Lokales

333 Schüler lesen ab heute ganz „intensiv“

Das Leseprojekt des Teckboten und der Stiftung Kreissparkasse bringt sechs Wochen lang die Zeitung in die Schule

Von heute an flattert sie wieder auf den Schultisch: die Zeitung. Bis Ende Februar dauert das Projekt „Wir lesen intensiv“, das der Teckbote gemeinsam mit der Stiftung Kreissparkasse anbietet. 333 Schüler sind für dieses Mal angemeldet. Besonders erfreulich: Das „Einstiegsalter“ sinkt. Die Jüngsten – die sich sogar freiwillig für die Teilnahme entschieden haben – sind Zweitklässler aus Oberlenningen.

Beim Vorbereitungsseminar haben die Lehrer schon mal intensiv in den Teckboten geschaut. Vom heutigen Montag bis Ende Februar si
Beim Vorbereitungsseminar haben die Lehrer schon mal intensiv in den Teckboten geschaut. Vom heutigen Montag bis Ende Februar sind ihre Schüler dabei, die Zeitung intensiv zu lesen.Foto: Jean-Luc Jacques

Kirchheim. „Wir lesen intensiv“ – der Name ist Programm. „Wir lesen“ bedeutet, dass die gesamte Klasse liest, und zwar den Teckboten, Tag für Tag. Was dagegen „intensiv“ bedeutet, das kann und darf jeder für sich selbst bestimmen. „Intensiv“ muss nämlich nicht heißen, so viel und so schnell wie möglich zu lesen. Schnell und schlampig wäre ja das Gegenteil von „intensiv“. Auf gar keinen Fall aber verlangt die Teilnahme am Projekt, dass „wir“ – also die gesamte Klasse – jeden Tag den gesamten Teckboten liest, von der ersten Seite links oben bis zur letzten Seite rechts unten.

Das würde nämlich auch kein anderer Zeitungsleser so machen. Die Zeitung ist schließlich kein Roman, bei dem in Kapitel 4 angedeutet wird, was zum großen Unglück in Kapitel 18 führt. Die Zeitung ist nicht zusammenhängend und muss deshalb nicht zusammenhängend gelesen werden. Sie ist eher, wie das Fernsehprogramm, als Angebot zu verstehen. Im Fernsehen sucht man sich ja auch genau die Sendungen aus, die einen interessieren. Manchmal findet man dann beim Umschalten noch die eine oder andere Sendung, die spannend ist und die man sich deshalb auch noch anschaut, wenn man sowieso gerade vor der Kiste sitzt.

Genauso ist das beim Zeitunglesen: Im Lauf des Leseprojekts stellen die Schüler fest, dass es auch in der Zeitung feste Rubriken auf festen Seiten gibt. Das ist wie eine bestimmte Sendung in einem bestimmten Kanal zu einer festen Sendezeit. Aber auch bei der Zeitung kann es sich ergeben, dass man – beim Umblättern, nicht beim Umschalten – auf etwas Inte­ressantes, Spannendes, Lustiges stößt und dabei „hängen bleibt“.

Der Vergleich mit dem Fernsehen ist auch sonst ganz gut geeignet, um sich an den Umgang mit der Zeitung zu gewöhnen: So wie man bei bestimmten Sendungen im Fernsehen recht schnell umschaltet, kann man bei bestimmten Seiten in der Zeitung auch schnell umblättern. Es ist eben nicht jede Sendung und nicht jeder Artikel für alle Zuschauer und für alle Leser in gleicher Weise spannend und interessant. Beispiel Fußball: Über Bundesliga und Champions League berichtet die Zeitung genauso wie das Fernsehen. Aber während die einen nicht genug davon kriegen können und am liebsten auch noch mit ihrem Team „live“ beim „Pausentee“ sitzen würden, gibt es andere, die der Fußball noch weniger interessiert als der berühmte Sack Reis, der gerade in China umfällt.

Deshalb schreibt der Teckbote über Fußball – übrigens auch über die Kreisklasse und außerdem auch über viele andere Sportarten: weil es viele Leser gibt, die möglichst alles über die Spiele von gestern oder vom Wochenende erfahren möchten. Und alle anderen, die sich nicht dafür interessieren, können diese Seiten einfach ganz schnell überblättern.

Für erfahrene, langjährige Zeitungsleser ist das alles längst Gewohnheit. Sie haben das auch nie lernen müssen, sondern es immer so gemacht. Und sie haben seit eh und je die Texte in ihrer Zeitung gefunden, die sie interessiert haben. Den heutigen Kindern und Jugendlichen gibt das Projekt „Wir lesen intensiv“ die Chance, genau das zu erfahren und auszuprobieren. Sie stellen fest: Zeitunglesen ist cool.

Und was noch cooler ist: Für jede der 18 Klassen, die am Projekt teilnehmen, gibt es die Möglichkeit, eigene Artikel zu schreiben. Sie besuchen die Polizei, die Feuerwehr oder den Tresorraum der Kreissparkasse, sie bekommen erklärt, wie man echte Banknoten von Falschgeld unterscheiden kann – und schreiben für den Teckboten über ihren „Recherchetermin“. Aus „Wir lesen intensiv“ wird dann sogar noch „Wir schreiben intensiv“. Und lesen können es hinterher alle. Intensiv.