Die Corona-Pandemie stellt den Transfermarkt auf den Kopf: Während Ende April für gewöhnlich die Gerüchteküche brodelt und das Spielerkarussell allmählich Fahrt aufnimmt, üben sich die lokalen Fußballvereine momentan eher in Zurückhaltung. Vermutlich bis Anfang Mai hängen die Klubs noch in der Warteschleife. Dann will der Württembergische Fußballverband (WFV) entscheiden, ob und wie die laufende Spielzeit fortgesetzt werden soll - genauer gesagt: kann. Denn auch ein Saisonabbruch ist nicht ausgeschlossen, obwohl dies laut WFV der letzte Ausweg sei.
Seine Hausaufgaben während der Coronakrise erledigt hat der TSV Weilheim: Der Großteil des Kaders hat bereits um ein weiteres Jahr verlängert. Für gute Stimmung sorgt dies besonders bei Trainer Benjamin Geiger: „Es hört sich vielleicht blöd an, aber so gut wie momentan lief’s bei uns schon lange nicht mehr. Wir haben aktuell mehr Teamgeist als in den ganzen zwei Jahren zuvor, hier wächst eine richtige Einheit zusammen.“ Im Vergleich dazu kündigten bisher erst drei Spieler ihren Abgang vom Bezirksligisten an - darunter Simon Kottmann, den es höchstwahrscheinlich zum TSV Jesingen zieht sowie Matthias Schaufler, der künftig für die SF Dettingen aufläuft.
Ob die Limburgstädter sich noch verstärken werden, ist unklar. „Wir müssen abwarten, wie unser Budget aussieht. Wir haben zwar mit ein paar Spielern Kontakt, aber da wir keine genauen Zahlen nennen können und nichts Falsches versprechen möchten, gestaltet sich das schwierig“, räumt der 40-jährige TSVW-Coach ein. Grund dafür sei nicht zuletzt auch die finanzielle Abhängigkeit von Sponsorengeldern. „Wir hoffen natürlich, dass uns die Meisten trotz der Krise treu bleiben. Aber die Unternehmen stehen zurzeit ja selbst vor genügend Problemen, da geht es um ganz andere Dinge als nur um Fußball“, weiß Geiger. Dass es auf dem Transfermarkt dadurch vergleichsweise ruhiger vonstatten geht, kommt dem Weilheimer Coach durchaus entgegen: „Das tut dem Fußball auch mal ganz gut.“
Bei Liga-Konkurrent VfL Kirchheim steht derzeit vor allem die Trainerpersonalie im Fokus: „Mir sind momentan die Hände gebunden. Wir können erst Entscheidungen treffen, wenn wir wissen, wie es weitergeht“, sagt Marc Butenuth, Abteilungsleiter des Tabellenzweiten. Ob Michel Forzano in sein drittes Jahr als VfL-Trainer geht, ist daher weiterhin unklar. „Michel ist ein ehrgeiziger Trainer und will unter allen Umständen aufsteigen“, weiß Butenuth. Naheliegend also, dass die Zukunft des 31-Jährigen vor allem davon abhängt, in welcher Liga die Kirchheimer nächste Saison spielen werden.
Auch was den VfL-Kader betrifft, herrscht weitestgehend Stillstand. „Mit externen Spielern reden wir zurzeit gar nicht. Wir werden wohl vermehrt auf unsere Jugend setzen“, erläutert Butenuth. Die ersten beiden Neuzugänge aus der U19 stehen auch schon fest: Die Keeper Nick Bopp und Nico Nagel werden künftig in der ersten Mannschaft zwischen den Pfosten stehen.
Wohlfühlstimmung beim TVN
In aller Ruhe arbeitet man hinter den Kulissen bei Bezirksligst TV Neidlingen weiter - mit Erfolg. Neben dem Trainerteam hat auch der gesamte Kader schon für kommende Saison zugesagt. „Das ist ein tolles Zeichen an den Verein, dass wir zu solch einem frühen Zeitpunkt schon die Weichen gestellt haben. Und dass uns niemand verlassen will, spricht ja für sich“, freut sich TVN-Spielertrainer Patrick Kölle. Ob sogar noch die ein oder andere Verstärkung ins Kirschblütental hinzu kommt, bleibt aber abzuwarten. „Wir führen aktuell mit drei Spielern Gespräche, mit einem davon sind wir schon recht weit“, gibt Kölle bekannt - Namen wollte er jedoch keine nennen.
Dass in Neidlingen grundsätzlich keine Spielergehälter bezahlt werden, komme dem Verein in der Coronakrise jedenfalls entgegen. „Wir haben deshalb zurzeit auch keine finanziellen Engpässe zu befürchten. Es muss ja schließlich auch mal von Vorteil sein, wenn man kein Geld zahlt. Sonst ist das bei der Spielersuche ja in der Regel ein Nachteil“, frotzelt Kölle.
Auf Kontinuität setzt man auch bei Kreisliga-A2-Tabellenführer TSV Jesingen: 13 Spieler gaben der Vereinsführung bereits ihr Wort für die kommende Runde, darüber hinaus haben die Jesinger zusätzlich zu Simon Kottmann noch zwei weitere potenzielle Neuzugänge an der Angel. Fix hingegen ist die Rückkehr von Felice Galeota. Der 32-jährige Innenverteidiger kommt von Ligakonkurrent SF Dettingen zurück in die Lehenäcker. „Uns war wichtig, dass wir die schwierige Zeit, in der wir uns gerade befinden, nicht verschwenden sondern effektiv nutzen und handeln“, sagt Jesingens Abteilungsleiter Peter Martsch. In der kommenden Spielzeit nicht mehr für die „Gerstenklopfer“ auflaufen wird derweil Stürmer Sascha Foschi. Den Routinier zieht’s - genauso wie Mannschaftskollege Kosta Kalaitzis - zum TSuGV Großbettlingen. Beim derzeit Zweitplatzierten der Kreisliga B4 wird der 33-Jährige spielender Co-Trainer neben Chefcoach Matteo Casisa. „Wir hatten dringenden Handlungsbedarf und sind glücklich, dass alles so schnell geklappt hat“, freut sich Casisa.