmal jedoch, wenn der Wind nachts um das alte Gemäuer pfeift, sei es auf der Burg auch ein wenig gruselig. „Der Wind weht wahnsinnig um die Ecken und durch die Bäume. Als wir eingezogen sind, war das schon ziemlich ungewohnt.“ Nach jedem stärkeren Wind unternimmt Werner Seehofer einen Kontrollgang über den Hof. Denn es kommt oft vor, dass sich die ein oder andere Dachplatte verschiebt, erklärt der 62-Jährige. Die Kraft des Windes sei auf der Teck gewaltig.
Dennoch genießt das Ehepaar das Leben hoch über den Dächern Owens. Anfang Januar jedoch heißt es Abschied nehmen. Denn Ursula und Werner Seehofer haben sich dazu entschlossen, in Rente zu gehen und im Filstal in Uhingen ein „normales“ Haus zu beziehen. „Im Dezember werden wir beide 63“, sagt Werner Seehofer. „Die Zeit ist gekommen. Jetzt sind die Jungen dran.“ Die meisten Möbel haben die Eheleute bereits nach Uhingen gebracht. Schließlich „müssen wir alles unten haben, bevor der Winter einbricht“, erklärt Ursula Seehofer.
Von seinem Heimatberg trennt sich das Paar, dem als Pächter der Gaststätte auf der Teck Uwe Bogner folgt, mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Wir hängen sehr an der Teck“, betont Werner Seehofer, und seine Frau fügt hinzu: „Es war schön und etwas Besonderes, hier oben zu wohnen. Der Ausblick wird mir fehlen – aber der Vorteil ist: Die Schneeketten können wir erst mal wegräumen.“