Neidlingen. Nicht nur Frauen, sondern eine überraschend große Zahl Männer hatten sich auf diese brisante und akute Thematik eingelassen, für die der Referent Dr. Michael Grebner vom Christophsbad Göppingen lobende Worte fand: „Dass Sie, liebe Männer, den Mut haben, heute hier zu sein, freut mich ganz besonders“. Demenz sei ein Frauen- und Männerthema. Seiner persönlichen folgte die berufliche Vorstellung als Leitender Oberarzt der Klinik für Gerontopsychiatrie am Christophsbad Göppingen.
Die bekannteste und häufigste Form einer Demenz ist die „Alzheimer Demenz“. „Das Vergessen gehört zu unserem Leben, ist etwas ganz Wichtiges, auch um unseren Alltag zu bewältigen“, so eine These des Referenten. Demenz sei eine Erkrankung, kein Altersschicksal und die Bilder von prominenten Alzheimer Patienten zeigten, dass Herkunft, Beruf und Umwelt keinen Einfluss auf das Demenz-Krankheitsbild haben. Die erkennbare Altersstruktur der Weltbevölkerung, werde die Zahl an Erkrankungen ansteigen lassen. Diesen altersabhängigen Anstieg von Demenzen untermauerte Dr. Grebner mit anschaulichen Beispielen, wie auch die typischen Symptome einer moderaten Alzheimer Demenz.
Die Merkmale bei fortgeschrittener Demenz, nämlich psychische Störungen und Verhaltensauffälligkeiten, wie etwa sozialer Rückzug, Misstrauen, Aggressivität, Agitiertheit, Angst, Wahn und Halluzinationen, Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus“ sind dabei benannte Wahrnehmfaktoren. Aufschlussreiche Bilder gab es zu Veränderungen des gesunden wie des kranken Gehirns. Wie werden Erfahrungen im Gehirn verankert? Dabei handelte der Referent einzelne Langzeit-Gedächtnissysteme dialogisiert ab.
Mit Blick auf seine Arbeit bei der „Gedächtnissprechstunde“ bot der Arzt Therapiemöglichkeiten einer Alzheimer-Krankheit im Überblick als Spezialambulanz an. Da gab es die Pharmakotherapie und nichtpharmakologische Ansätze. Sein wesentlicher Ratschlag: „Über die Krankheit aufklären, damit diese verstanden wird“. Eine frühzeitige Diagnose sichert einen zeitigen Therapiebeginn, fördert damit die Selbstständigkeit des Patienten und verzögert das Fortschreiten der Krankheit. Eine integratives Therapiekonzept sei für Patienten und die Angehörigenbetreuung wichtig. Denn bei diesen Zahlen ist Staunen angesagt: Von den zwei Millionen an Demenz erkrankten Personen in Deutschland wurden 85 Prozent zu Hause gepflegt, 70 Prozent der Angehörigen übernehmen die Pflege gar alleine und 75 Prozent der Pflegenden sind über 50 Jahre alt. Was damit an physischen und psychischen Belastungen verbunden ist sowie an persönlichen Bedürfnissen der Pflegenden auf der Strecke bleibt, dafür brach Dr. Grebner eine Lanze und verlangte ausdrücklich ein Recht der Helfenden auf deutliche Pausen. Den Fragen „Wie nehme ich dem Dementen die Angst“ und „Wie reagiere ich auf Beschuldigen“ begegnete der Experte mit lösungsorientierten Tipps.rr