Die Freiwillige Feuerwehr, Abteilung Schlattstall, ist seit diesem Jahr Geschichte
Das leise Ende einer Institution

In Schlattstall gibt es seit diesem Jahr keine Feuerwehr mehr. Die Abteilung hat sich selbst aufgelöst, weil sich kein Schlattstaller für eine Führungsposition finden ließ.

Lenningen. Die letzten verdellten Feuerwehrhelme liegen im Auto von Andreas Metzger, sie kommen auf den Schrott. Einzig die Ausgehuniform erinnert noch an die Freiwillige Feuerwehr, Abteilung Schlattstall, als dessen letzter Kommandant And­reas Metzger in die Annalen eingehen wird. „Es haperte an der Führungsstruktur“, erklärt Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht. Zwar wäre Andreas Metzgers Sohn Matthias bereit gewesen, die Kommandantenstelle von seinem Vater zu übernehmen. Doch er wohnt nicht mehr in dem idyllischen Ort am Fuße der Alb, weshalb wenigstens sein Stellvertreter in Schlattstall wohnen sollte. Zunächst schien eine Lösung in Sicht, doch als die Planung konkret wurde, ließ sich niemand für die Position finden. Die Konsequenz: Die Abteilung löste sich selbst auf.

„Das war schon ein Schlag“, sagt Andreas Metzger, der selbst 36 Jahre Mitglied dieser Abteilung war, davon zehn Jahre als Kommandant. „Es war ein schwerer Weg, aber es hat keine andere Möglichkeit gegeben. Die Schlattstaller waren selbst erstaunt, als sie von diesem Schritt erfuhren“, sagt Andreas Metzger weiter. So gut wie nichts ist von seiner Abteilung übrig geblieben. Die brauchbare Einsatzkleidung hat er bereits im Len­ninger Magazin abgegeben, dort steht auch das TSF – Tragkraftspritzenfahrzeug. Die Ausgehuniform ist neben einer historischen Spritze und einem renovierungsbedürftigen Schlauch- beziehungsweise Hydrantenwagen das Einzige, was noch im Ort selbst an die Ära Feuerwehr in Schlattstall erinnert.

Nicht nur Andreas Metzger bedauert, dass diese wichtige Institution nach 124 Jahren der Geschichte angehört. Nun gibt es in dem 178 Einwohner zählenden Ort nur noch den Obst- und Gartenbauverein. „Auch für das gesellschaftliche Zusammenleben im Ort ist die Auflösung der Abteilung sehr bedauerlich“, sagt Michael Schlecht. Der Gemeinde lag der Erhalt der Abteilung sehr am Herzen und sie hat sämtliche Unterstützung signalisiert. Am Ende blieben alle Bemühungen jedoch erfolglos. Die Mehrzahl der 14 aktiven Feuerwehrmänner macht nicht mehr weiter, lediglich zwei bleiben dem Ehrenamt treu, einer in der Abteilung Brucken, der andere in Lenningen. „Die Abteilung hat ihren Mann gestanden. Wenn die Lauter über die Ufer getreten ist, dann war die Wehr in der Vergangenheit eben vor Ort und ihre Mitglieder waren Ansprechpartner“, zeigt Michael Schlecht die Konsequenzen auf.

Ansprechpartner will Andreas Metzger gemeinsam mit Hans Pauer, Kommandant der Lenninger Alterswehr und langjähriges Mitglied der Abteilung Schlattstall, auch in Zukunft ohne offizielles Amt bleiben.

Im Ernstfall ändert sich für die Schlattstaller wenig, denn schon in der Vergangenheit rückten tagsüber die Nachbarwehren aus, da zu wenig Schlattstaller Feuerwehrmänner vor Ort waren. Bei kleineren und mittleren Bränden, etwa einem Zimmerbrand, kommt die Gutenberger Wehr, bei größeren Bränden oder Unfällen wurde und wird Lenningen automatisch alarmiert. Viel zu löschen gab es in dem Örtchen glücklicherweise nicht. An einen großen Brand vor vielen Jahren erinnert sich Andreas Metzger jedoch: „Die Schreinerwerkstatt vom Lampen-Häussler ist komplett niedergebrannt, das Lacklager konnten wir jedoch noch retten“. Ansonsten mussten bei Hochwasser einige Keller leergepumpt oder bei Überflutungen Straßen von Geröll befreit werden.

Nach Hochwang ist Schlattstall nun die zweite Abteilung in Lennin­gen, die sich aufgelöst hat. Einen Trend kann Kreisbrandmeister Bernhard Dittrich jedoch nicht feststellen, Auflösungen von Abteilungen sind die Ausnahme. „Wir müssen uns im Klaren sein, dass es sich um ein Ehrenamt handelt. Mehr als fünf Stunden pro Woche dürften nicht an Arbeit anfallen“, so der Kreisbrandmeister. Deshalb müsse man aufpassen, dass die Führungskräfte nicht überlastet werden. „Man sollte die Last auf viele Schultern verteilen und schauen, was von der Verwaltung geleistet werden kann“, sagt Bernhard Dittrich. Jede Auflösung bedeute einen Verlust, denn bei Sturm oder Hochwasser gehe es darum, möglichst schnell möglichst viele Einsatzkräfte vor Ort zu haben. Da zähle jede Abteilung und sei sie noch so klein aufgestellt. „Bei dem schlimmen Gewitterhochwasser im August 2002 waren wir über jeden einzelnen Feuerwehrmann froh“, bestätigt Michael Schlecht.