Neidlingen. Von sich aus würde kein Anbieter das noch nicht erschlossene Gebiet im Südosten des Orts mit schnellem Internet versorgen. Das war seit Langem klar. Begründung: Es gibt dort zu wenig Betriebe und Haushalte, es lohnt sich einfach nicht. Also muss die Gemeinde für die Erschließung einen Zuschuss geben. Das ist erlaubt, für dieses Verfahren und einen Zuschuss des Landes gibt es aber eine strenge Prozedur.
Mit einer Umfrage bei Gewerbetreibenden und Privathaushalten hatte die Gemeinde den Bedarf ermittelt und den Auftrag im August 2011 öffentlich ausgeschrieben. Zwei Angebote gingen ein, eines von der Telekom und eines vom Funknetzanbieter Internet & Go. Doch beide konnten nicht gewertet werden: Sie waren entweder unvollständig oder enthielten unzulässige Bedingungen und Ausschlüsse, der gewerbliche Bedarf war nicht vollständig abgedeckt.
Also schrieb die etwas frustrierte Gemeindeverwaltung im Dezember 2011 erneut aus. Erneut beteiligten sich die beiden Anbieter vom ersten Mal. Die Telekom hatte aber mehr nachgebessert als ihr Konkurrent. Das Angebot der Telekom, so der Sachverständige der Breitbandberatung Baden-Württemberg, entspreche „den von der Gemeinde gesetzten Anforderungen in vollem Umfang“. Das um wenige Euro günstigere Angebot von Internet & Go hingegen sei nicht vollständig bewertbar, es fehlten noch immer Informationen und Referenzen. Also bekam die Telekom den Zuschlag.
Nach deren Berechnungen betragen die Gesamtinvestitionskosten gut 117 000 Euro. Um die Wirtschaftlichkeitslücke auszugleichen, muss die Gemeinde knapp 75 000 Euro zuschießen. Zu diesem Betrag hat das Regierungspräsidium Stuttgart Anfang des Monats einen Zuschuss von knapp 30 000 Euro bewilligt. Die Telekom verpflichtet sich, die schnellen Anschlüsse spätestens in zwölf Monaten bereitzustellen. „Ich gehe davon aus, dass es schneller geht“, sagte Bürgermeister Rolf Kammerlander. Wäre die Versorgung nach 18 Monaten noch immer nicht erreicht, könnte die Gemeinde vom Vertrag zurücktreten.
Von Weilheim bis zum Übergangspunkt in Höhe der Firma Festool ist bereits eine knapp 4,8 Kilometer lange Rohranlage vorhanden. Von dort werden 840 Meter neu verlegt, sie reichen bis zu drei Verteilern in der Ortsmitte. Die Ortsdurchfahrt ist von der Verlegung nicht betroffen. Vor der versprochenen maximalen Datenrate im Download von 50 Mbit/Sekunde steht ein „bis zu“, die Bandbreite nimmt zum Ortsrand hin ab. Als Mindestwert stehen laut Ausbauplanung der Telekom bei den Gewerbebetrieben 28 Mbit/Sekunde, generell neun Mbit/Sekunde zur Verfügung. „Kein Vergleich zu den jetzigen 384kBit pro Sekunde“, meinte die Gemeinderätin Petra Feller (NWV), die als Architektin selbst auf die schnelle Leitung wartet. „Jetzt muss man es bloß noch bauen“, raunte hoffnungsvoll ein ebenfalls wartender Zuhörer.