Die Menschen ärgern sich über die hohen Spritpreise – Alternativen sind den meisten zu teuer
„Das ist reine Willkür“

Autofahren ist derzeit so teuer wie nie, an der Tankstelle fühlt man sich machtlos. Auch in der Region rund um die Teck ­ärgern sich zahlreiche Menschen über die hohen Spritpreise. Der Teckbote hat Stimmen eingefangen.

Seinen Wagen auf Autogas umrüsten zu lassen, wäre eine Alternative. Doch die Umrüstungskosten schrecken viele Autofahrer davon a
Seinen Wagen auf Autogas umrüsten zu lassen, wäre eine Alternative. Doch die Umrüstungskosten schrecken viele Autofahrer davon ab.Fotos: Jean-Luc Jacques
 Kirchheim. „Das ist reine Geldmacherei“, sagt Wolfgang Lipp, Betreiber der Esso-Tankstelle in der Schlierbacher Straße in Kirchheim. Er betont, dass er von den derzeit hohen Benzinpreisen keineswegs profitiert. „Ich bekomme laut Vertrag eine Provision, die –
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unabhängig von den Preisen – immer gleich hoch ist.“ Dass der Staat über die Mineralöl- und Mehrwertsteuer über die Hälfte des Spritpreises kassiert, hält der 69-Jährige zwar nicht für in Ordnung. Zugleich ist er aber überzeugt: „Der Staat braucht das Geld.“

In seiner Tankstelle würden sich nur wenige Kunden über die Preise beschweren, sagt Wolfgang Lipp. Er hat aber festgestellt, dass viele Menschen die Preisentwicklung ganz genau beobachten. „Manche tanken morgens nur wenig und kommen dann abends wieder, wenn es billiger ist.“ Grundsätzlich wundert sich Wolfgang Lipp aber auch ein wenig darüber, dass „die Straßen proppenvoll sind und die Leute teilweise wegen jeder Kleinigkeit in der Gegend rumfahren“ – und das bei den höchsten Benzinpreisen aller Zeiten. „Die Bürger sollten auch ein bisschen umdenken und nur noch die wirklich notwendigen Fahrten erledigen.“

An ein Ende der hohen Spritpreise glaubt der Kirchheimer momentan jedenfalls nicht. Seiner Meinung nach sollte die Politik aber auch nicht eingreifen. „Wir haben eine freie Marktwirtschaft“, betont er. Als Tankstellenbetreiber habe er selbst keine Möglichkeit, Einfluss auf die Preise zu nehmen. „Da habe ich keine Chance.“

Auch Manfred Schranner aus Notzingen ärgert sich über die hohen Preise an der Zapfsäule. Der 54-Jährige informiert sich deshalb regelmäßig im Internet, an welcher Tankstelle in der

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Region der Sprit am günstigsten ist. Insgesamt achtet er aber auch darauf, „so wenig wie möglich zu fahren“. Beruflich allerdings ist der 54-Jährige auf das Auto angewiesen. „Ich fahre jeden Tag von Notzingen nach Ebersbach. Da ist die Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ganz schlecht“, winkt Manfred Schranner ab. Wie die Zukunft für die Autofahrer aussieht, ist für ihn mehr als ungewiss. „Ich weiß nicht, wie der kleine Mann das Benzin auf Dauer bezahlen soll.“ Die Politik sollte auf jeden Fall etwas unternehmen, ist der Notzinger überzeugt. „Sie sollte entweder die Steuern senken oder die Pendlerpauschale erhöhen.“

Das sieht Astrid Wöhler aus Roßwälden genauso: Die Politik sei gefragt, denn „die Benzinpreise stehen in keinem Verhältnis – das ist reine Willkür“. Die 45-Jährige hat die

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Spritpreise dieser Tage genau im Blick und tankt immer dort, wo es am günstigsten ist. Außerdem fährt sie nur das Notwendigste. „Viele Strecken, die ich früher gefahren bin, spare ich jetzt ein.“

Rainer Wolf aus Kirchheim steigt hingegen bei gutem Wetter vom Auto auf seinen Roller um. Denn dieser verbrauche nur 4,4 Liter auf 100 Kilometer. „Es scheint so, als ob die Ölkonzerne

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die Preise heben und senken wie sie wollen“, sagt der 51-Jährige. „Die Politik sollte eine Grenze ziehen und darauf achten, dass eine Preiserhöhung auch eine sinnvolle Begründung hat“, findet Rainer Wolf. So sollte sie kontrollieren, wohin das Geld fließt und ob die Raffinerien damit vielleicht Investitionen tätigen. „Dann könnte man die Preiserhöhung wenigstens besser nachvollziehen“, fügt der Kirchheimer hinzu, der die Spritpreise übrigens stets mithilfe einer App über sein Smartphone verfolgt. Über Alternativen, wie das Elektroauto oder die Umrüstung seines Pkw auf Autogas, hat der 51-Jährige zwar schon nachgedacht – momentan ist ihm dies aber schlichtweg mit zu hohen Kosten verbunden.

Dennis Diercks aus Baltmannsweiler hat hingegen schon in diese Richtung investiert: Der 30-Jährige hat sich Ende 2010 einen Opel Corsa angeschafft, der mit Autogas angetrieben wird.

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„Am Anfang war es problematisch, Tankstellen zu finden, die Autogas anbieten“, erinnert sich Dennis Diercks. Mittlerweile aber sei dies kein Problem mehr, weil Autogas im Kommen sei und immer mehr Tankstellen auf diesen Trend reagieren. Außerdem ist der 30-Jährige über eine App seines Smartphones darüber im Bilde, wo sich Autogas-Tankstellen befinden.

„Ich bin glücklich mit dieser Lösung. Autogas ist eine gute Alternative“, freut sich Dennis Diercks. Die Kfz-Steuer sei um einiges günstiger. Außerdem lasse ihn die derzeitige Diskussion über die hohen Spritpreise völlig kalt. Denn mit seinem Opel „tut das Tanken nicht so weh“, sagt der 30-Jährige. Die meisten Menschen schrecken die Kosten für die Umrüstung ihres Fahrzeugs auf Autogas ab, vermutet Dennis Diercks. „Sie liegen bei 2 000 Euro“, informiert er. Die Investition rechne sich aber, weil die Kosten an der Tankstelle dann um einiges geringer seien.

Nur ein müdes Achselzucken haben auch Dennis Aldinger und Christian Stark aus Notzingen

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für die hohen Benzinpreise übrig – allerdings aus einem anderen Grund: Für die 26-beziehungsweise 40-Jährigen ist das Autofahren auch eine Art Freizeitbeschäftigung. Mit dem schicken Porsche und einem sportlichen Golf fahren die Notzinger des Öfteren einfach nur
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spazieren. „Ich fahre, wenn ich Lust dazu habe. Und tanken muss man eben, ich achte nicht auf die Preise“, winkt Dennis Aldinger ab. Das bestätigt Christian Stark: „Ich kann die Preise nicht ändern. Autofahren ist mein Hobby, und das ist es mir wert.“