Weilheim. Rote Regenschirme, blaue, gelbe, graue, schwarze, bunt gestreifte – es war nicht zu übersehen, die Weilheimer und ihre Gäste hatten sich auf das Nass von oben eingestellt, obwohl alle hofften, der Himmel über der Peterskirche möge aufreißen wie damals bei Noah, dessen Geschichte im Gottesdienst worden war, bevor Bürgermeister Züfle das 39. Städtlesfest traditionell eröffnet worden war.
„Weißt Du wie der Sommer schmeckt?“ fragte eine Grundschülerin und wollte den vor dem Rathaus unter den Schirmen Lauschenden die Zähne lang machen mit „Eis aus Schokolade und Limonade . . .“. Ihr Mitschüler wollte den Regen gar nicht wahrhaben , denn in seinem Gedicht forderte er die Bürger auf „begleitet von viel Sonnenschein dürft Ihr Euch‘s gut gehn lassen“.
Das wäre den Weilheimern und ihren Gästen auch nicht weiter schwergefallen, denn rund 40 Vereine und Organisationen der Limburgstadt hatten sich alle Mühe gegeben und keinen Aufwand gescheut, um die Festbesucher gut zu verköstigen und zu unterhalten. Doch das Wetter machte den Sommergefühlen Gänsehaut.
„Schön, dass so viele ausharren“, lobte Bürgermeister Johannes Züfle die „viel Gebeutelten“. „Zuerst war‘s nichts mit dem EM-Finale der Deutschen Nationalmannschaft, dann hat uns am Samstagabend der Sturm ein Zelt zerfetzt, wobei die Feuerwehr Schlimmeres verhindert hat, und jetzt will uns der Regen die Laune verderben“. Das aber ließ das Stadtoberhaupt nicht zu. Stattdessen ermutigte er die Gäste, die Gastfreundschaft der Weilheimer zu genießen.
Zwar ließ der überschaubare Zustrom an den Getränkeständen darauf schließen, dass sich der Durst nach der steigenden Quecksilbersäule im Thermometer richtet. Dafür stiegen in den trockenen Vereinszelten ob des Andrangs auf Köstlichkeiten aus Küche und Keller die Temperaturen. Apropos Köstlichkeiten: Wer lieber zu Hause kochen wollte, der konnte das in unserer Zeitung vorgestellte Weilheimer Kochbuch der „Freunde der Limburgschule“ am Stand neben dem Rathaus erwerben. 500 Exemplare lagen bereit. Und die gehen alle weg? „Vielleicht, wenn‘d Sonne rauskommt“, hofften die beiden Elternbeiratsvorsitzenden der Limburg-Grundschule, Sabine Reich und Daniela Wahl vom Redaktionsteam des Kochbuchs. Wenn nicht, so gibt‘s das Weilheimer Kochbuch auch bei Ingeborg Holl-Haug, „Lesen, Schreiben, Schenken“ und bei „Das Buch“ in der Limburgstadt zu kaufen.
Auf der Bühne der Stadtkapelle, die das Städtlesfest mit dem Lied „Geh‘ aus mein Herz und suche Freud‘“ eröffnete, sorgten verschiedene Gruppen für Unterhaltung und im Rathausfoyer drängten sich interessierte Eltern und kunstsinnige Besucher um die Stellwände mit originellen Werken von Weilheimer Schülern.
Im Regen standen auch die Stände der Vereine und Organisationen in der Unteren Grabenstraße. Nicht im Regen stehen lassen wollte aber Vitor Goubia vom Portugiesischen Verein die spanischen „Nachbarn“ beim EM-Finale. „Ich schreie für Spanien“, verkündete er und rechnete „La Seleccion“, der Ibero-Auswahl, gute Chancen aus, den Pokal zu gewinnen. Und schob nach: „Hoffentlich gibt‘s kein Elfmeterschießen“. Denn das sei Glückssache. Wie das Wetter.