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Das System an die Wand gefahren

Zum Artikel „Ihr Medikament ist nicht lieferbar“ und dem Kommentar „Kaputtgespart“ vom 13. Februar

Wenn Frau Strifler schreibt, es sei höchste Zeit, dass sich die Politik einmischt, so muss mit aller Deutlichkeit gesagt werden, dass gerade deren Einmischung das Übel ist. Der Fehler liegt auch nicht in einer Monopolisierung („Experte“ Hennrich), sondern in der gnadenlosen Kommerzialisierung und Verbetrieblichung eines „Gesundheits“-Systems, in dem der Kranke keine Rolle mehr spielt, nur Begründung ist - und die therapeutisch Tätigen um des Gewinns willen verheizt werden.

Seit Seehofer das Signal zur Verindustrialisierung (Professor Maio) gegeben hat, haben alle Nachfolger es sukzessive an die Wand gefahren, zuletzt in bürokratisch-technokratischer Manier (in guter deutscher Tradition) unser aktueller kanzlerschaftsg(. .)ler Gesundheitsminister. Mögen wir ein Land mit Versorgung auf höchstem Niveau sein (Strifler), wenn es um Technik und Fließbandproduktion geht, so mangelt es zuhauf an Zuwendungs- und Empathiemöglichkeiten, Zeit und Muse, Zuwarten- und Zuhörenkönnen, Begleiten und Anwesendsein - alles Fähigkeiten, die in erster Linie eines nicht begrenzten Zeitverständnisses bedürfen und unabdingbare Voraussetzungen eines wirklichen humanen Heilungs- und Heilwerdeprozesses sind. Wie sollten Politiker fähig sein, den Menschen wieder zum Mittelpunkt und Fundament des Gesundheitssystems werden zu lassen - oder haben wir jemals Brandstifter den selbst entfachten Brand löschen gesehen?

Dr. Matthias Komp, Kirchheim